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Galeria Kaufhof erneut insolvent: Zukunft der Filiale in Offenbach weiter offen

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Von: Lisa Mariella Löw, Matthias Dahmer

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Galeria Kaufhof ist wieder insolvent. Ob die Filiale in Offenbach auf der Streichliste des Warenhauskonzerns steht, ist noch nicht bekannt.

Offenbach - Vor zwei Jahren war Offenbach noch verschont worden. Die Filiale von Galeria Kaufhof – so die Vermutung seinerzeit – wurde nur deshalb nicht dicht gemacht, weil die Immobilie in bester Innenstadt-Lage nicht wie viele andere angemietet ist, sondern wohl zum Tafelsilber des Konzerns gehört.

Ob es diesmal auch so sein wird, vermag zum gegenwärtigen Zeitpunkt niemand zu sagen. Von der Offenbacher Filialleitung und der Pressestelle der angeschlagenen Warenhaus-Kette in Essen kommt zu den konkreten Schließungsplänen nur Schweigen, selbst die Gewerkschaft Verdi, die normalerweise über gute Kontakte zu den Betriebsräten verfügt, stößt dort auf eine Mauer des Schweigens. „Die Betriebsräte sind zwar informiert worden, aber keiner will mit uns sprechen“, sagt Gewerkschaftssprecherin Ute Fritzel.

„Keiner will mit uns sprechen“: Verdi sucht Dialog mit Betriebsrat von Galeria Kaufhof in Offenbach

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte wie berichtet am Montag Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz kündigte harte Einschnitte an. Mehr als 40 der 131 Filialen bundesweit sollen geschlossen werden In der Branche gehen einige davon aus, dass es Wochen dauern könnte, bis eine konkrete Liste der betroffenen Standorte vorliegt. Es wird spekuliert, dass Galeria das umsatzträchtige Weihnachtsgeschäft mitnehmen will.

In Hessen betreibt der Konzern insgesamt 15 Warenhäuser – in Darmstadt, Wiesbaden und Frankfurt jeweils zwei. Bei Verdi geht man laut einem Bericht der Hessenschau davon aus, dass es die Doppelstandorte treffen könnte. In den nächsten Tagen könne man sicherlich mit näheren Informationen rechnen, wird Verdi zitiert.

Die Stadt Offenbach muss die Entwicklung zunächst von der Zuschauertribüne aus verfolgen, Zugriffsmöglichkeiten auf die Immobilie gibt es im Fall des Falles nicht. Teilweise wird befürchtet, bei Galeria gebe es Pläne, das Gebäude in Wohnraum umwandeln zu wollen.

Offenbach: OB Schwenke bezeichnet Situation für Kaufhof-Angestellte als „extrem bedrückend“

Oberbürgermeister Felix Schwenke möchte zunächst an die Beschäftigen und deren Familien erinnern, für die die Ungewissheit so kurz vor Weihnachten „extrem bedrückend“ sei. Obwohl der klassische Einzelhandel bundesweit in den Städten an Bedeutung verliere, habe Galeria Kaufhof zudem nach wie vor eine wichtige Funktion für die Offenbacher Innenstadt. Dies und das Potenzial der wachsenden Stadt habe er in einem Schreiben an die Geschäftsführung des Konzerns deutlich gemacht, so Schwenke. Nicht zuletzt appelliert Schwenke an die Offenbacher, nicht im Internet, sondern angesichts der besonderen Situation in der Galeria-Filiale einzukaufen.

Die Offenbacher sehen einer möglichen Schließung des Traditionshauses mit gemischten Gefühlen entgegen, wie eine kleine Umfrage gestern ergab: „Ich finde den Kaufhof gut. Da muss ich nicht die ganzen Läden abklappern, sondern bekomme schnell alles an einem Ort. Das spart mir die Zeit. Die Qualität ist gut“, lobt der Mittfünfziger Thomas. Eine Rentnerin stimmt ihm zu: „Ich gehe schon viele Jahre hierher. Hier sind die Gänge nicht so eng wie in den neuen Läden.“

Die Offenbacher Filiale von Galeria Kaufhof.
Ob auch die Offenbacher Filiale auf der Streichliste des angeschlagenen Warenhauskonzerns steht, ist noch nicht bekannt. © Sommer

„Schön, wenn da ein Hollister wäre“: Kritische Stimmen zu Galeria Kaufhof in Offenbach

Aber es gibt auch kritische Stimmen: „Ich gehe selten dahin. Früher war es besser. Heute ist es teuer und man bekommt nicht viel Gutes für sein Geld“, meint eine Seniorin. Auch eine 37-jährige Offenbacherin stört sich an den Preisen: „Ich gehe nicht gerne zum Kaufhof, der ist mir viel zu teuer.“ Junge Leute haben noch einen anderen Blick auf Galeria: „Da waren wir noch nie. Das würde uns auch nicht fehlen. Es wäre schön, wenn da ein Hollister oder so wäre“, so die Schülerinnen Sofia und Aylin.

Die Offenbacher Filiale hat eine lange Tradition: Sie wurde 1930 eröffnet, damals noch unter dem Namen des Gründers der späteren Kaufhaus-Kette „Leonhard Tietz AG“. Offenbach war als Standort vor allem dank seiner boomenden Lederwarenindustrie für eine Niederlassung attraktiv. In den ersten Jahren wurde das Haus stetig vergrößert, 1944 beschädigte ein Dachgeschossbrand die Immobilie erheblich. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde zunächst das Erdgeschoss wieder bezogen. In den Folgejahren gab es mehrere Umbauten, 1967 verdoppelte sich die Verkaufsfläche, indem mehrere Nachbarhäuser bis zur Ecke Herrnstraße hinzugenommen wurden.

Der vorerst letzte große Umbau kam 1997, im gleichen Jahr schloss die gegenüberliegende Karstadt-Filiale, das zweite Traditionskaufhaus an der Frankfurter Straße. Die Kaufhof Warenhaus AG, die 2008 Galeria Kaufhof umbenannt wurde, war damit der alleinige Platzhirsch in der Offenbacher Innenstadt. (Mariella Löw, Matthias Dahmer)

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