Wegen Wohnkostenzuschuss: Ansturm auf Offenbacher Verwaltung befürchtet
Die Stadt Offenbach bereitet sich auf viele Anträge für den neuen Wohnkostenzuschuss der Ampel-Koalition vor. Bürgermeisterin Groß begrüßt die Entlastung.
Offenbach - Steigende Energiekosten, zehn Prozent Inflation: Auf die Bürger kommen hohe Kosten zu. Die Berliner Ampel-Koalition hat daher diverse Entlastungsprojekte beschlossen. Darunter auch eine Ausweitung und Anhebung des Wohngelds. Mehr als dreimal so viele Haushalte wie jetzt sollen ab Januar den Wohnkostenzuschuss erhalten können. Wie genau die Reform der Unterstützung ausgestaltet ist, steht noch nicht fest – obwohl in knapp sieben Wochen die Neuregelung greifen soll.
Bundesweit ist bei den Kommunen noch eine weitere Sorge spürbar: Wenn sich die Zahl der Empfänger verdreifacht, werden sich auch die Zahl der Anträge, ob berechtigt oder nicht, entsprechend vervielfachen. Da viele Stadtverwaltungen ohnehin am Limit arbeiten, sind das wenig rosige Aussichten.
Bürgermeisterin Sabine Groß, zuständig für das Wohnungsamt, lobt dennoch zunächst die Entscheidung der Berliner Ampel-Koalitionäre. Für viele Menschen sei es durch die gestiegenen Kosten existenziell wichtig, dass es finanzielle Hilfe vom Bund geben werde. „Gerade um die Wohnung trotz all der hohen Kosten halten zu können“, wie sie betont. Zwar ist die Neuregelung längst nicht fertig formuliert oder beschlossen, doch auf Grundlage der vom Bund bisher genannten Daten hat ihr Amt errechnet, dass ein Offenbacher mit 1100 Euro monatlichem Einkommen und einer Miete von 591 Euro ab Januar über 200 Euro zustehen statt bisher 50 Euro. Ein Vier-Personen-Haushalt mit 2100 Euro Einkommen und 995 Euro Miete würde über 500 Euro statt bisher 200 Euro erhalten.
Offenbach: Einer Verdreifachung der Anträge wäre das Amt nicht gewachsen
Die Aussicht auf solcherlei Hilfen, darüber macht sich die Verwaltung allerdings keine Illusionen, wird jedoch zudem zu einem gewaltigen Ansturm, besonders in den ersten Monaten des Jahres führen. „Wir erwarten eine riesige Bugwelle“, sagt Groß, „es wird anfangs sicherlich nicht alles reibungslos funktionieren.“
Zuletzt hatte das corona-bedingte Kurzarbeitergeld für einen Anstieg der Anträge in den vergangenen zwei Jahren geführt. Sechs Mitarbeiter im Wohnungsamt haben für dieses Jahr 4 200 Berechnungsfälle bearbeitet – manche Anträge müssen mehrfach im Jahr überprüft werden, daher zählt das Amt die Zahl der Vorgänge.
Einer Verdreifachung der Anträge wäre das Amt nicht gewachsen. Schon jetzt gibt es eine Bearbeitungszeit zwischen drei und vier Monaten, wie Amtsleiter Lars Uhlig berichtet. „Wir gehen von einer Verdreifachung der Anträge aus“, sagt Uhlig, auch der Bearbeitungszeitraum im Amt werde sich sicherlich deutlich erhöhen. Um den Ansturm – Bürgermeisterin Groß hofft, dass dieser vielleicht doch nicht ganz so gewaltig ausfällt („Das kann niemand vorhersagen.“) – abfedern zu können, hat Groß mit Kämmerer Martin Wilhelm und dem Personalamt vereinbart, dass die zwei zusätzlichen Stellen für das Wohnungsamt, die im Haushalt vorgesehen sind, vorgezogen werden können.

Verwaltung in Offenbach: Trotz Fachkräftemangels gibt es genügend Bewerbungen
„Eigentlich sollten die beiden Stellen erst ab dem Sommer besetzt werden, aber wir haben sie bereits jetzt ausgeschrieben für Jahresbeginn“, sagt Wilhelm. Trotz Fachkräftemangels gebe es genügend Bewerbungen für den gehobenen Dienst. Amtsleiter Uhlig zeigt sich guten Mutes, die Stellen rasch besetzen zu können.
„Überlastungsanzeigen haben wir im Amt momentan nicht, aber die Mitarbeiterinnen sind froh, dass zwei weitere Kräfte zur Verstärkung kommen“, sagt er. Außerdem werde geprüft, ob eventuell Vor- und Hilfsarbeiten durch Hilfskräfte extern erledigt werden können. Sollte der Andrang jedoch so groß sein wie befürchtet, reicht dies freilich nicht – dann müsste „nach Lösungen gesucht“ werden, wie Groß und Wilhelm erklären. Doch weitere Stellen sind angesichts der Haushaltslage – die Stadt rechnet für die kommenden Jahre mit einem Defizit, das durch Rücklagen ausgeglichen werden muss – kaum denkbar.
Das Wohngeld Plus wird je zur Hälfte von Bund und Land gezahlt, die Kommunen erstellen die Bescheide über die Zahlung. Bisher wurde alle zwölf Monate der Bezug überprüft, das soll sich auf 18 Monate verlängern. Uhlig empfiehlt, die Anträge digital zu erstellen, ansonsten per Post zu senden, persönliche Vorsprache sei nur in Ausnahmen möglich. (Frank Sommer)