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Seepferdchen bleibt im Trockenen

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Schwimmen lernen kann Spaß machen. In Offenbach steht dafür leider zu wenig Schwimmfläche zur Verfügung.
Schwimmen lernen kann Spaß machen. In Offenbach steht dafür leider zu wenig Schwimmfläche zur Verfügung. © Monkey Business 2 via www.imago

Oftmals können Kinder schon einigermaßen sicher schwimmen, wenn in der dritten Klasse der Schwimmunterricht in den Grundschulen beginnt. Jedoch steigt seit einigen Jahren laut einer von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) veröffentlichten Forsa-Umfrage die Zahl der Nichtschwimmer im Grundschulalter in Deutschland erheblich an.

Offenbach – Wo die Gründe liegen und wie die Situation in Offenbach aussieht, dazu äußern sich Susanne Meißner, Leiterin des Staatlichen Schulamtes, Matthias Wörner, Vorsitzender des Ersten Offenbacher Schwimmclubs (EOSC) und Peter Ortwein, Vorsitzender des Wassersportvereins Offenbach (WVO).

Die Statistik zeigt einen bedenklichen Trend: Seit 2017 hat sich laut Forsa die Zahl der Sechs- bis Zehnjährigen, die nicht schwimmen können, von 10 auf 20 Prozent verdoppelt.

Auch Offenbach bleibt von dieser besorgniserregenden Entwicklung nicht verschont. „Die Schulen sind sich bewusst, dass viele ihrer Schülerinnen und Schüler nicht schwimmen können”, sagt Susanne Meißner vom Staatlichen Schulamt. Eine Erhebung, in welchem Umfang sich die Anzahl von Nichtschwimmern in der Stadt erhöht habe, gebe es nicht. Sportlehrkräfte würden allerdings berichten, dass die Gesamtzahl seit der Coronapandemie sichtbar angestiegen sei.

Corona als Hauptargument für diese Entwicklung – das sieht auch der EOSC-Boss so: „Das Schwimmbad auf der Rosenhöhe war beispielsweise nur für den Leistungssport geöffnet und Schwimmkurse konnten nicht stattfinden.” Wörner weist aber auch darauf hin, dass es das Problem der Nichtschwimmer im jungen Alter schon vor der Pandemie gegeben habe. Vor allem Personalmangel stelle ein Problem dar, denn dieser sei der Grund für zu wenige Kursangebote im Verein. Der Winter erschwere die Situation im Waldschwimmbad zusätzlich. In der kalten Jahreszeit sei es fast unmöglich, Nichtschwimmerkurse anzubieten.

Abgesehen davon, sagt Wörner, sei in einigen Kulturen, die in Offenbach vertreten sind, das Schwimmen nicht so verbreitet. „Wenn das dann über Generationen so weitergegeben wird, dann kann man halt am Ende nicht schwimmen.”

WVO-Vorsitzender Peter Ortwein weist auf gesellschaftliche Veränderungen hin, die dazu beitragen, dass die Schwimmfähigkeit abnimmt: „In Zeiten, in denen in den meisten Familien beide Elternteile berufstätig sind oder ein Elternteil alleinerziehend ist, bleibt weniger Zeit, um mit den Kindern noch selbst schwimmen zu üben. Kommen dann noch lange Wege durch die schlechte Badsituation dazu und fehlende Mobilität bei den Eltern, summieren sich da Probleme.” Um gegen diese Probleme und die steigenden Zahlen vorzugehen, würden die Schulen versuchen, den Schwimmunterricht, so wie er im Lehrplan vorgegeben ist, umzusetzen, sagt Susanne Meißner. Neben dem Lehrbecken in der Marienschule und dem Therapiebecken der Fröbelschule steht laut Meißner das Waldschwimmbad zur Verfügung. „Allerdings bietet das 50-Meter-Becken mit seiner Wassertiefe keine Möglichkeit, eine fachgerechte Ausbildung für Kinder anzubieten, die noch gar nicht schwimmen können”, betont Ortwein.

Auch Meißner sagt, dass aufgrund gestiegener Schülerzahlen mehr Schwimmflächen nötig seien, um alle Kinder bis zum Ende der Grundschulzeit schwimmfähig zu machen. Einen weiteren Lösungsansatz stelle das Förderprogramm „Löwenstark” des Landes Hessens dar, durch das die Schulen Mittel erhalten, um Kurse anzubieten, ergänzt Meißner. „Zusätzlich wurden Gutscheine für kostenlose Schwimmkurse verteilt. Die Schulen geben den Eltern Informationen, in welchen Schwimmbädern Schwimmkurse stattfinden”, erklärt die Schulamtsleiterin. Mit dem neu eingeführten „Schulschwimmpass“ würde darüber hinaus Motivation geschaffen, schwimmen zu erlernen. Im Rahmen des Ganztagsprogramms werde außerdem versucht, Kooperationen mit DLRG und Schwimmvereinen einzugehen, um weitere Angebote zu ermöglichen.

Um dem Trend zu immer mehr Nichtschwimmern ein Ende zu setzen, sind sich alle drei sicher: Es muss etwas getan werden, andernfalls werden in Zukunft noch weniger Kinder schwimmen können. (von Alina Quast)

Infos im Internet: shorturl.at/fkUY5

Nachweis der Schwimmfähigkeit

Seit dem Schuljahr 2022/2023 gilt der Schwimmpass in allen Grundschulen in Hessen, die sich für das freiwillige Angebot entscheiden. Er soll als Nachweis der Schwimmfähigkeit dienen und Auskunft über den aktuellen Lernstand geben. Die Schwimmfähigkeit wird dabei in vier verschiedene Niveaustufen eingeordnet, angefangen mit der Wassergewöhnung. „Sicheres Schwimmen” erreicht das Kind mit der höchsten Niveaustufe und entspricht den Anforderungen des Deutschen Schwimmabzeichens Bronze.

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