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Nach Kritik an Offenbacher Rechenzentrum: Cloud HQ-Chef äußert sich

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Von: Frank Sommer

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Der Bau des Rechenzentrums am Lämmerspieler Weg ist schon weit fortgeschritten.
Der Bau des Rechenzentrums am Lämmerspieler Weg in Offenbach ist schon weit fortgeschritten. © Georg-Foto

Das neue Rechenzentrum in Offenbach nimmt Formen an. Nun bezieht der Geschäftsführer von Cloud HQ Stellung zu diversen Kritikpunkten.

Offenbach - „Der Rohbau ist fertig, die Fassade ist auch fast überall schon dran.“ Peter Knapp, Geschäftsführer von Cloud HQ Deutschland, zeigt sich zufrieden mit dem Baufortschritt seines Rechenzentrums am Lämmerspieler Weg in Offenbach. Im Juni kommenden Jahres soll die erste Stufe des Datenzentrums in Betrieb gehen, 2024 soll die komplette Anlage fertig sein.

Seit Baubeginn im Jahr 2020 gibt es von Umweltschützern wie Anwohnern scharfe Kritik an dem Rechenzentrum: eine große Fläche werde versiegelt, die Abwärme des Zentrums bleibe ungenutzt, die Dieselgeneratoren für den Notstrom seien eine immense Umweltbelastung. Inzwischen hat sich die Tonlage geändert, denn seit einigen Monaten ist Cloud HQ im Dialog mit der Lokalen Agenda und greift die Kritikpunkte auf.

„Das hätten wir zweifelsohne schon früher machen sollen“, räumt Knapp selbstkritisch ein, „das Anliegen der Agenda ist legitim und meinen Mitarbeitern und mir ist ebenfalls wichtig, dass wir umweltschonend arbeiten.“

Offenbach: Rechenzentrum könnte mit Abwärme Wohngebiet beheizen - Doch es wird nichts draus

Am Gebäude selbst ließe sich wenig ändern, „es ist halt ein zweckorientierter Industriebau“, sagt der 58-Jährige, „aber gegenüber bei MAN schaut es ja auch nicht anders aus.“ Die Fassade werde jedoch noch begrünt, verspricht er.

Beim größten Kritikpunkt, der nicht genutzten Abwärme des Rechenzentrums, ist er sich mit der Agenda einig. „Auch mir wäre es viel lieber, wenn wir die abgeben könnten und damit etwa das Wohngebiet An den Eichen beheizen könnten.“ Das wird allerdings durch das Heizwerk der EVO versorgt, in unmittelbarer Nähe gibt es erst einmal keine möglichen Abnehmer. Für die Nutzung gibt es eine Reihe von Überlegungen, doch keine ließe sich rasch realisieren. „Wir müssen technisch sehen, wo sich etwas einspeisen ließe – das ist sehr komplex, wir müssen mit der Stadtplanung und EVO ein Konzept erarbeiten.“ Wenn die Wärmeversorgung die Bahn queren würde, müsste auch diese in den Planungsprozess einbezogen werden.

Cloud HQ-Chef zu Rechenzentrum in Offenbach: „Nehmen Bedenken der Agenda ernst“

„Ich könnte mir vorstellen, dass wir, wenn wir den Industriepark oder das Quartier 4.0 versorgen sollten, dann die Wärmeleitungen entlang der neuen Laska-Brücke führen“, sagt Knapp. Die Frankfurter Uni-Klinik werde auch vom gegenüberliegenden Kraftwerk per Leitung entlang einer Brücke versorgt.

Das Problem: Zwar könne Cloud HQ auf seinem Gelände in relativ kurzer Zeit – etwa einem Jahr – die entsprechenden Bedingungen schaffen, „beim Re-Design eines bestehenden Versorgungsnetzes in der Stadt sprechen wir aber von mindestens fünf bis zehn Jahren Dauer.“ Kurzfristig ließe sich also die Abwärme nicht nutzen. Ebenso bei einer Versorgung von Waldhof-West: Die Arbeiten für das Gebiet haben noch nicht einmal begonnen. „Das bietet aber die Chance, eine entsprechende Versorgung nun einzuplanen.“

Offenbach: Rechenzentrum-Betreiber wird 500 Millionen Euro in der Region investieren

Was Klimatechnik und Kühlung des Datencenters anbelangt, so sieht Knapp Cloud HQ auf gutem Weg. Die Kennzahl der Power Usage Effectiveness (PUE), die den Verbrauch ins Verhältnis mit der Energieaufnahme des Zentrums angibt, liege in Offenbach bei 1,2 – der Durchschnitt betrage 1,4. „Natürlich wäre es schön, 1,1 anzustreben, aber das ist nicht so einfach, denn wir liegen in einem Wasserschutzgebiet“, sagt Knapp. Die Frage der Kühlung sei somit problematisch.

In der Frage der Diesel-Notstromgeneratoren möchte Knapp die Kritik über „schmutzige Anlagen“ nicht gelten lassen: „Das ist sicher der herausforderndste Punkt, aber ohne Dieselgeneratoren geht es momentan nicht.“ Auch Polizei und Krankenhäuser setzen auf diese Variante, betont er. Für das Rechenzentrum seien die derzeit besten und teuersten Filter vorgesehen, um die Emissionen zu begrenzen. „Ich beschäftige mich seit 15 Jahren mit Brennstoffzellen – aber dafür bräuchten wir noch mehr Fläche für riesige Tanks.“ Dennoch habe er seine Techniker angewiesen, eine Verwendung zu prüfen. „Wir nehmen die Bedenken der Agenda ernst.“

Um Fairness in der Debatte bittet der Cloud HQ-Chef: „Wenn wir mit unserem auf optimale Nutzung ausgerichteten Zentrum in Betrieb gehen, werden alte, wesentlich problematischere Rechenzentren abgeschaltet, das sollte man auch bedenken.“ Rund 150 Millionen Euro hat Cloud HQ bereits in der Region investiert, am Ende werden es 500 Millionen Euro sein. „Wir haben unseren Sitz in der Heyne-Fabrik, wir werden hier auch Steuern zahlen“, erklärt Geschäftsführer Knapp. (Frank Sommer)

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