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„Vergessen und abgehängt“: Anwohner in Offenbach monieren mangelhafte Busanbindung

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Von: Frank Sommer

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Von wegen nur verlegt... Die zusammengestrichene Busanbindung sorgt für Unmut in Biebernsee.
Von wegen nur verlegt... Die zusammengestrichene Busanbindung sorgt für Unmut in Biebernsee. © Sommer

Die Busverbindung in Offenbach ist in manchen Gebieten so schlecht, dass Unternehmen ihre Dienstpläne an den Fahrplänen ausrichten müssen. Anwohner und Arbeitnehmer sind sauer.

Offenbach – Seit Anfang Juli gelten aus Spargründen harte Einschnitte im Offenbacher Busverkehr. Besonders aus einem Teil Offenbachs, der, als besonders hart um die Einsparungen und Linderung besonderer Härten gekämpft wurde, kaum beachtet wurde, ist inzwischen immer lautere Kritik an der Situation zu hören: Bürger in Biebernsee, aber auch in Waldheim sind unzufrieden mit der Busanbindung.

Hauptkritikpunkt ist, dass die Linie 108 am Schlosspark Rumpenheim endet. „Dazu wurde gleichzeitig der Fahrplan der Linie 101 um die Hälfte reduziert. So wird die Beweglichkeit gerade älterer Bürger ohne Grund einfach weiter eingeschränkt“, schreibt etwa Anwohner Dieter Krause.

Busverkehr in Offenbach: Anwohner protestieren gegen mangelhafte Anbindung

Schwer von den Einschränkungen betroffen sind die Bewohner des Anni-Emmerling-Hauses. 152 Menschen wohnen dort, mehr als 70 Mitarbeiter zählt das Haus. Mieterin Edda Jokisch hat bereits bei der Sprechstunde „OB vor Ort“ Oberbürgermeister Felix Schwenke eine Unterschriftensammlung überreicht, mit der die Bewohner gegen die mangelhafte Anbindung protestieren und Verbesserung fordern. „Ich habe auch mit Bürgermeisterin Sabine Groß telefoniert, aber die sagte nur, dass die Anbindung zu teuer sei“, sagt Jokisch.

Die Enttäuschung über die standardisierten Antworten der Stadtspitze und deren mangelndes Einfühlvermögen ist den Betroffenen anzumerken. „Wir sind abgeschnitten und vergessen“, sagt Ulla Beyer, die ebenfalls in der Einrichtung wohnt. Ihre Nachbarinnen Gisela Stang und Katharina Frank nicken.

„Wir bekommen nur gesagt, dass die Busverbindung zu teuer wäre und nichts zu machen sei“, sagt Frank. „Mir wurde von der Stadt gesagt, dass man zuerst an die Kinder denke, dann komme lange nichts, die Senioren erst ganz zuletzt“, klagt Jokisch. Dabei seien alle betroffen, ob Anwohner von Biebernsee oder Mieter und Pflegekräfte im Anni-Emmerling-Haus.

Offenbach: Caritas muss Dienstpläne an Busfahrplan anpassen

„Wir haben, als die Einsparungen bekannt wurden, nicht so stark protestiert, da wir beim Caritas-Haus gesehen haben, dass es noch viel schlimmer kommen kann“, sagt Einrichtungsleiterin Susanne Hesel. Dass etwa die zuständige Bürgermeisterin Sabine Groß die Einrichtung im Vorfeld aufgesucht habe, sei nicht geschehen.

Wie berichtet, plante die Stadt zunächst, die Busanbindung an das Caritas-Heim komplett zu streichen. Nach massiven Protesten verkehrt inzwischen zu ausgewählten Zeiten die neue Linie 106A. Doch angenehm sei die Situation nicht, den Dienstplan für das Wochenende habe man an den Busfahrplan angepasst. „Der Sonntagsdienst um 7 Uhr morgens ist mit dem ÖPNV unmöglich, da bilden unsere Mitarbeiter Fahrgemeinschaften mit dem Auto“, sagt Hesel. Wer ohne Auto ist, dürfe die Arbeitszeit tauschen.

Viele Probleme bei der Anbindung in Offenbach

Problematisch sei, da sind sich die Mieterinnen einig, dass es keine Verbindung mehr von Biebernsee zur Mühlheimer Straße gebe. „Wer mit dem Bus zum Neuen Friedhof oder zum Einkaufen zu Edeka oder Lidl möchte, muss viel Zeit aufwenden und durch die halbe Stadt fahren“, sagt Stang. Das sei allen unverständlich, bestätigt Hesel. Das kurze Stück zu bedienen, werde wohl keine Millionen kosten, sind sich die Betroffenen einig. „Aber es gibt es bei der Stadt keinen Willen, etwas zu ändern“, sagt Frank. Zuvor fuhr die Linie 108 durch Waldheim bis ins Neubaugebiet An den Eichen, dessen Verbindung nach Rumpenheim und Bürgel nun ebenfalls gekappt ist.

Ebenso unverständlich sei, weshalb bei der Wendeschleife am Schlosspark teils drei Busse stünden und die Passagiere des 101ers auf der Straße aussteigen müssten. Wer ohnehin schlecht zu Fuß sei, für den sei das ein weiteres Hindernis.

Die Taktung der verbliebenen Linie steht ebenfalls in der Kritik. Termine beim Arzt oder der Krankengymnastik in der Stadt müssten nach dem ausgedünnten Bustakt geplant werden, Termine in Mühlheim seien kaum noch machbar, heißt es. „Da sitzt man 20 Minuten nach dem Termin im Wartezimmer, weil es ja dauert, bis wieder ein Bus fährt“, sagt Beyer. „Da die Busse nicht pünktlich sind, habe ich kürzlich 47 Minuten am Marktplatz gewartet, bis wieder ein Bus hierher gefahren ist, das ist doch kein Zustand“, sagt Stang. Der Besuch des Sonntagsgottesdienstes in der Stadtkirche sei kompliziert geworden, betont Beyer: „Sich danach zu unterhalten ... Geht nicht, sonst verpasse ich den Bus und muss lange warten.“

Dass die Stadt bei den Änderungen am Busplan keine Rücksicht auf Senioren gemacht hat, ärgert Hildegart Hofmann: „Ich besuche Bekannte im Caritasheim – da fährt kaum noch ein Bus. Wenn ich den um 17.17 Uhr verpasse, müsste ich vier Stunden auf den nächsten warten. Ein Unding!“

Die Diskussion um die Einsparungen hätten sie genau verfolgt, sagen die Mieterinnen. Dass hohe Summen für Beratungsfirmen ausgegeben wurden, für die Anbindung Biebernsees aber kein Geld zur Verfügung stehe, sei nicht nachvollziehbar. (von Frank Sommer)

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