Crashkurs gegen Corona-Lücken

Rund 1,5 Millionen Euro hat das Land Hessen für Prüfungsvorbereitungskurse seit 2021 für Azubis im Hotel- und Gastrogewerbe bereit gestellt. Nun wurden die Kurse letztmalig angeboten.
Offenbach - Das Gastgewerbe lebt, wie der Name schon sagt, vom Gast. Doch was, wenn wie zu den Hochzeiten der Corona-Pandemie Hotels und Gaststätten keine Gäste empfangen dürfen? Besonders die Ausbildung angehender Kellner, Köche oder Hotelmanagerinnen gestaltet sich dann kompliziert.
In Hessen hat nach einer entsprechenden Anregung des hiesigen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) und des Hessischen Industrie- und Handelskammertags das Wirtschaftsministerium bereits 2021 Prüfungsvorbereitungskurse für Auszubildende gefördert. Zum dritten und letzten Mal wurden nun an zehn Standorten erneut Vorbereitungskurse für angehende Köche und Hotelfachleute angeboten, darunter auch im Offenbacher Sheraton-Hotel.
„Wer jetzt in die Prüfung geht, hat im September 2020, also mitten in der Corona-Pandemie mit der Ausbildung begonnen“, sagt Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Mit 1,5 Millionen Euro hat sein Ministerium die Vorbereitungskurse gefördert. Mit den verschiedenen Angeboten und Workshops soll kompensiert werden, was den Auszubildenden entgangen ist. 83 Prozent der Kurse seien ausgebucht, sagt Gerald Kink, vom Dehoga Hessen. Über 1 000 Auszubildende haben in den letzten drei Jahren die Kurse besucht. Besonders groß war das Interesse im ersten Jahr mit 551 Teilnehmern, in diesem Jahr sind es 211 Auszubildende.
„Am 26. April habe ich Theorie-Prüfung, dann Praxis-Prüfung“, sagt Berke Kolbüken, der im Gravenbrucher Kempinski-Hotel den Beruf des Kochs erlernt. „Durch die Kurse fühle ich mich wirklich gut vorbereitet, es wurde noch einmal alles durchgegangen vom Filetieren des Fischs bis zum Saucen kochen“, sagt er. Die ungewöhnliche Ausbildungssituation in den ersten beiden Lehrjahren habe aber auch dazu geführt, dass gerade zu Beginn einiges mit mehr Ruhe habe erklärt und geübt werden können, sagt sein Kollege Philipp Zellmer. Die Praxis am Gast sei zu Beginn jedoch deutlich zu kurz gekommen.
Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidung für ihre Berufswahl habe sie zwar auch einmal kurz verspürt, sagt Jasmin Fassmann, die im Sheraton Hotelfachfrau mit Management erlernt. „Nach dem Abitur habe ich in Neuseeland und Australien in der Gastronomie gearbeitet, bis ich wegen der Pandemie zurück nach Deutschland musste. Da ich später international arbeiten möchte, habe ich mich hier für die Ausbildung im Hotel entschieden“, sagt die 24-Jährige.

Die Vorbereitungskurse seien ein gutes Angebot, im Hotel zeigt sie vor dem Minister ihr Können an der Cocktail-Bar. Bei der Dehoga-Hessenmeisterschaft hat sie als beste Hotelfachfrau abgeschnitten, Zellmer als bester Koch.
Auch Auszubildende aus Rheinland-Pfalz oder Bayern haben an den hessischen Kursen teilgenommen, sagt Julia Hellmann, Managerin des Offenbacher Sheraton-Hotels. Andere Bundesländer hätten kein vergleichbares Angebot unterstützt. Dabei sei es notwendig, alles zu tun, um Fachkräfte auszubilden, betont Ulrich Caspar, Vizepräsident des hessischen Industrie- und Handelskammertages. „In der Metropolregion Frankfurt – Rhein-Main scheiden jährlich 120 000 Menschen aus dem Berufsleben aus, aber nur 70 000 Berufseinsteiger rücken nach“, sagt er. Daher sei es einerseits wichtig, Auszubildende zu unterstützen, aber ebenso, Menschen aus EU-Ländern anzuwerben. „Aber dafür braucht es Wohnungen: Die Kommunen müssen Wohnraum anbieten“, sagt er.
Von Frank Sommer