Bieberer Pfarrerin verlässt die Gemeinde in Richtung Bremen

Die erste Pfarrstelle sei schon etwas wie die erste Liebe, unvergesslich: Vor knapp sechs Jahren hat Irmela Büttner ihre erste Pfarrstelle bei der evangelischen Kirchengemeinde Bieber angetreten – nun, wesentlich früher als gedacht, verlässt sie diese und wechselt in die Laurentius-Gemeinde nach Achim im Landkreis Verden.
Offenbach - „Achim liegt quasi vor den Toren Bremens“, sagt Büttner, „zum 1. September werde ich dort die Stelle antreten.“ Dass sie und ihr Mann, beide aus dem Norden Deutschland, nicht für immer im Rhein-Main-Gebiet bleiben würden, war ausgemacht. „Dass es nun so schnell geht, damit hätten wir nicht gerechnet – doch es kamen mehrere Faktoren zusammen.“ Etwa die Corona-Pandemie, durch die ihr Mann in Heimarbeit gehen konnte und nun nicht mehr an einen Ort gebunden ist Dann fiel Büttner die Ausschreibung für eine Pfarrstelle auf Wangerooge auf und beide verspürten eine Sehnsucht nach der alten Heimat im Norden. „Die Insel ist es dann nicht geworden“, sagt sie, aber als in Achim eine Pfarrerin mit Medienerfahrung gesucht wurde, habe sie sich beworben.
Dabei hätte Büttner auch Karriere in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) machen können, sie hat ernsthaft überlegt, sich als stellvertretende Dekanin in Wiesbaden zu bewerben. „Aber nur noch in Versammlungen und Sitzungssälen die Zeit verbringen, dafür bin ich jetzt noch nicht bereit – ich möchte Gemeindearbeit machen.“
Die hat sie in Bieber geleistet, etwa mit der Sicherung der gemeinsamen Jugendarbeit der drei südlichen evangelischen Gemeinden. „Es ist einfach schön zu sehen, wie die Konfirmanden nun in der Jugendarbeit weitermachen“, sagt sie. Der gemeinsame Konfirmationsunterricht in Bieber, in der Markus- wie der Lukas- und Matthäusgemeinde sei inzwischen selbstverständlich, die Stelle der Gemeindepädagogin fest verankert.
Der Wechsel nach Achim zur Hannoverschen Landeskirche wird spürbar sein, ist sich Büttner sicher, auch wenn ihr die norddeutsche Landeskirche vertraut ist. Spürbar weniger von der Struktur – die EKHN gilt als liberal und sehr demokratisch geprägt, die Hannoversche eher lutherisch und hierarchisch gestaltet, wie sie sagt, sondern eher von den Gemeinden aus gesehen. „Im Norden sind große evangelische Gemeinden nichts besonderes: Wenn ich hier erzähle, dass ich in eine Gemeinde mit 8000 Mitgliedern und drei Pfarrstellen wechsle, gibt es hier erstaunte Nachfragen“, sagt sie und lacht.
Die Gemeinde Bieber zählt gerade einmal 2300 Mitglieder, die katholische Prägung des Stadtteils war für Büttner zunächst ungewohnt. „Aber ich werde die ökumenische Zusammenarbeit definitiv vermissen, die habe ich hier sehr genossen“, erklärt sie. Auch den OFC oder Hessisches wie grüne Soße und Apfelwein, werde ihr fehlen, ist sie sich sicher. „Und natürlich die Menschen, mit denen ich hier zu tun hatte – ich wurde wirklich toll aufgenommen.“
Eine bleibende Erinnerung ist ohnehin geschaffen: An Weihnachten 2018 strahlte das ZDF eine Dokumentation über Büttner und ihre Arbeit in der gemeinde aus, machte sie und die Bieberer Gemeinde bundesweit bekannt. „Ich bekam sehr viele positive Zuschriften zu der Dokumentation aus ganz Deutschland“, sagt sie. Ein Nachfolger für Büttner ist übrigens gefunden: Georg Bloch-Jessen, derzeit Vikar an der Friedenskirche, wird ab 1. September neuer Bieberer Pfarrer.
Den Fluglärm über Offenbach werde sie nicht vermissen, Offenbach selbst aber sicherlich. „Ich werde immer sagen, wie toll es hier ist.“ Leider würden ihr immer wieder Vorurteile über die Stadt begegnen. „Ich sage dann immer: ‘Ihr wisst gar nicht, wie schön es in Offenbach ist’“
Die Verabschiedung wird am Sonntag, 17. Juli, um 15 Uhr mit einem Gottesdienst in der Bieberer Lutherkirche gefeiert.
Von Frank Sommer