Lieferengpässe durch Corona: Bauarbeiten am Marktplatz in Offenbach geraten ins Stocken

Die Bauarbeiten am Marktplatz in Offenbach kommen derzeit ins Stocken. Um einen Baustopp zu verhindern, passt die Stadt jetzt die Planungen an.
Offenbach – Es ist eine Folge der Corona-Pandemie: Probleme mit stockenden Logistikketten und fehlenden Bauteilen haben ganze Branchen erfasst. Das bekommt der Verbraucher zu spüren: Der wartet wochenlang auf Spülmaschine, Rasenroboter oder Drucker. Und auch der Baufortschritt gerät ins Stocken. Jetzt trifft’s Offenbach an zentraler Stelle – am Marktplatz. Dort könnte der Umbau länger dauern als geplant...
„Die Baustoffhändler melden seit einiger Zeit enorme Lieferschwierigkeiten. Das ist ein Problem nicht nur für private Bauherren und Handwerker, sondern auch für unsere Baufirma vor Ort, die weiterhin auf die zugesagten Materialien warten muss“, berichtet Baudezernent Paul-Gerhard Weiß. Aktuell betroffen: Betonborde für die neue Fahrbahn und die neuen Aufenthaltsbereiche für die Passanten. Die Stadt hatte zuletzt selbst Kontakt zu den Herstellern aufgenommen in dem Versuch, die Lieferungen zu beschleunigen. Erfolglos.
Material für Bauarbeiten am Marktplatz Offenbach fehlt: Stadt rechnet mit sechs Wochen Verlängerung
Die ohnehin schon mehrwöchigen Lieferzeiten haben sich mehr als verdoppelt. Teilweise sei mit Wartezeiten von bis zu einem halben Jahr zu rechnen. Die verspäteten Lieferungen wirken sich in der Folge auf die Terminplanung der nachbeauftragten Unternehmen aus. Da diese aufgrund voller Auftragsbücher dann häufig an anderen Orten gebunden sind, müssen neue Termine vereinbart werden. Ein Rattenschwanz...
Aufgrund dieser außergewöhnlichen Situation wurden die Planungen für den Marktplatz-Umbau angepasst. Weiß: „Einen Baustillstand haben wir nicht. Es wird versucht, später geplante Maßnahmen vorzuziehen, so etwa aktuell an der Ecke Waldstraße / Bieberer Straße. Es gibt genug zu tun. Wir müssen jedoch davon ausgehen, dass sich die erste Bauphase um rund sechs Wochen verlängert. Vorausgesetzt, dass die nun angekündigten Liefer- und Bautermine eingehalten werden, kann der Wechsel in Bauphase 2 ab Ende Oktober erfolgen.“
Verzögerung bei Bauarbeiten: Gastronomie am Markplatz Offenbach kann Außenflächen länger nutzen
Zumindest für die Gastronomie hat’s Vorteile: So können die Außenflächen am Marktplatz, die in Bauphase 2 entfallen, noch etwas länger genutzt werden. Das betrifft zudem die Verkehrsberuhigung am Wilhelmsplatz, bevor diese wie geplant wegen des Marktplatz-Umbaus bis Anfang kommenden Jahres ausgesetzt werden muss. In Bauphase 2 wird der Verkehr teils über die Seitenstraßen des Wilhelmsplatzes umgeleitet, da in dieser Zeit die Einfahrt in die Bieberer Straße gesperrt ist. „Inwieweit sich die weiteren Bauphasen nach hinten verschieben, kann heute noch nicht gesagt werden“, sagt Weiß.
Angepasst wurden die Bauabläufe aufgrund der erforderlichen Kampfmittelsondierung. Wegen massiven Störungen im Untergrund – Bauwerksreste, Stahlbeton und verdichtetes Erdreich – konnte die Fachfirma keine Freigabe für das gesamte Baugebiet erteilen. Das Verfahren wurde daraufhin umgestellt – die Freimessungen erfolgten stattdessen in einzelnen Schritten mit speziellen Geräten, sind nun aber weitgehend abgeschlossen. Sehr aufwendig mussten alte Kellerreste aus Sandstein und Beton sowie Gewölbekanäle unter Einbeziehung archäologischer Fachleute inspiziert und beseitigt werden. Die bisher aufgefundenen Überreste wurden vom Landesamt für Denkmalpflege begutachtet und dokumentiert, galten aber nicht als erhaltenswert.
Nach Ärger wegen Durchfahrtsverbot: Stadt Offenbach will vermehrte Verkehrskontrollen
Weil sich anfangs viele Autofahrer nicht ans Durchfahrtsverbot gehalten hatten, mussten die Wurzelplatten zum Schutz der Bäume permanent nachgebessert werden. Sollte sich der Verkehr durch den Marktplatz nach den Ferien wieder verstärken, „um alle Verstöße zu dokumentieren und Verwarn- und Bußgeldverfahren über das Ordnungsamt in die Wege zu leiten“, heißt an die Adresse der Autofahrer. (Martin Kuhn)