Aufbruchserie in Offenbach: Diebe knacken über 20 Elektroschrott-Container

In Offenbach werden Elektroschrott-Container aufgebrochen – offenbar weil die Preise dafür gestiegen sind. Einen Täter schnappt die Polizei: Er sitzt im Container.
Offenbach – In einer Einbruchserie werden seit Monaten in Offenbach immer wieder Elektroschrott-Container der Stadtwerke aufgebrochen – offenbar weil die Preise im Schrotthandel für diese Art von Müll gehörig angezogen haben. Immerhin einen Täter konnte die Polizei schon schnappen. Er saß im Container.
Die Täter gehen mit brachialer Gewalt vor und brechen die Schlösser der dünnwandigen Elektroschrott-Container einfach auf. Die Einwurf-Behälter fungieren eigentlich als öffentliche Mülltonne für kleinere Elektrogeräte, die Bürger schnell mal entsorgen wollen, ohne dafür extra zum Wertstoffhof an der Dieselstraße fahren zu müssen. Aufgestellt von den Stadtwerken Offenbach (SOH), werden die Container von der Bevölkerung gut angenommen und sind meist gut gefüllt.
Elektroschrott in Offenbach weckt Begehrlichkeiten
Genau diese Füllung weckt aber offenbar Begehrlichkeiten in der kriminellen Szene. Denn mit der Ware, die hinter der großen Blechtür an der Front der weiß-orangenen Container wartet, lässt sich zurzeit gut Geld machen. Stadtwerke-Sprecherin Regina Preis bestätigt: Allein im Jahr 2021 habe man bisher über 20 solcher Aufbrüche gezählt, verteilt über das gesamte Stadtgebiet.
Das Vorgehen ist jedesmal ähnlich. Die Täter fahren nachts anscheinend mit einem Transporter vor, brechen die Schlösser auf, räumen die Ware aus. Mitgenommen wird alles, was im Schrotthandel Erlös erzielt. Dazu gehören vor allem Computerteile, aber auch Telefone und andere Geräte, in denen Platinen verbaut sind, heißt es bei einem Entsorgungsunternehmen aus Frankfurt, das seinen Namen jedoch nicht in der Zeitung lesen will. Aus Furcht davor, mit den Tätern in einen Topf gesteckt zu werden. „Dabei ist es eigentlich unmöglich, dass die Täter ihre Ware bei einem herkömmlichen Entsorger überhaupt loswerden“, sagt der Mitarbeiter. „Denn ohne gültigen Personalausweis oder eine Meldebestätigung samt ausländischem Ausweisdokument nehmen wir hier kein einziges Kilo Schrott an.“ Klar sei aber auch: „Irgendwo bringen die ihr Zeug unter, sonst würden sie es ja nicht stehlen.“ Er tippe auf schwarze Schafe in der Branche, die es nicht so genau nähmen. „Oder aber sie bringen die Ware ins Ausland.“
Offenbach: Elektroschrott zurzeit extrem rentabel
Bei der Alba-Group, einer Entsorgungsfirma mit Sitz in Frankfurt und Berlin, bestätigt eine Sprecherin, dass Elektroschrott zurzeit extrem rentabel ist. „Die Preise für Rohstoffe und auch für Elektroschrott im Ganzen sind in den vergangenen sechs Monaten stark angestiegen.“
Folgende Zahlen verdeutlichen das: Für alte Computer-Prozessoren bekommt man im Schrotthandel zur Zeit bis zu 280 Euro pro Kilogramm. Für ganze Platinen immer noch 13,50 Euro. „Für die Diebe lohnt es sich, sich genau auf Geräte zu spezialisieren, die Bauteile enthalten, die man zu Geld machen kann.“
Täter in Offenbach können Elektroschrott überall zu Geld machen
Dazu kommt, dass die zerlegten Bauteile kaum zurückverfolgbar sind. Die Täter können deshalb unbehelligt ihre Ware überall zu Geld machen und die Polizei hat meist das Nachsehen. Es sei denn, sie ertappen die Diebe auf frischer Tat, wie vor wenigen Wochen. Am 28. Juli wurde eine Streife zum Elektroschrott-Container an der Brunnenstraße gerufen, weil sich Männer an dem Behälter zu schaffen machten.
Als die Polizisten um 22.31 Uhr vor Ort eintraf, flüchteten zwei Männer. Alledings hockte ein dritter Täter im geschlossenen Container in der Falle und wurde festgenommen. Er sitzt nun in Untersuchungshaft.
Für das Offenbacher Nordend hat die Einbruchserie in die Elektroschrott-Container unmittelbare Folgen. Weil dort der Container an der Ludwigstraße sehr häufig aufgebrochen worden ist, haben die Stadtwerke ihn mittlerweile dauerhaft entfernt. Regina Preis: „Wir werden dort auch keinen neuen hinstellen. Die Leute können ihre Elektrogeräte jederzeit zu einem der anderen Container oder zum Wertstoffhof bringen.“ (Christian Reinartz)