Bebauungsplan für Waldhof-West soll 2025 stehen

Erst erhitzten sich die Gemüter, dann wurde es still um das Geschehen: Nach dem turbulenten Start im September (wir berichteten) haben Ende des vergangenen Jahres die Bauland-Dialoge zum geplanten Wohngebiet Waldhof-West einen ruhigen Abschluss gefunden.
Offenbach - Die Stadt hatte zu mehreren Themen rund um das Baugebiet hauptsächlich online zu Veranstaltungen und Vorträgen geladen, um zu informieren. „Alles, was erarbeitet wurde, kann online auf der Seite der Stadt eingesehen werden“, sagt Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß. Herausgekommen ist ein ganzer Katalog an Papieren und Gutachten, etwa zum Artenschutz, zur Geothermie oder zur Klimaverträglichkeit des Vorhabens.
Seit fast 60 Jahren ist im westlichen Teil Waldhofs ein neues Wohngebiet projektiert, nun soll wegen des Wohnungsdrucks das Bauvorhaben umgesetzt werden. Schon im Vorfeld wurde das Projekt deutlich abgespeckt: Ein Hektar Fläche soll bebaut werden, statt 800 Wohnungen sind 600 vorgesehen. „Diese Zahl wird nicht nach oben korrigiert“, verspricht Weiß. Der Siegerentwurf eines städtebaulichen Wettbewerbs sieht eine umweltverträgliche Bebauung vor, in dem Rücksicht auf die Umgebung genommen wird. „Der Siegerentwurf wird Vorlage für die Bebauung werden: Die Gestaltung eines verträglichen Übergangs der Bebauung zur Natur ist uns wichtig.“
Auch zur Struktur des Wohngebietes gibt es Vorgaben: Für frei finanzierte Wohnungen zur Miete oder zum Kauf sind 35 Prozent vorgesehen, weitere 35 Prozent der Fläche für gemeinschaftliche Wohnformen und 30 Prozent für geförderten Mietwohnungsbau für geringe und mittlere Einkommen.
Die Vorgaben für Waldhof-West sind also gemacht, in der Einschätzung der Dialoge dazu gibt es jedoch – wenig überraschend – große Unterschiede in der Beurteilung, was Stadt und die das Projekt ablehnende Bürgerinitiative (BI) anbelangt. Während Weiß von einer guten Beteiligung unter den pandemiebedingten Umständen spricht, nennt die BI sie erschreckend gering. Die BI rügt, dass im Dialog die Notwendigkeit der Bebauung nicht thematisiert wurde, Weiß verweist darauf, dass die Teilnahme am Dialog eben die Akzeptanz der Notwendigkeit neuer Wohnungen beinhalte.
In den kommenden zwei Jahren werde es nun vorrangig um die Bodenordnung gehen, sagt Weiß. Schließlich gebe es für das fragliche Gebiet „sehr heterogene Eigentumsverhältnisse“, sprich: nicht die Stadt, sondern mehrere Privatpersonen sind Eigentümer der einzelnen Parzellen. Das Stadtparlament hatte ein Modell beschlossen, wonach die Stadt die Grundstücke erwirbt und entwickelt und den Eigentümern dann die Möglichkeit gibt, diese zurückzuerhalten oder eine entsprechende Summe als Ausgleich zu erhalten. „Es wird niemand weinen müssen, auch wenn die Entwicklungskosten abgezogen werden – die Grundstücke erfahren einen deutlichen Wertgewinn“, sagt Weiß. Durch diese städtebauliche Entwicklungsmaßnahme soll vermieden werden, dass einzelne Eigentümer den Bauprozess um Jahre verzögern. Es herrsche „sanfter Druck“, dass neue Wohnungen entstehen, um den Druck am Wohnungsmarkt zu mindern.
2025 soll dann der Bebauungsplan aufgestellt werden, im günstigsten Fall könnte 2026 mit den ersten Arbeiten begonnen werden.
Von Frank Sommer