Betonskulpturen noch zu retten ?

Offenbach – Nur wenige Kunstwerke in der Stadt sind in ihrer Bedeutung so unumstritten wie die Betonskulpturen am nördlichen Ende des Dreieichparks.
Handelt es sich bei ihnen doch um die ältesten Beton-Bauwerke ohne Stahl in Deutschland. 1879 für die 2. Hessische Landes-Gewerbeausstellung errichtet, sollten sie die Qualitäten des damals noch relativ neuen Werkstoffs „Portland-Cement“ demonstrieren.
Zwei Weltkriege haben die Skulpturen schadlos überstanden, seit einer mehr oder minder gelungenen Sanierung im Jahre 2006, bei der auf eine Stabilisierung mittels nachträglichem Fundament verzichtet wurde, ist das mittlerweile eingezäunte und etwas versteckt gelegene Ensemble in Höhe der Frankfurter Straße dem Verfall preisgegeben.
Das fällt Fachleuten wie Passanten auf. Bereits 2019 hatte der bei der Sanierung 2006 federführende Projektleiter auf den maroden Zustand der Skulpturen hingewiesen, dieser Tage erreichten uns Klagen von Lesern, dass sich bei den erhaltenswerten Bauwerken bislang nichts getan habe.
Die Begründung aus dem Rathaus für die Verzögerung zeigt exemplarisch, dass in einer Stadt mit wenig Geld und vielen Problemen nach zwei Jahren Corona die Prioritäten andere sind, vielleicht sogar sein müssen. In der Sache nämlich will man nun das anpacken, was bereits Ende 2019 beabsichtigt war.
„Um eine Lösung zu erarbeiten, wird derzeit ein Symposium mit Experten aus den Bereichen Baukultur, Denkmalpflege, Materialwissenschaften, Architektur und Ingenieurwesen sowie Betonsanierung für den Sommer vorbereitet“, sagt Stadtsprecher Fabian El Cheikh. Im Zuge dieses Expertentreffens solle geprüft werden, wie eine wirtschaftlich sinnvolle Sicherung unter Beachtung des Denkmalschutzes aussehen könne und welche Maßnahmen hierfür notwendig seien. El Cheikh: „Auf dieser Grundlage soll ein Sicherungskonzept erarbeitet und anschließend umgesetzt werden. Hierbei soll auch die Einbindung beziehungsweise eine verbesserte Wahrnehmung der Betonobjekte im Dreieichpark reflektiert werden.“
Zugleich gibt der Stadtsprecher zu bedenken: Die Sicherung der Betonbauwerke gestalte sich aufgrund der historischen Substanz, der mehrfachen, aus heutiger Sicht unsachgemäßen Sanierungen, des unzureichenden Unterbaus, unklarer Schadensursachen sowie der sehr unterschiedlichen Zustände der verschiedenen Bauteile äußert schwierig. So bestehe Unklarheit darüber, ob ein dauerhafter Erhalt bautechnisch und wirtschaftlich möglich sei. „Sollten Konservierung und Instandsetzung bautechnisch oder wirtschaftlich auch bezüglich der Folgekosten nicht umsetzbar sein, wird auch eine Versetzung in eine geschützte Umgebung und Rekonstruktion geprüft“, so El Cheikh.
Aktuell bestehe Einsturzgefahr, deshalb seien die Bauwerke mit Bauzäunen zum Schutz der Parkbesucher gesichert. Das Amt für Öffentlichkeitsarbeit habe zusammen mit der Stadtplanung diese Bauzäune mit Bannern gestaltet. Darauf wird auf die verschiedenen Sanierungsprojekte im Park hingewiesen, die Schritt für Schritt je nach Kapazität bei der Stadtplanung und Kostenbudgets umgesetzt werden sollen.

