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Ausverkauf bei Galeria in Offenbach: Alle sind sprachlos

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Von: Philipp Bräuner

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Wenige Wochen hat die Galeria-Filiale auf der Frankfurter Straße noch geöffnet. Die Sonderangebote locken viele Schnäppchenjäger an.
Wenige Wochen hat die Galeria-Filiale auf der Frankfurter Straße noch geöffnet. Die Sonderangebote locken viele Schnäppchenjäger an. © Bräuner

Nur noch wenige Wochen hat die Galeria auf der Frankfurter Straße geöffnet, der Ansturm ist riesig. Bei Kaufhof will man sich nicht äußern.

Offenbach – Alles muss raus. Gelbe Schilder begrüßen die Kundschaft schon vor dem Eintritt in die Galeria Kaufhof-Filiale an der Frankfurter Straße aus den verwaisten Schaufenstern. Nur ein paar unbekleidete Schaufensterpuppen stehen darin. Im Geschäft hängen dieselben Schilder an den Wänden und von der Decke: Minus 30, 40, 50 Prozent, großer Sortimentsabverkauf.

Das zieht Schnäppchenjäger an, die Warteschlange an den Kassen zieht sich weit ins Foyer hinein. Wäre der aktuelle Kundenstrom Alltag gewesen, hätte die Filiale in der Innenstadt vielleicht nicht schließen müssen. Aber das ist reine Spekulation, der Vorhang fällt in Offenbachs größtem Kaufhaus für immer.

Galeria in Offenbach: Regale nur noch halb gefüllt

Im Inneren sind die Auflösungserscheinungen deutlich zu sehen. In den beiden Bekleidungsetagen liegen Kleiderbügel auf dem Boden. Die dazugehörigen Stücke liegen anderswo, haufenweise in den Gängen. In der Uhrenabteilung sind die viele Regale nur noch halb gefüllt, die Glasvitrine mit den Gucci-Uhren ist schon leer. In anderen Stockwerken sind ganze Abteilungen durch Stellwände abgesperrt. Überall stehen Kisten herum, darin: Kruscht, Socken und Kleinteile – alles muss raus.

Lange hatte man in der Stadt wie in der Belegschaft gehofft und gebangt, dass sich noch eine Lösung für den insolventen Galeria Karstadt Kaufhof-Konzern und damit auch die örtliche Filiale findet. Doch spätestens seit Mitte März ist klar: Das Kaufhaus auf der Frankfurter Straße muss schließen, am 30. Juni ist Schluss, teilte der Konzern damals mit.

In Galeria-Zentrale geht niemand ans Telefon 

Vor allem bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sitzt der Frust darüber offensichtlich tief. In der gesamten Filiale findet sich niemand, der über die Situation sprechen möchte. Im Gegenteil, auf Fragen zur Lage der Mitarbeiter reagieren die Verkäuferinnen und Verkäufer abweisend, genervt. Geschäftsführer Karsten Sinnig ist im Urlaub. Er sei auch nicht mehr auskunftsberechtigt, lässt er unsere Zeitung wissen. Er verweist auf die zentrale Pressestelle des Konzerns in Essen. Aber auch dort stoßen die Anfragen über die aktuelle Lage bei Galeria auf taube Ohren. Mehr noch: Man wird konsequent weggedrückt.

So gehe es allen Pressevertretern mit ihren Anfragen, sagt Ute Fritzel, Sprecherin von Verdi Hessen. Sie habe noch keinen Kontakt zu Betriebsräten der schließenden Galeria-Filialen herstellen können, „nicht einen einzigen“. Auch sie denkt, dass das vor allem an der riesigen Enttäuschung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kaufhäusern liegen müsse.

„Stimmung unter den Galeria-Beschäftigten ist schlecht“

So sieht es auch Marcel Schäuble, zuständiger Gewerkschaftssekretär bei Verdi: „Die Stimmung unter den Galeria-Beschäftigten ist schlecht“, sagt er. Zumal sich dieser Prozess zwischen Hoffnung und Enttäuschung bereits länger hinziehe. „Sie haben von Sanierung zu Sanierung verzichtet und darauf vertraut, dass das Management tragfähige Konzepte entwickelt und umsetzt. Immer wieder sind sie enttäuscht worden.“ Das fiele einigen besonders schwer, so Schäuble, „da viele in der Vergangenheit eine hohe Bindung ans Unternehmen hatten“.

Wie es für die Mitarbeiter von Galeria weitergehen wird, kann zur Stunde nur spekuliert werden. Allerdings würden einige in anderen Filialen übernommen werden, die nicht schließen, so Schäuble. Außerdem bestünden allgemein im Einzelhandel gute Chancen, „denn überall werden Fachkräfte gesucht“, sagt der Gewerkschaftssekretär. (Philipp Bräuner)

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