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Aus für die älteste Lackfabrik Deutschlands: Betriebsrat spricht von geplanter Schließung in Offenbach

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Von: Matthias Dahmer

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Die Schließung der Lackfabrik Schramm Coatings in Offenbach betrifft 150 Arbeitnehmende.
Die Schließung der Lackfabrik Schramm Coatings in Offenbach betrifft 150 Arbeitnehmende. (Symbolbild) © imago

Die älteste Lackfabrik Deutschlands, die Schramm Coatings GmbH an der Kettelerstraße in Offenbach, wird geschlossen. Betroffen davon sind rund 150 Mitarbeiter.

Offenbach – „Die Befürchtungen des Betriebsrats und der Mitarbeiter des Lackherstellers Schramm Coatings sind Wirklichkeit geworden“, heißt es in einer Pressemitteilung der Arbeitnehmervertretung, die von einer „Hiobsbotschaft“ für die Beschäftigten spricht.

Geschäftsführer Luc van den Hemel bestätigte das Aus für den Standort Offenbach. Schramm Coatings, das zum niederländischen Farben-Multi Akzo Nobel gehört und Beschichtungen für die Autoindustrie herstellt, habe seit Jahren nur Verluste eingefahren. Man habe versucht zu reorganisieren, doch das habe nicht geholfen. Zudem verweist van den Hemel auf die schwierige Lage in der Automobilindustrie.

Schließung der Lackfabrik in Offenbach war geplant: 150 Arbeitnehmende betroffen

Entgegen früherer Äußerungen der Geschäftsleitung wird der Standort in Offenbach nun doch geschlossen, so der Betriebsrat. Dessen Vorsitzender Tuncay Delikus konkretisiert: „Bis Ende dieses Jahres sollen der Interessensausgleich und der Sozialplan vorliegen, ab Januar 2023 wird an andere Standorte ausgelagert und im August 2024 ist dann endgültig Schluss.“

Aus Sicht des Betriebsrats hat die Schließung in erster Linie nichts mit den Schwierigkeiten der Automobilindustrie oder anderen wirtschaftlichen Problemen zu tun, sondern sei vom Management der Akzo Nobel über viele Jahre geplant worden. Besonders bitter sei, dass die Mitarbeiter mit viel Engagement und Verzicht für „ihre“ Firma gekämpft hätten. So sei unter anderem auf die Schichtzulage verzichtet worden. „Und dann werden wir ohne Ankündigung vor vollendete Tatsachen gestellt“, so der Betriebsrat. „Zumal wir immer wieder nach den Plänen für Offenbach gefragt und stets falsche Auskünfte bekommen hatten, wie sich nun herausstellt.“

Lackfabrik in Offenbach schließt: Betriebsrat möchte fairen Interessensausgleich

Seit 2011 gehört Schramm Coatings zu Akzo Nobel. „Anfangs wurden große Versprechungen gemacht, von denen allerdings keine Realität wurden“, so Betriebsratschef Delikus. Stattdessen seien die Umsatz- und auch die Mitarbeiterzahlen rapide bergab gegangen. Delikus: „So wurden 2011 mit 283 Mitarbeitern noch über 68 Millionen Euro umgesetzt. Letztes Jahr waren es nur noch 26,7 Millionen Euro, die Mitarbeiterzahl hat sich nahezu halbiert.“ Bereits 2012 sei die Pulverabteilung ausgelagert worden. Zwei Jahre später habe sich der Bereich Coil-Coating verabschiedet, wiederum zwei Jahre darauf sei der Ein- und Verkauf umstrukturiert worden – alles immer verbunden mit einem Mitarbeiter-Abbau. Die nächsten Umstrukturierungen und Entlassungen seien 2019 erfolgt, ein Jahr später seien auch noch die Kunstharzfertigung ausgelagert worden.

Der Betriebsrat kündigt an, in den anstehenden Verhandlungen für einen fairen Interessensausgleich und einen guten Sozialplan im Sinne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kämpfen. (Matthias Dahmer)

Der Bioladen „BioEck“ in Offenbach schloss ebenfalls, jedoch nur, um mit einem neuen Konzept zurückzukommen.

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