Das sind die Pläne für die Offenbacher Innenstadt – Hessen mit Millionen-Zuschuss

In Offenbach gibt es Pläne, die Innenstadt neu zu erfinden. Jetzt gibt es dafür Unterstützung vom Land Hessen. Trotzdem ist noch einiges ungewiss.
Offenbach – Vor einem Jahr haben die Stadtverordneten den Grundsatzbeschluss für ein „Zukunftskonzept Innenstadt“ in Offenbach gefasst, in der Erkenntnis, dass sich die herkömmliche Konzentration auf die Stärkung des Einzelhandels überlebt hat. Stattdessen muss es viel mehr geben, warum „die Leute wieder gern in die Innenstadtkommen“, wie es Oberbürgermeister Felix Schwenke formuliert. Bereits intensiv diskutiert wird die Verlagerung der Stadtbibliothek von der Herrnstraße ins Zentrum.
Zur Zeit wird in erster Linie vertieft über das nachgedacht, was städtische Ämter, der IHK-Verein „Offenbach intensiv“ und andere Beteiligte mit dem Büro urbanista auf fast 150 Seiten vorgegeben haben. Unter Federführung der Wirtschaftsförderung beschäftigt sich die derzeit aus der Diplom-Kommunikationsdesignerin Anna-Maria Rose bestehende „Agentur Mitte“ mit dem Fortgang. Unter anderem steht die Vergabe von Machbarkeitsstudien an. 14 Projekte mit teils wolkigen Namen sind angedacht – unter anderem „Station Mitte“, „Kaufhaus Kosmopolis“, „Grünes Band“, „Testraum-Allee“, „Lückenfüller“, „Dachsteiger“.
Hessen zahlt eine Million Euro an Stadt Offenbach für neues Stadtzentrum
Bei einer Pressekonferenz sind OB Schwenke, Bau- und Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß und Wirtschaftsförderin Bozica Niermann auf das eingegangen, was in nächster Zeit angepackt werden soll. Dazu fehlt noch ein formaler, nachzuschiebender Beschluss der Stadtverordneten, sich ums Landesförderprogramm „Zukunft Innenstadt“ zu bewerben und zehn Prozent der in Aussicht stehenden Zuschüsse zu übernehmen..
Tatsächlich ist Hessen bereits mit an Bord. Offenbach hat erfolgreich vier seiner Projekte eingereicht. Besonders beeindruckt müssen die Mitarbeiter im vom Offenbacher Tarek Al-Wazir geleiteten Wirtschaftsministerium von der „Station Mitte“ gewesen sein: Dahinter verbirgt sich sozusagen eine Stadtbücherei plus – ein öffentlicher Raum für viele Zielgruppen, mit Medien, Bildungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten, eventuell Gastronomie.
Um so etwas mit Unterstützung externer Fachleute zu konzipieren, überweist Wiesbaden eine Million Euro als „Kommunalpreis“ nach Offenbach. Wo die „Station“ dann unterkommen könnte, lässt sich Baustadtrat Paul-Gerhard Weiß nicht entlocken; sechs Objekte kämen für die benötigten 6200 bis 8500 Quadratmeter in Frage. Aber spekuliert wird schon: Naheliegend erscheint das ehemalige Karstadt-Gebäude in der Frankfurter Straße.
Neue Innenstadt für Offenbach: Umsetzung hängt von Immobilienbesitzern ab
Weitere 250.000 Euro kommen als „Innenstadtbudget“ für das Vorantreiben der Projekte Rathaus-Pavillon, die aus unerfindlichen Gründen in „UND“ umbenannte Fantasie des vormaligen „Kaufhaus Kosmopolis“ und die „Testraum-Allee“. Beim Pavillon, der noch den Polizeiladen beherbergt, kann die Stadt zumindest die Planungshebel allein bewegen. Das Etikett heißt „Dachsteiger“ – ob Aufstockung für Gastronomie, Nutzung durch Begehbarkeit oder Begrünung klärt eine Machbarkeitsstudie.
Andere Vorstellungen für die neu belebte Innenstadt von Offenbach, da machen Schwenke, Weiß und Niermann keinen Hehl daraus, sind vom Wohlwollen und Engagement der Immobilienbesitzer abhängig. So wäre ein Ort zu finden, der das „UND“ aufnimmt: Bei diesem „Ort des Handelns, der Kommunikation und des sozialen und kulturellen Austauschs“ mischt auch das HfG-Forschungsgebiet „Experimentelle Raumkonzepte“ von Prof. Heiner Blum mit. Eine Pilotphase ist fürs kommende Frühjahr vorgesehen.
Zukunftskonzept für Offenbach: „Manche Projekte werden scheitern“
Ebenso für die gleichermaßen vom Land als zuschussfähig erkannte „Testraumallee“. Momentan noch im Ideenstatus, soll diese lokalen und auswärtigen Akteuren die Gelegenheit geben, neue Nutzungen und Geschäftsmodelle in zentralen Lagen auszuprobieren, wie die Amtsleiterin in der Wirtschaftsförderung erläutert. Bozica Niemann denkt auch an virtuelle Orte, die die Innenstadt zu einem Schaufenster dessen machen, wofür Offenbach steht.
Das Zukunftskonzept ist auch ein Experiment. „Manche Projekte werden scheitern, andere funktionieren“, stellt OB Schwenke fest und wird von Wirtschaftsförderin Niemann dahingehend ergänzt, dass es auch dazwischen liegende Ergebnisse geben könne. Es ist ein offener Prozess. Zugestimmt haben die Stadtverordneten 2021 nur „Zielen und der skizzierten Vision“ des Konzepts Innenstadt. Beides soll „als Richtschnur aller Maßnahmen der Innenstadtentwicklung der nächsten zehn Jahre dienen“. Und 2030 dient Offenbach dann als Paradebeispiel für andere Städte. (Thomas Kirstein)