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Autospuren müssen weichen: Radstreifen auf der Offenbacher Waldstraße

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Von: Frank Sommer

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Im Frühjahr werden auf einem Abschnitt der Waldstraße die äußeren Fahrspuren für den motorisierten Verkehr wegfallen: Probeweisen werden dort Radspuren eingerichtet.

Offenbach – Einen ganzen Katalog an Projekten haben die Initiative Radentscheid und der Magistrat im vergangenen Jahr vereinbart, um den Radverkehr in Offenbach zu stärken. Als erstes Projekt sollen nun auf einem Teil der Waldstraße Radfahrstreifen eingerichtet werden.

Dafür werden die äußeren Fahrspuren auf dem Abschnitt zwischen dem Hessenring und der Bahnüberführung für den regulären Verkehr wegfallen, die Spuren werden als Radfahrstreifen ausgewiesen. Dauerhaft ist dies jedoch vorerst nicht, ein Jahr lang wird der Betrieb der Radstreifen ausprobiert. Parkflächen werden nicht angetastet.

Offenbach: Verkehrszählung begleitet den Probebetrieb

„Wir werden vor der Einrichtung eine Verkehrszählung machen, um Kfz- und Radverkehr zu erfassen – und auch während des Betriebs“, sagt Mobilitätsdezernentin und Bürgermeisterin Sabine Groß. Nach einem Jahr werden die Erfahrungen ausgewertet und dann muss entschieden werden, ob die Radstreifen dauerhaft bleiben sollen.

Auf dem Papier umfasst die Teststrecke den Bereich zwischen Bleichstraße und Hessenring, doch eine Umgestaltung des Abschnitts zwischen Bleichstraße und Bahnüberführung wäre wegen der Busfahrstreifen schwierig: Dort wird nur stadtauswärts ein Radstreifen nahe der Abzweigung Bismarckstraße eingerichtet, stadteinwärts nicht. Dafür werden auf diesem Abschnitt auf beiden Seiten Piktogramme auf der Straße auf Rücksicht für den Radverkehr hinweisen.

Aus vier mach zwei: Zwischen Bahnüberführung und Hessenring werden jeweils die äußeren Fahrspuren zu Radfahrstreifen auf Probe umgewandelt. Busse dürfen die Radspuren aber nutzen.
Aus vier mach zwei: Zwischen Bahnüberführung und Hessenring werden jeweils die äußeren Fahrspuren zu Radfahrstreifen auf Probe umgewandelt. Busse dürfen die Radspuren aber nutzen. © Bräuner.

Busse dürfen den Radstreifen in der Offenbacher Waldstraße nutzen

Sowohl aus der Verkehrskommission wie der Begleitgremium zur Umsetzung des Radentscheids (mit Vertretern der Fraktionen, IHK, Handwerk, ADFC oder ADAC), stammt eine wichtige Änderung des Konzepts während des Probebetriebs: Deren Mitglieder fürchteten nämlich, dass der Busverkehr zu Stoßzeiten Probleme hätte, wenn der motorisierte Verkehr auf eine Spur reduziert wird.

„Wir waren uns einig, dass dem Busverkehr kein Nachteil entstehen darf“, sagt Groß. Daher dürfen die Busse die Radspur nutzen, sind also gerade zu Zeiten, in denen die Waldstraße ausgelastet ist, nicht auf die einzige verbliebene Spur für den motorisierten Verkehr beschränkt. Da Radfahrer langsamer als Busse unterwegs sind, sollen die Busse diese überholen dürfen, indem sie auf die verbliebene Kfz-Fahrspur ausweichen.

Sicherheitsgefühl in Offenbach soll erhöht werden

Er würde sich im Sinne eines fairen Miteinanders eine entsprechende Schulung für die Busfahrer auf dieser Strecke wünschen, erklärt Jochen Teichmann, Sprecher der Initiative Radentscheid. Ansonsten zeigt er sich hoffnungsvoll, dass der Probebetrieb nach einem Jahr verstetigt wird. „Viele trauen sich momentan nicht, auf der Waldstraße Rad zu fahren, und weichen auf den Bürgersteig aus“, sagt er. Bald aber steht eine ganze Fahrspur den Radfahrern zur Verfügung, dort sei dann auch Überholen möglich, außerdem gebe es Abstand zu den parkenden Fahrzeugen. „Radfahren muss komfortabel und sicher sein“, sagt Teichmann.

In den vergangenen fünf Jahren habe es auf dem besagten Abschnitt der Waldstraße 14 Unfälle mit Radfahrern gegeben. „Natürlich haben auch individuelle Fehler dazu geführt“, räumt er ein. Mit den Radstreifen soll die Straße sicherer werden.

Verkehrszählung

Die Anzahl der Radfahrer habe in Offenbach in den vergangenen Jahren stetig zugenommen, sagt Mobilitätsdezernentin. Sabine Groß. Als Beleg werden dafür die Zahlen der Verkehrszählung am Mainradweg angeführt: Die dortige Zählstelle erfasste im Jahr 2019 509 345 Fahrradfahrer. 2022 stieg deren Menge auf 721992 an. Allerdings führt der Weg am nördlichen Rand der Stadt vorbei und lässt nur wenig Rückschlüsse über die Situation in der Innenstadt oder den Stadtteilen zu.

Deshalb hat die Stadt im September vergangenen Jahres sechs Zählstellen im Stadtgebiet eingerichtet: an der Berliner Straße in Höhe der Volkshochschule, an der Luisenstraße zwischen Frankfurter Straße und Bahnhofsstraße, im Lämmerspieler Weg zwischen Anna- und Eginhardstraße, im Johann-Strauß-Weg, Höhe Pfarrei St. Elisabeth, in der Rumpenheimer Straße in Nähe Brandenburger Straße und auf der Mühlheimer Straße in Höhe Am Klingenrain. Seit Jahresbeginn wurden etwa in der Luisenstraße rund 40 000 Fahrradfahrten gezählt. Hessenweit gibt es 270 Dauerzählstellen zur Erfassung des Radverkehrs in den Kommunen.

Die Umsetzung des Projektes sei äußerst simpel, betont Ivonne Gerdts, Leiterin des Amtes für Mobilität. Es müssten lediglich Markierungen neu gesetzt und Schilder aufgestellt werden, aktuell rechnet das Amt mit Kosten in Höhe von 34 000 Euro.

Sofern die Stadtverordneten kommende Woche zustimmen, werde das Amt die Arbeiten ausschreiben. Im Frühjahr könnte dann der Probebetrieb beginnen. „Die Umsetzung ist einfach, die Planungen waren wesentlich aufwendiger“, sagt Gerdts. (Von Frank Sommer)

Auch die Schienen auf der Frankfurter Straße sind für Radfahrer in Offenbach ein wunder Punkt.

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