Am Anfang erst mal Klassiker

Aktion „Offenbach spielt gemeinsam“ verbindet Jung und Alt
Offenbach – „Spielen ist nicht einfach nur Spaß, es verbindet, pflegt Gemeinschaft und Kommunikation und ist letztlich auch Training und Sprachförderung.“ So exakt wie Erzieherin Linda Steffens würden die Besucher der Aktion „Offenbach spielt gemeinsam“ ihre Motivation zum Mitmachen vielleicht nicht beschreiben. Klar ist aber, dass die viertägige Veranstaltung ein Höhepunkt im städtischen Jahreslauf ist. Zum neunten Mal haben Akteure wie Stadtjugendring, Jugendamt, evangelische, freireligiöse und humanistische Jugend zum Spielen eingeladen. Von Donnerstag bis Sonntag hieß es im Paul-Gerhardt-Haus an der Lortzingstraße „Ran an die Partie“.
Schon beim Betreten ist der Flur fast nicht wiederzuerkennen. In extra aufgebauten Regalen stehen 1000 von den Organisatoren zusammengetragene Spiele. Dabei sind die Mensch-ärgere-dich-nicht-Zeiten längst vorbei. Es gibt kooperative und Strategiespiele, bei anderen geht es um Geschwindigkeit und Party, um Wissen, um Rollen oder um gute Karten auf der Hand. Gespendet haben die sie Verlage, die so ihre Neuerscheinungen promoten, ein Teil stammt leihweise aus der Seligenstädter Aktion S(pi)eligenstadt, manches aus privaten Sammlungen.
Zu den Regeln gehört, dass die ersten eineinhalb Tage an den Tischen für Gruppen reserviert sind. Da kommen Kitas und Schulklassen, die sich ob des Angebots erst einmal staunend umschauen. Auch die Kleinsten dürfen sich ihre Unterhaltung aussuchen, die Erwachsenen haben lediglich die Aufgabe, zu erklären und anzuleiten.
„Anfangs greifen die Jüngsten eher zu Klassikern, die sie kennen, wie Memory und Uno“, erzählt Linda Steffens. Mit der Zeit aber würden sie ihrer Neugierde folgen und Neues ausprobieren.
Ab Freitagmittag heißt es „Auf ins Spiel“ für alle. Viele kommen aus dem Stadtteil, mancher Schüler oder Lehrer will gern weiterspielen, wo er beim ersten Besuch aufgehört hat. Und es gibt die treuen Stammspieler, die es fast nicht abwarten können. So wie Martina Erbe, die sagt: „Ich bin froh, dass die Aktion nach Corona endlich wieder stattfindet.“ Schließlich sei das Spielen ihr größtes Hobby, „es schärft den Geist, ich kann Menschen treffen, wir sind wie eine große Familie.“
Zum Zug kommen professionelle Spiele-Erklärer, die von Tisch zu Tisch wandern und manchmal selbst mitmachen. Einige sind von den Verlagen geschickt worden. Immer dabei und Mann der ersten Stunde ist Steffen Wallraff. Der Mitbegründer erklärt geduldig noch so komplizierte Regeln.
An den Tischen sitzen alle Generationen zusammen. Es gibt junge Familien mit Säuglingen und ältere Damen, die sich beim Bridge vergnügen. Besonderen Ehrgeiz bringen sie bei Spieleturnieren ein. Im Angebot ist eine Wizard-Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft; wer sich gut schlägt, kann zur Weltmeisterschaft reisen. Ebenso gibt es Cacao und Qwixx. Der Samstagvormittag ist der Firma Schmidt gewidmet: 66 Puzzlebegeisterte versuchen, möglichst schnell die Teile zusammenfügen.
Gerade während der Coronazeit hätten sich viele wieder den Spielmöglichkeiten gewidmet, erzählt Teammitglied Natascha Friedrich. „Das ging auch online und hat die Leute zusammengebracht.“ Sie selbst hat schon als Kind mit ihren Eltern beim Brettspiel am Küchentisch gesessen. Die Offenbacher Spielaktion hat ihre Mutter, Christiane Hermann mit Spiele-Erklärer Wallraff gegründet.
Trotz ihrer Lust auf Spiele übernimmt Natascha Friedrich meist die Küche. Zur Stärkung nach oder während der Konzentration serviert sie Obst und kleine Snacks.
Gewinner gibt es übrigens nur bei den spielerischen Auseinandersetzungen, Einnahmen macht die Aktion nicht. „Wir sind alle ehrenamtlich tätig“, betont Linda Steffens.