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Offenbacher Impfzentrum schließt: Stadt zieht Bilanz –  das Gesundheitsamt warnt

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Nach sieben Monaten schließt das Corona-Impfzentrum in der Stadthalle in Offenbach. (Archivbild)
Nach sieben Monaten schließt das Corona-Impfzentrum in der Stadthalle in Offenbach. (Archivbild) © Norbert Neetz/Imago

Die letzte Corona-Impfung wurde im Offenbacher Impfzentrum verabreicht - nun ist es geschlossen. Die Stadt zieht eine positive Bilanz. Doch es gibt auch warnende Worte.

Offenbach - Vor ein paar Monaten hätten sich Besucher in eine lange Schlange einreihen müssen, am Freitagabend erfolgt der Einlass ohne lange Wartezeit. Nach sieben Monaten Kampf gegen die Corona-Pandemie hat das Impfzentrum in der Offenbacher Stadthalle seine Pforten geschlossen, das Personal am 26. September die letzte Dosis gegen das Virus verabreicht. Zum Abschluss hat die Stadt noch einmal geladen, will sich bei allen ehren- und hauptamtlichen Helfern bedanken. Bald soll der reguläre Kongress- und Veranstaltungsbetrieb wieder volle Fahrt aufnehmen.

Im Gebäude klingt währenddessen laut Popmusik aus den Boxen, ein Partyservice hat ein großes Buffet aufgebaut, das der letzte Redner später eröffnen soll. Service-Personal bietet den Gästen wahlweise Sekt oder Orangensaft an. Ungefähr 80 Personen aus den verschiedenen Organisationsteams haben ihre Teilnahme zugesagt, Vertreter von Feuerwehr, Gesundheitsamt und auch der Bundeswehr sind vor Ort. Einige der Gäste tragen Uniform, haben sich für den Anlass herausgeputzt:

Impfzentrum Offenbach: Stadt bedankt sich bei Helfern

Ein kurzes Meinungsbild vor den Danksagungen? Marco Runge von der Feuerwehr hat seit dem Einsatzbefehl des Landes Hessen zur Errichtung eines Impfzentrums im letzten November hauptamtlich in der Stadthalle gearbeitet, war unter anderem für die Versorgung der Impfzentrumsapotheke zuständig. Nach fast einem Jahr sei der Abend durchaus emotional für ihn, schließlich bedeute die Schließung des Impfzentrums auch seine Wiedereingliederung in den regulären Dienst. Angesprochen auf die während der Zeit gesammelten Erfahrungen, sagt er mit einem Augenzwinkern: „Offenbach ist eine Lebenseinstellung“. Für eine Vertreterin des Gesundheitsamts hingegen bedeutet die Schließung des Impfzentrums in der Stadthalle zwar eine Veränderung, so richtig Schluss sei dann aber doch nicht, denn das Gesundheitsamt ist schließlich mit der Betreuung des neuen Impfzentrums im Bernardbau betraut: „Für uns geht’s weiter, es ist ein kleinerer Anfang“.

Zwei durchaus unterschiedliche Perspektiven auf das Impf-Ende in der Stadthalle also, die auch die bald beginnenden Reden reflektieren. Zunächst bedankt sich Oberbürgermeister Felix Schwenke bei allen Helferinnen und Helfern des letzten Jahres, zieht eine positive Bilanz: „Wir haben es geschafft mit wenigen Toten und in kurzer Zeit durch die Pandemie zu kommen“ – trotz Problemen wie Impfstoffmangel zu Beginn oder der Herausforderung, innerhalb kürzester Zeit einen geeigneten Ort für das Impfzentrum zu finden.

Schließung des Impfzentrums in Offenbach: „Auftrag erledigt, mission completed.“

Uwe Sauer, Chef von Feuerwehr und örtlichem Katastrophenschutz, lobt ebenfalls ausdrücklich die verschiedenen Helfergruppen, vom Arbeiter Samariter Bund und dem Roten Kreuz über das Technische Hilfswerk, die Stadtwerke und die Bundeswehr bis hin zu den eigenen Kollegen der Freiwilligen- und Berufsfeuerwehr. Dabei erinnert er auch noch mal an die Größe der Mission: Für die Feuerwehr habe es sich um den längsten Katastrophenschutzeinsatz seit Ende des Zweiten Weltkriegs gehandelt. Umso mehr freue er sich über die Schließung des Impfzentrums: „Auftrag erledigt, mission completed.“

Niko Kern, als Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz ebenfalls von der Feuerwehr, deutet während seiner Ansprache auf vier große blaue Plakate, die hinter der Bühne hängen. Darauf sind Menschen zu sehen, die unter dem Motto „Wir zeigen Corona die kalte Schulter“ ihre frisch geimpften Arme präsentieren. Für Kern seien das symbolische Bilder, die zeigen, dass die Pandemie den Bevölkerungsschutz auf eine andere, viel weitreichendere Ebene gerückt habe, bei der der klassische Katastrophenschutz an seine Grenzen komme. Corona sei eine Herausforderung, die nur gemeinsam zu meistern sei, unabhängig von persönlichen Hintergründen. Das sei eine Art Herausforderung, der wir zukünftig häufiger begegnen könnten.

Mission erfüllt. Sie ließen die Monate, in denen das Impfzentrum in Betrieb war, noch einmal Revue passieren (von links): Feuerwehr-Chef Uwe Sauer, Bernhard Bornhofen, Leiter des Gesundheitsamts, Niko Kern, Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz und Oberbürgermeister Felix Schwenke.
Mission erfüllt. Sie ließen die Monate, in denen das Impfzentrum in Betrieb war, noch einmal Revue passieren (von links): Feuerwehr-Chef Uwe Sauer, Bernhard Bornhofen, Leiter des Gesundheitsamts, Niko Kern, Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz und Oberbürgermeister Felix Schwenke. © georg

Bernhard Bornhofen, als Leiter des Gesundheitsamtes mitverantwortlich für das Impfzentrum, liefert bei aller Euphorie ob der gelungen Impfkampagne auch ein paar warnende Worte. So besorge ihn die weiterhin hohe Corona-Inzidenz Offenbachs, die hessenweit die höchste ist. Zudem sei es absolut realistisch, dass die Welt auch in Zukunft mit Pandemien zu kämpfen habe, mit Corona also nicht unbedingt das Ende der Fahnenstange erreicht sei. Momentan seien vor allem Ungeimpfte weiterhin Virus-Überträger. „Mein großer Wunsch ist, dass sie es lernen“, sagt Bornhofen.

Auf dem Weg in die Offenbacher Nacht warten dann zwei Sicherheitskräfte in roten Jacken am Ausgang. Wie lange sie hier gearbeitet haben? „Seit Februar.“ Und was steht als Nächstes an, jetzt wo das Impfzentrum schließt? „Erst mal Urlaub, glaube ich.“ (Julius Fastnacht)

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