Neues Suppen-Konzept in Offenbach: 15 Abende, 15 Rezepte

Bei der Reihe „Soups“ kocht das Kollektiv YRD.Works Suppe. Bis 11. Februar kann jeder die kostenlosen Suppen im Rathauspavillon in Offenbach genießen.
Offenbach – „Soups“, das ist der neue Streich der ehemaligen HfG-Studenten David Bausch, Ruben Fischer und Yacin Boudalfa. Als „YRD.Works“ gibt es die Drei schon seit 2012, angefangen haben sie damals mit dem Raumkonzept für das Projekt „Holzhausenstrasse“. Bei der temporären „Clubskulptur“ handelte es sich um ein aus Pressspanplatten gezimmertes Labyrinth, in dem vor allem ausschweifende Partys mit elektronischer Musik gefeiert wurden.
Auch bei „Soups“ spielt der Raum eine zentrale Rolle. Sitzgelegenheiten sind kreisförmig um den Kochtopf angeordnet. „Die Küche lässt sich modular auseinander schieben, nur der große Topf bleibt an seinem Platz“, erklärt Ruben Fischer. Der Suppentopf bildet somit den Gravitationspunkt im fast in vollständiger Dunkelheit gehaltenen Raum des Rathauspavillons.

Künstlerkollektiv YRD.Works kocht in Offenbach: Künstler kochen mit wechselnden Gruppen und Personen
Auch wenn das gedämpfte Murmeln der Gäste verstummt ist und die glänzenden Blechschüsseln wieder abgespült sind, bleibt er unbewegt an seinem Platz. Der feststehende Ort der fast schon ritualisierten Kochstelle bildet dabei einen Kontrast zum sich ständig im Wandel befindenden Programm von „Soups“.
An jedem der fünfzehn Abende kocht eine andere Gruppe oder Person aus dem näheren und ferneren Bekanntenkreis des Künstlerkollektivs. Die Suppenvarianten sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sie zubereiten. So gab es am ersten Abend Schwarzwurzel-Blumenkohl-Cremesuppe mit Trüffelöl, an einem anderen eine Zupa ogórkowa, also eine polnische Saure-Gurken-Suppe.
An diesem Abend gibt es Minestrone, und die Köchin heißt Christina Haas. In ihren 45 Jahren als Erzieherin in Offenbach war das gemeinsame Kochen mit den Kindern ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Bei „Soups“ macht sie mit, um wieder ein bisschen Leben in die Innenstadt zu bringen, „die ab einer gewissen Uhrzeit eigentlich tot ist“, wie Haas findet.
Aus ihrer Zeit als Erzieherin hat sie Unterstützung für die Suppenküche mitgebracht. Ihre „Jungs“ Can Gergin und Rico Janocha haben schon als Kinder im Hort mit an den Töpfen gestanden. „Als Christina uns angerufen hat, hatten wir uns vorher zwölf Jahre nicht gesehen“, erzählt Gergin. Trotzdem haben beide sofort zugesagt.
Sichtlich zufrieden mit der positiven Resonanz, auf die „Soups“ stößt, ist Anna-Maria Rose, Projektmanagerin bei der Agentur Mitte der Stadt Offenbach. Ziemlich genau 70 Suppen seien an den ersten Abenden verteilt worden, berichtet sie.

Künstlerkollektiv YRD.Works kocht in Offenbach: Stadt fördert die Zwischennutzung des Rathauspavillons
Dass sich das Künstlerkollektiv YRD.Works um die Zwischennutzung des Rathauspavillons kümmern sollte, war schnell klar. „Als der Polizeiladen dort ausgezogen ist, habe ich noch am selben Tag bei YRD.Works angerufen“, berichtet sie. „Und die waren sofort interessiert.“
Die temporäre Suppenküche ist derweil nicht die einzige von der Stadt geförderte Zwischennutzung im Pavillon. Auch der „radraum“, in dem Projekte rund ums Fahrrad entstehen, und der selbstverwaltete Raum des Kinder- und Jugendparlaments würden sehr gut angenommen, erzählt Rose.
Obwohl die alternativen Projekte im Rathauspavillon nicht lange bleiben werden, erfüllten sie doch einen entscheidenden Zweck. „Die Vision einer lebendigen Innenstadt sichtbar und erlebbar zu machen, das ist für uns eins der wichtigsten Ziele bei Projekten wie ,Soups’,“ wie Rose formuliert.
Noch steht der Kochtopf aber an seinem Platz und lädt Hungrige ein – zum nächsten gemeinsamen Mahl in den Rathauspavillon. (Philipp Bräuner)