„Immer wieder neue Hürden in den Weg gelegt“: Initiative Hauptbahnhof wartet weiter auf Signal der DB
Die Initiative Hauptbahnhof hofft auf eine rasche Entscheidung für Zukunft des Offenbacher Verkehrsknotenpunkts. Doch die Deutsche Bahn hält sich bedeckt.
Offenbach - Die unbefriedigende Situation um den Offenbacher Hauptbahnhof ist seit vielen Jahren ein Ärgernis. Die Stadt will in Kürze einen Grundsatzbeschluss vorlegen, dass sie und die Initiative Hauptbahnhof, die das Gebäude etwa für soziale und kulturelle Zwecke nutzen möchte, mit der Bahn über Erwerb oder Pacht verhandeln kann. Doch das Heft des Handelns liegt bei der Bahn – und dort ist es seit Monaten still um das Thema.
Im Herbst stellte die Initiative Hauptbahnhof die Machbarkeitsstudie zur künftigen Nutzung vor. „Für den östlichen Teil ist eine gemeinwohlorientierte Nutzung vorgesehen, etwa ein Haus der Vereine“, sagt Kai Schmidt von der Initiative. Von mehreren Vereinen gebe es Anfragen wegen Räumlichkeiten. Auch ein Angebot für Jugendliche sei in der Umgebung dringend nötig.
Der westliche Teil soll eher kommerziell genutzt werden: Die Initiative könnte sich ein Hostel vorstellen. Der Bebauungsplan würde das auch gestatten, da es zuvor Wohnungen in diesem Teil des Areals gab. „Es gibt auch einen Gastronomen, der sofort etwas eröffnen würde – das hat er uns gegenüber erklärt“, sagt Schmidt.

Hauptbahnhof in Offenbach: Deutsche Bahn kündigt 2022 Aufwertung an - und schweigt seit dem
Das Problem besteht darin, dass das ganze Gebäude der Bahn gehört – und seit Mitte vergangenen Jahres hat sie die Strategie bezüglich ihrer Liegenschaften geändert. Im Juli vergangenen Jahres erklärte sie, dass sie ab sofort keine Bahnhofsgebäude mehr verkaufe. Stattdessen wolle sie selbst die Liegenschaften entwickeln. Gegenüber der Presse hieß es explizit, dass in Hessen der Offenbacher Bahnhof zu den Gebäuden gehöre, für deren Aufwertung ein Konzept gesucht werde.
Seitdem herrscht Stille. Zwar betonen Stadt wie Initiative, man stehe in regem Austausch mit der Bahn – doch finale Zusagen gibt es keine. „Wir als Initiative haben immer gesagt, dass wir gegenüber der Bahn nicht konfrontativ vorgehen wollen“, sagt Schmidt. Der Kontakt sei auch stets freundlich gewesen – doch belastbare Zusagen gab es keine, erst recht nicht seit dem Strategiewechsel.
Der Magistrat bereitet gerade einen Grundsatzbeschluss vor, der im Februar den Stadtverordneten vorgelegt werden soll. Damit wird die Stadt ermächtigt, mit der Bahn über den Ankauf – gemäß dem Vorgehen vor dem Strategiewechsel – oder über eine Pacht zu verhandeln. Finanziert werden soll dies mit Geld aus der Hessischen Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt (HEGISS). Freilich hängt alles an der Bereitschaft der Bahn – und ob die den Wünschen von Stadt und Initiative nach Bespielung und Aufwertung des Hauptbahnhofs entgegenkommt, ist offen.
Offenbach: Initiative Hauptbahnhof unterbreitet Vorschläge an Deutsche Bahn
„Als Initiative bieten wir der Bahn an, dass wir sofort die Halle streichen und optisch aufwerten“, so Schmidt. Gern würde die Initiative den kleinen Kiosk am östlichen Haupteingang bespielen, doch die Verhandlungen liefen bisher zäh, eine Einigung konnte nicht erzielt werden. „Leider wurden uns immer neue Hürden in den Weg gelegt“, klagt Schmidt. Dass die Situation in mehrerer Hinsicht unbefriedigend ist, ist der Bahn bekannt: Gegenüber der Initiative wurde betont, dass in den nächsten Jahren am barrierefreien Zugang zu den Gleisen gearbeitet werde. Die Finanzierung sei in trockenen Tüchern, hieß es.
Problematisch für die Verhandlungen könnte sein, dass der Hauptbahnhof in absehbarer Zeit saniert werden muss: Zwölf Millionen Euro betrug die Schätzung – inzwischen dürfte sich auch wegen der Inflation die Summe erhöht haben. „Wenn alles gut läuft, könnten wir noch dieses Jahr den Bahnhof bespielen“, hofft Schmidt. Doch dafür braucht es endlich ein klares Signal der Bahn. (Frank Sommer)