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Brückenfest: Neues Viertel, neue Nachbarn

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An einer langen Tafel aus 28 Biertischen über die Walter-Spiller-Brücke verweilten Hafen-, Nordendbewohner und viele Passanten vom Mainradweg. Das sollte vor allem den symbolischen Brückenschlag zwischen den Quartieren fördern.  - Fotos: Georg
An einer langen Tafel aus 28 Biertischen über die Walter-Spiller-Brücke verweilten Hafen-, Nordendbewohner und viele Passanten vom Mainradweg. Das sollte vor allem den symbolischen Brückenschlag zwischen den Quartieren fördern. © Georg, Bernd

Offenbach - Zum Brückenfest im Hafenviertel sind gestern frisch Zugezogene und alteingesessene Offenbacher gekommen. Jedoch nicht, um ein Bauwerk einzuweihen. Vielmehr sollte die Verbindung zwischen Neubauviertel und Nordend gefeiert werden. Dieser symbolische Brückenschlag hat jedoch noch so manchen Skeptiker. Von Sarah Neder

Eine Fotoausstellung in der ehemaligen Hafenmeisterei beschwört die Vergangenheit: viel Altmetall, riesige Öltanks, Stahlkräne, Container. Fast das komplette 20. Jahrhundert über war der Hafen in Offenbach ein Umschlagplatz für Industriegüter. Längst ist das trendigen Appartements, Büros und Gastronomie gewichen. Und das alte Nordend mit seinen 16.000 Bewohnern hat neue Nachbarn. Beim Brückenfest sollten die Neubürger und Alt-Offenbacher miteinander bekannt gemacht werden. Wer wollte, konnte dort gestern einen, den derzeitigen Wetterumständen entsprechend, sommerlichen Nachmittag verbringen. Samt Imbissbuden und Cocktails, Sportangeboten und Musik.

Strandkulisse am ehemaligen Industrie-Standort: Für das Brückenfest wurde am Hafen Sand aufgeschüttet. Dort ließ sich der Blick auf den Main genießen.
Strandkulisse am ehemaligen Industrie-Standort: Für das Brückenfest wurde am Hafen Sand aufgeschüttet. Dort ließ sich der Blick auf den Main genießen. © Georg, Bernd

Organisiert wurde die Feier von der Stadt. Zwischen dem Fußgängerüberweg und der Autobrücke am Hafenviertel sollen nicht nur die baulichen Verbindungen beider Stadtteile wirken, sondern auch die symbolischen. „Hier kommt das alte und das neue Offenbach zusammen“, sagt Daniela Matha, die Chefin der städtischen Mainviertel-GmbH, in ihrer Ansprache auf der Bühne zwischen Boxclub und Fluss. Unterhaltungen bei der Veranstaltung sollen Gemeinschaft schaffen, hofft sie und schwärmt: „Hier verbinden sich zwei Teile zu einem Ganzen.“ Oberbürgermeister Horst Schneider schließt sich Mathas Lob an. Das Brückenfest sei ein Meilenstein, nun würden Lebensräume zusammenwachsen. Damit meint Schneider nicht nur das Nordend und das Hafenviertel. Auch Offenbach und Frankfurt würden sich einander nähern, ist sich der Magistratsvorsitzende sicher.

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Im Herbst 2013 haben die ersten Mieter das Viertel am Main bezogen. Pionierin ist Frankfurts Baugesellschaft ABG, die einen rot-weißen Riegel auf die Insel setzt. Hafengold, Luv & Lee und wie sie alle heißen ziehen nach. Bis 2020 sollen am Hafen bis zu 1000 Menschen leben. Das Areal soll jedoch mehr sein als ein reines Wohnviertel an der Peripherie Frankfurts. „Es ist mir wichtig, dass hier nicht nur geschlafen, sondern auch gelebt wird“, sagt OB Schneider.

Dass sich Hafen und Nordend annähern, sieht so mancher mit einer Portion Skepsis. Peter Reichard etwa, der am Goetheplatz einen Whiskey- und Weinladen betreibt und auf dem Brückenfest ausschenkt, zweifelt an der baldigen Eintracht der beiden Quartiere. „Allein baulich gesehen wird am Hafen eher eine Grenze gezogen“, sagt er und nennt das Einkaufszentrum mit dem Nordring abgewandtem Eingang als Beispiel.

Reichard hat einige Kunden von der Neubauinsel, manche kommen donnerstags zum Märktchen am Goetheplatz. Doch die scheinen eher eine Ausnahme zu sein. „Da wurden welche von deren Nachbarn gefragt, wieso sie nach Offenbach gehen, Frankfurt sei doch viel näher“, erzählt der Ladenbesitzer und lacht.

Außerdem Gesprächsthema beim Fest: Beschwerden über Gäste an der Hafentreppe; Anwohner klagen über Lärm und Müll; regelmäßig rücke die Stadtpolizei an. Reichard ist der Meinung, wer an öffentlichen Plätzen wie der Hafentreppe lebe, müsse in Kauf nehmen, dass dort Trubel herrsche. Denn nur an solchen Orten vermische sich neues und altes Offenbach.

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