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Auf Augenhöhe unterwegs

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Von: Frank Sommer

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Die Räder dürfen chic sein: Stadtpolizisten haben am Entwurf mitgearbeitet.
Die Räder dürfen chic sein: Stadtpolizisten haben am Entwurf mitgearbeitet. © Sommer

Seit Juli fahren Stadtpolizisten per Rad Streife in Offenbach. Auch wenn die Stadtpolitik gern von einer „Radstaffel“ spricht, Sachgebietsleiter Pascal Becker betont, dass es sich um eine Streife handelt. „Für eine Staffel wären sehr viel mehr Stadtpolizisten nötig, wir haben hier eine Fahrradstreife.“

Acht Stadtpolizisten bilden die Streife, sind zu zweit im Einsatz unterwegs im Stadtgebiet. „Wir setzen auf Freiwilligkeit: Wer sich für die Streife interessiert, kann mitmachen“, erklärt Ordnungsamtsleiter Frank Weber. Für kommendes Jahr sind im Haushalt vier zusätzliche Stellen bei der Stadtpolizei vorgesehen; diese sollen die Streife verstärken. Denn im Oktober hatte Corona die Stadtwache arg gebeutelt, sieben von acht Leuten der Radstreife erkrankten.

Seit November kann aber wieder regelmäßig die Stadt per Rad bestreift werden. Jochen Teichmann vom Radentscheid besuchte die Stadtpolizisten und radelte einen Nachmittag mit.

Dass die Stadtpolizei mit dem Rad unterwegs ist, freut ihn. „Es sorgt für mehr Akzeptanz für den Radverkehr – und so können Radler besser kontrolliert werden“, sagt er. Denn man könne nicht nur mehr Engagement für das Fahrrad fordern, die Einhaltung der Verkehrsregeln durch sämtliche Verkehrsteilnehmer müsse auch kontrolliert werden.

„Mit dem Rad begegnet man gerade anderen Radfahrern auf Augenhöhe“, sagt Stadtpolizist O., zudem ließen sich bestimmte Orte einfacher kontrollieren. „Wenn wir mit dem Auto am Mainufer entlangfahren, fallen wir von Weitem auf und geben etwa Wildanglern Gelegenheit, rasch ihre Sachen zu packen“, sagt er. Mit dem Rad sei die Stadtpolizei gerade am Mainufer oder in Parks schneller und unauffälliger unterwegs, um eingreifen zu können. Auch die Fußgängerzone sei einfacher zu kontrollieren. „Es fühlt sich organischer an“, sagt O.

Die Einsatzfahrzeuge präsentieren sich ausgesprochen chic im Design: In trendigem Mattschwarz gehalten und von geringem Gewicht gibt es keinerlei offene Kabel, alles ist im Rahmen verbaut, auch die Lampen. Statt einer Kette, die gefettet werden müsste, verfügen die Räder über Keilriemen, die Reifen sind mit Pannenschutz gegen spitze Gegenstände versehen. „Uns war wichtig, dass die Räder wenig wartungsanfällig sind“, betont Becker.

Die Stadtpolizisten haben die Räder mitentworfen, damit sie genau auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind. „Da man als Stadtpolizist auch schnell an einem Ort sein muss, haben wir uns für Elektro-Räder entschieden“, sagt Stadtpolizist G.

70 Kilometer Reichweite haben die Wechselakkus, hinterm Sattel gibt es einen kleinen, unauffälligen Anschluss für das Ladekabel. Gangschaltung sucht man vergebens: Eine Automatik sorgt dafür, dass der Gang stets stimmt. Die Räder seien eine Ergänzung zur Auto- und Fußstreife, können diese aber nicht ersetzen. „Wenn jemand, etwa bei Einweisungen in die Psychiatrie, abgeführt werden muss, geht das nicht auf dem Gepäckträger“, sagt Weber und lacht.

Die Anregungen des Radentscheids, wonach mehr Präsenz notwendig sei, werden gern aufgenommen. In den Radstraßen oder entlang der Frankfurter Straße werde verstärkt kontrolliert. Jetzt, in der dunklen Jahreszeit, geraten aber auch all jene verstärkt ins Visier, die ohne Licht radeln. „Wir sind mit unseren Rädern schnell hinterher“, betont G.

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