Coronavirus: „Chaotische Zustände“ - Ein Patient sorgt sich um seine Eltern

Offenbach: Das Coronavirus fordert das Gesundheitssystem heraus. Ein Betroffener fühlt sich wegen Corona allein gelassen und macht sich Sorgen um seine Eltern.
- Coronavirus* breitet sich in Hessen aus
- Patient aus Offenbach berichtet von Chaos-Zuständen
- „Niemand fühlt sich zuständig“
Offenbach – Während Politiker und Verbände Deutschland gut gerüstet sehen, haben manche Betroffene einen anderen Eindruck und sprechen von „chaotischen Zuständen“. Einer von ihnen ist Sebastian (Name geändert), der Ende Februar Eintracht Frankfurt zum Auswärtsspiel in Salzburg begleitete.
Coronavirus in Hessen: Eintracht-Fan aus dem Kreis Offenbach sorgt sich um seine Eltern
Einige Tage nach seiner Rückkehr verspürte er ein Halskratzen, inzwischen hütet er mit massiven Erkältungssymptomen das Bett. Bei dem Spiel hielt sich auch ein mit dem Coronavirus infizierter Fußballfan auf, dessen Hotel nach Bekanntwerden des Falls vorübergehend unter Quarantäne gestellt wurde.
Da Kontaktpersonen von Sebastian in derselben Herberge wie der Erkrankte untergebracht waren, wollte der 39-Jährige ausschließen, ebenfalls an dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 erkrankt zu sein. „Nicht weil ich um meine Gesundheit fürchte, sondern weil ich mir Sorgen um meine Eltern mache, die wegen ihrer Vorerkrankungen zur Risikogruppe zählen.“
Coronavirus: Eintracht-Fan aus Kreis Offenbach ruft bei Hausärztin an - er soll nicht vorbeikommen
Als er in der Praxis seiner Hausärztin anrief, hieß es dort, er solle „auf keinen Fall“ vorbeikommen. Also meldete er sich bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), wo ihm zunächst beschieden wurde, dass er keine typischen Corona-Symptome zeige, weil er kein Fieber und keine Gliederschmerzen habe.
Nachdem Sebastian daraufhin erklärte, dass er mit Kontaktpersonen eines Infizierten unterwegs war, verwies ihn die KV-Mitarbeiterin erneut an den Hausarzt. Dort solle er einen Abstrich machen lassen, der dann zur Überprüfung in ein Labor geschickt werde.
Offenbach: Coronavirus Sars-CoV-2 in Hessen – „Niemand fühlt sich zuständig“
Doch auch nach seinem erneuten Anruf in der Praxis verweigerte man dort jegliche Hilfe und teilte mit, dass man keine Abstriche machen könne. Also rief Sebastian beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst an, dort kam er allerdings gar nicht erst durch, da er zweimal jeweils etwa eine halbe Stunde in einer Warteschleife hängen blieb, ehe das Telefonat beendet wurde – ohne dass er überhaupt mit einem Mitarbeiter gesprochen hatte.
Aktuelle Entwicklungen zu Corona in Offenbach und der Region gibt es im Ticker. Aktuelle Zahlen und Entwicklungen in ganz Hessen, fassen wir Ihnen in diesem Hessen-Ticker zusammen.
Als er erneut bei der KV anrief, hieß es dort jedoch wieder, er zeige keine typischen Coronavirus-Symptome und ein Test sei nicht notwendig. Letztendlich bekam er vom Betriebsarzt seines Arbeitgebers die Auskunft, dass es in wenigen Tagen die Möglichkeit gebe, ihn dort testen zu lassen, bis dahin solle er Zuhause bleiben. „Ich hatte den Eindruck, niemand fühlt sich zuständig oder man erreicht niemanden, weil die Leitungen vollkommen überlastet sind.“
Sebastian ist nicht der einzige Patient, der von „Chaos“ spricht, auch in Sozialen Netzwerken schilderten Betroffene ihre telefonische Odyssee, und wie sich Gesundheitsämter, Hausärzte und Telefon-Hotlines gegenseitig die Verantwortung zuschoben.
Coronavirus Sars-CoV-2 in Hessen: Praxen sollen entlastet werden
Alexander Kowalski, Pressesprecher der KV Hessen, verweist auf die Testzentren, die inzwischen eingerichtet worden sind – „um die Praxen zu entlasten“. Im Zweifelsfall seien die Gesundheitsämter zuständig, dort werde nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts entschieden, ob ein Test notwendig sei oder nicht.
Seit Anfang der Woche können sich Patienten mit Erkältungssymptomen auch telefonisch krankschreiben lassen*. Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung werde dann den Betroffenen auf dem Postweg zugestellt. Letztendlich liege es aber im Ermessen des jeweiligen Patienten, das telefonisch abzuklären oder in einer Praxis vorstellig zu werden. „Das hängt natürlich davon ab, wie schwer die Betroffenen ihre Symptome einschätzen“, eine ärztliche Behandlung werde natürlich niemandem verwehrt.
Im „Corona-Drive-In“ der Kreisklinik Groß-Gerau* kann man sich zum Beispiel auch einen Termin zum Test vereinbaren. Wenn ein begründeter Verdacht auf eine Infektion besteht, kann man dort seit Anfang März zum Abstrich am Autofenster kommen. Seitdem steigt die Nachfrage nach Tests deutlich an. Unterdessen hat die Stadt Hanau ein Schutzmasken-Gebot im Kampf gegen Corona erlassen.
Von Niels Britsch
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