Christian Kodritzki erzählt „Alte Geschichten aus Offenbach und Bieber“

Ein Eklat um das Fräulein Frank, Streitereien um Weidegründe, eine Auseinandersetzung um die Frankfurt-Offenbacher Eisenbahn: 16 neue „Alte Geschichten aus Offenbach und Bieber“ hat der Offenbacher Hobby-Historiker Christian Kodritzki bei seinen Recherchen in Archiven zusammengetragen und sie nun im dritten Band seiner gleichnamigen Reihe veröffentlicht.
Offenbach – Wie schon in den beiden Vorgängerwerken stehen mal mehr, mal weniger kurze Episoden aus der Vergangenheit – diesmal aus der Zeit zwischen 1681 und 1848 – im Fokus seines 115 Seiten starken Büchleins. Entstanden ist es seit Herbst vergangenen Jahres. „Gerade in der Pandemie hatte ich ja reichlich Zeit für meine Arbeit – und war froh, eine Beschäftigung zu haben“, erzählt der 80-jährige Bieberer. Und Zeit, die braucht es, um staatliche und kommunale Archive zu durchforsten, relevantes Material zu sichten und schließlich für den Schreibprozess.
Nun liegt der dritte Band der historischen Reihe vor. Kodritzki schildert darin wieder einzelne Geschehnisse und zeigt anhand dessen zugleich die damaligen Lebensverhältnisse in und um Offenbach auf. Denn: Viele der Geschichten, die Kodritzki zusammengetragen hat, handeln von Streit, Auseinandersetzungen, Konflikten – häufig beruhend auf der territorialen Zerstückelung. Beinahe zwangsläufig musste es laut dem Autor dort, wo vier souveräne Staaten, das Kurfürstentum Mainz, die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, die Grafschaft Isenburg-Birstein und die Freiherrn von Schönborn, auf so engem Raum aufeinanderstoßen zu Konflikten kommen.
So ist in „Alte Geschichten aus Offenbach und Bieber Band 3“ etwa zu lesen, wie der Hainbach mehrfach umverlegt wurde, zunächst vom Grafen von Isenburg, später vom Kurfürsten, oder wie es 1674 zu einer bösen Auseinandersetzung zwischen der Grafschaft Hanau und dem Kurfürstentum Mainz wegen des Rechts zum Fang von Feldlerchen kam. Die galten nämlich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als Delikatesse, waren begehrt und teuer. Jagen durfte sie nur, wer eine entsprechende Erlaubnis hatte. Streit kam auf, weil Unklarheiten darüber bestanden, ob einige Jagdpächter rechtmäßig im richtigen Territorium zugange waren.
Mit dem dritten Band seiner historischen Offenbach-Bieber-Reihe veröffentlicht Christian Kodritzki sein insgesamt 14. Buch. Die meisten davon handeln Themen rund um den 30-jährigen Krieg ab, das eigentliche Fachgebiet des ehemaligen Bauunternehmers. Schon immer habe der Geschichte, speziell der Kriegszeit zwischen 1618 bis 1648, sein Interesse gegolten. „Die Zeit, mich so intensiv damit auseinanderzusetzen, habe ich aber natürlich erst, seitdem ich in Rente bin“, sagt der Autor, der zudem als sein eigener Verleger fungiert. Von der Recherche über Layout bis hin zum Vertrieb erledigt der 80-Jährige alles alleine. „Ich mache das vor allem für mich, weil es mir Freude macht.“ Die Ergebnisse seiner aufwendigen Recherchen seien dann aber eben für viele interessant, findet Kodritzki. Immerhin gibt es einiges zu lesen, was den meisten Offenbachern und Bieberern bislang noch unbekannt sein dürfte.
Für Kodritzki selbst jedenfalls wird seine Arbeit nicht langweilig. Klar, dass er schon ein neues Thema in der Hinterhand hat. „Ich würde gerne über Wolfgang Heinrich, Graf von Isenburg, schreiben. Der hatte seinen Sitz in Offenbach und war General im 30-jährigen Krieg“, sagt der Hobby-Historiker. Es existieren Briefe, die der Graf in dieser Zeit an seinen Vater schrieb. „Bearbeitet wurden die aber noch nicht.“ Christian Kodritzki will das nun tun. Ein Vorhaben, das wieder zahlreiche Stunden im Archiv bedeutet. (Von Lena Jochum)
Infos zum Buch: „Alte Geschichten aus Offenbach und Bieber Band 3“ (ISBN 9783981791464), erhältlich für 18,50 Euro über Buchhandlungen und auf verlag-christian-kodritzki.de