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Am Problem-Eck Dampf abgelassen

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Weniger Resonanz als erhofft: Das Quartiersmanagement im Gespräch mit Passanten und Anwohnern an der Ecke Geleits-/Herrnstraße.
Weniger Resonanz als erhofft: Das Quartiersmanagement im Gespräch mit Passanten und Anwohnern an der Ecke Geleits-/Herrnstraße. © klein

Seit Jahren gilt das Areal, wo die Herrn- auf die Geleitsstraße trifft, als Problem-Eck. Zuwanderer vorwiegend aus Südosteuropa treffen sich dort vor allem im Sommer in großer Zahl, trinken Alkohol und belästigen Passanten und Anwohner. Nach langem Zögern hat die Stadt nun reagiert: Die Sitzgelegenheiten rund um die Bäume in der Herrnstraße wurden vor rund einem Monat abmontiert, zudem soll ein Alkoholverbot für den Bereich kommen (wir berichteten). Doch auch das Quartiersmanagement versucht, mit den Anwohnern ins Gespräch zu kommen.

Mit einem blauen Lastenrad, auf dem eine kleine Theke montiert ist, stehen Quartiersmanager Marcus Schenk und seine Mitarbeiter am frühen Freitagabend am südlichen Ende der Herrnstraße. Sie bieten Kaffee und Waffeln an und suchen das Gespräch mit Passanten und Anwohnern.

Eine ältere Dame, die ihren Namen nicht genannt haben will, macht auch gleich ihrem Ärger Luft: Sie stört sich nicht an den Menschen, sondern am Müll. Auch der Hinweis, dass der ESO doch jetzt öfter unterwegs sei, kann sie nicht beruhigen. Sie führt den Quartiersmanager gleich um die Ecke in die Waldstraße. Neben einem Straßenschild hat jemand zwei Sessel entsorgt. Auf dem Müllbehälter stapelt sich Pappe. Gegenüber unter einem Baum liegen Tüten mit Abfall. „Ich wohne jetzt seit 40 Jahren hier, aber ich nenne es nur noch Dreckloch. Ich wohne nur noch in der Wohnung, weil hier mein Mann gestorben ist“, so die Seniorin.

Unterdessen hat sich einer der Mitarbeiter des Quartiersmanagements in den Geschäften umgehört. „Dass die Situation untragbar ist, sagen alle. Aber dann gehen die Meinungen auseinander. Einige verstehen die Situation der Leute, andere wollen sie einfach nur weghaben“, berichtet er.

Mittlerweile hat sich eine kleine Gruppe von Bürgern um die Fahrradtheke versammelt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen die, um die es geht, reden und trinken Bier. „Mich stört es nicht so, aber ich kann es schon verstehen, gerade wenn Frauen hier lang laufen“, sagt Kai Kotzian, der aus Interesse gekommen ist.

Niloufar Kolbadi kennt die Situation: Es seien immer die gleichen Familien, die sich hier versammelten. Seit fünf Jahren betreibt sie mit ihrem Mann den Friseursalon Monsieur Moc. Die Kinder würden sie nicht stören, aber die Männer. Sie fühle sich sexuell belästigt, wenn sie anzüglich angeschaut oder ihr hinterhergepfiffen werde. Dass es keine Sitzgelegenheiten mehr gibt, findet sie gut. Vorher hätten die Leute vor dem Laden gesessen, Sonnenblumenkerne gekaut, die Schalen ausgespuckt und den Eingang blockiert. Jetzt seien deutlich weniger Leute vor dem Geschäft.

Nach rund zwei Stunden zieht Quartiersmanager Marcus Schenk eine eher ernüchternde Bilanz: Er hätte mit deutlich mehr Resonanz gerechnet, gibt er zu. Wahrscheinlich sei der Leidensdruck nicht mehr so groß wie im Sommer. Zum einen weil wohl die Maßnahmen Wirkung zeigten – auch die Stadtpolizei kontrolliere jetzt öfter – zum anderen aber auch wegen der sinkenden Temperaturen.

Eigentlich handele es sich bei den Störern um eine Minderheit, die zu viel Alkohol trinke, so Marcus Schenk. Das Quartiersmanagement werde auch in Zukunft hier Präsenz zeigen, um mit den Menschen im Gespräch bleiben. „Schon allein deshalb, damit die Situation auch im nächsten Sommer für alle erträglich bleibt“, sagt der Quartiersmanager.

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