Buddeln für die Klimawende

EVO erneuert Hochspannungsnetz zwischen Offenbach und Heusenstamm
Offenbach – Um den wachsenden Energiebedarf in der Region decken zu können, baut die Energieversorgung Offenbach (EVO) ihr Hochspannungsnetz aus. Mit Investitionen von 250 Millionen Euro in den nächsten 15 Jahren soll die Kapazität verdreifacht werden.
Nachdem bereits das Umspannwerk in Seligenstadt ertüchtigt und eine Trasse vom Umspannwerk im unterfränkischen Dettingen unter dem Main nach Seligenstadt verlegt worden ist, haben die Arbeiten zwischen Heusenstamm und Offenbach begonnen. Sie werden bis Mitte des nächsten Jahres insbesondere auf der Waldstraße erhebliche Verkehrsbehinderungen verursachen.
Projektleiter Stefan Fels vom EVO-Mutterkonzern MVV Energie in Mannheim erläutert die Details: Die sechs Kilometer lange Trasse, in der zunächst die Leerrohre für die Erdkabel der 110-Kilovolt-Leitung verlegt werden, verläuft vom EVO-Umspannwerk am Friedrichsring (in Höhe der Albert-Schweitzer-Schule) entlang der Waldstraße bis zur Stadthalle und von dort quer durch den Wald, östlich vorbei an Campus Heusenstamm und Heusenstammer Schloss bis zum Umspannwerk unweit des Friedhof-Parkplatzes. Dort künden Absperrungen, gestapelte Rohre und Container bereits von Bautätigkeit.
Im Wald zwischen der Schlossstadt und Offenbach wird in diesen Tagen die Umleitung für Radler und Fußgänger ausgeschildert. Gearbeitet wird laut Projektleiter Fels an mehreren Stellen gleichzeitig.
Auf den vier Kilometern in der Offenbacher Gemarkung soll es im Juli/August losgehen. Vom Umspannwerk Friedrichsring schwenken die Trassenbauer auf die beiden stadteinwärts führenden Spuren der Waldstraße bis zum Odenwaldring, dort geht es rechts neben den stadtauswärts führenden Spuren weiter zur Stadthalle. Gebuddelt und gesperrt wird immer in Abschnitten von 80 bis 100 Metern, überwiegend werden die Leerrohre in offener Bauweise in bis zu zwei Meter breiten und 1,60 Meter tiefen Gräben verlegt.
An kritischen Punkten, etwa bei der Querung des viel befahrenen Odenwaldrings, im Heusenstammer Schlosspark oder wenn schützenswerte Bäume betroffen sind, kommt das sogenannte Spülbohrverfahren zur Anwendung, bei dem unterirdisch gearbeitet wird und Gräben entbehrlich sind. Ein Jahr sollen die Arbeiten dauern und nach Angaben von EVO-Sprecher Harald Hofmann 16 Millionen Euro verschlingen.
Wie EVO-Technikvorstand Günther Weiß berichtet, wurde das Hochspannungsnetz, das knapp 500 000 Menschen und 34000 Unternehmen versorgt, letztmals Ende der 80er-Jahre erweitert. Das aktuelle Vorhaben, bei dem an Trassen auf einer Länge von 120 Kilometern gearbeitet werde, sei das größte Infrastrukturprojekt in Stadt und Kreis Offenbach. Dazu gehört die Ertüchtigung von zehn Umspannwerken.
Zugleich erläutert Weiß, dass in Ballungsräumen die Hochspannung ausschließlich in Form von Erdkabeln verlegt werde. Freileitungen an großen Strommasten gebe es nur noch außerhalb dichter Besiedlung. Seinen Strom erhält der Regionalversorger EVO von vorgelagerten Netzbetreibern, welche die Energie an zwei Übergabepunkten – in Dettingen und in Urberach – zur Verfügung stellt.
Hauptgründe für die Erweiterung des Hochspannungsnetzes sind laut Weiß die zunehmende E-Mobilität, der Trend zu Wärmepumpen, das Bevölkerungswachstum in Stadt und Kreis, die Nachfrage nach Fotovoltaik sowie nicht zuletzt der steigende Energiebedarf der boomenden Rechenzentren, die eine Grundvoraussetzung für die Digitalisierung sind.
„Die angestrebte Energiewende würde ohne Ausbau des Netzes nicht funktionieren“, ist sich Günther Weiß sicher.
Infos im Internet
evo-ag.de

