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Müll-Probleme in Offenbach anpacken: Das sind die Kümmerer aus dem Nordend

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Von: Matthias Dahmer

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Halten das Nordend mit regelmäßigen Müllsammel-Aktionen sauber: Mitglieder der Initiative „Uffräume“. Unterstützt werden sie von Quartiersmanager Marcus Schenk (2.von rechts).
Halten das Nordend mit regelmäßigen Müllsammel-Aktionen sauber: Mitglieder der Initiative „Uffräume“. Unterstützt werden sie von Quartiersmanager Marcus Schenk (2.von rechts). © Dahmer

Im Nordend von Offenbach ist man Probleme gewohnt. Eine Gruppe engagiert sich nun dafür, die Stadt sauberer zu machen.

Offenbach – Das Nordend: 15.000 Einwohner, ein Spielplatz, Menschen der unterschiedlichsten Nationalitäten, eines der am meisten verdichteten Stadtquartiere Deutschlands. Da ist man Probleme gewohnt. Ebenso ist man aber gewohnt, mit ihnen umzugehen.

Zu denen, die anpacken, statt zu jammern, gehört eine Gruppe, deren hessischer Name passender nicht sein könnte: „Uffräume“. Die Initiative steht beispielhaft für andere ehrenamtlich Engagierte in der Stadt, die sich vorgenommen haben, ihr Offenbach ein wenig sauberer zu machen.

Offenbacher: „Uffräumer“ machen die Stadt sauber

Die „Uffräumer“ treffen sich an jedem Samstag im Monat und ziehen los. Bewaffnet mit Handschuhen, Greifzangen und Müllsäcken sammeln sie ein, was das Nordend verdreckt. Jeweils zwei Stunden sind sie zwischen Kaiserstraße und Goethering, zwischen Berliner Straße und Nordring unterwegs; mal umfasst die Gruppe der Saubermacher sechs Leute, mal mehr als ein Dutzend. Um die zehn Kilo Abfall schleppt jeder nach so einer Runde zum Stadtteilbüro am Goetheplatz, wo der ESO die Säcke dann abholt.

Das Ziel der Kümmerer vom Nordend ist klar: mehr Sauberkeit in ihrem Viertel. „Wir mögen es nicht, den Müll aufzusammeln, aber wir machen es“, umreißt Milan Naybzadeh die Motivation. Hinzu kommt: „Nach so einer Sammelaktion hat man einfach ein gutes Gefühl“, sagt Jens Gruschka.

Offenbacher „Uffräumer“: Durch Handeln überzeugen

Als „Müll-Sheriffs“ wollen sich die Mitglieder der Gruppe nicht verstehen. Ihr Handeln soll überzeugen, nicht mahnende Worte. Diese Haltung entspringt aber zugleich einer gewissen Resignation. „Es bringt nichts, jemanden direkt anzusprechen, der seine Kippe auf die Straße wirft. Das führt nur zur Eskalation“, berichtet Gruschka von seinen Erfahrungen. Doris Haas kann das bestätigen: „Als ich neu in Offenbach war, habe ich manchmal was gesagt. Man bekam nicht immer nette Antworten.“

Mittlerweile sind die Müllsammler im Nordend bekannt. Besonders Geschäftsinhaber sehen ihr Engagement mit Wohlwollen. Trotz des Lobes von Anwohnern – zum Mitmachen sind nur Wenige zu bewegen. „Wenn man die Leute spontan anspricht, dann haben die meistens keine Zeit“, berichtet Milan Naybzadeh von einer beliebten Ausrede.

Sauberkeit in Offenbach: „Hilfe zur Selbsthilfe“

Angefangen hat alles im Sommer 2019 mit einem Missverständnis. „Ich habe jemanden auf meinem mit Kamera überwachten Privatparkplatz rumlaufen sehen und ihn angesprochen“, erinnert sich Jens Gruschka. Dieser Jemand war Matthias Richter, der mit seiner Tochter schon damals als Müllsammler unterwegs war. Gruschka wurde als Mitstreiter gewonnen und die Initiative nahm Gestalt an.

Logistische Unterstützung gab und gibt es vom Stadtteilbüro, wo der rührige Quartiersmanager Marcus Schenk „Hilfe zur Selbsthilfe“ anbietet, wie er sagt. Das Stadtteilbüro kümmert sich um die organisatorischen Dinge, hält etwa den Kontakt zum ESO und spendiert den Sammlern nicht zuletzt vor jeder Tour einen Kaffee.

Müll-Brennpunkte in Offenbach sind immer die gleichen

Die Müll-Brennpunkte in Offenbach, welche die Initiative identifiziert hat, sind immer die gleichen. Vorm Norma-Supermarkt in der Ludwigstraße, die Ecke Taunusstraße/Goethestraße und generell rund um Glas- und Kleidercontainer. Letzteres deckt sich mit dem, was auch zu den Arbeitsschwerpunkten der „Stabstelle Sauberes Offenbach“ zählt (wir berichteten). Der Stadtreinigung, sagt Milan Naybzadeh, könne man nichts vorwerfen. Oft befinde sich der Müll in eher versteckten Ecken.

Entgegen der Einschätzung der Stabsstelle im Rathaus sehen die „Uffräumer“ keine großen Fortschritte beim Thema Hundekot. „Jetzt liegt er halt in Beuteln verpackt auf der Straße“, beschreibt Doris Haas lakonisch die Situation.

Jüngstes Projekt der Gruppe sind Aufkleber für Papierkörbe. Entworfen von Sascha Klacke appellieren sie in acht Sprachen an zunächst zehn Behältern im Nordend: „Halt Dein Viertel sauber.“ Quartiersmanager Schenk denkt zudem darüber nach, wie man mit Aktionen möglicherweise Kinder und Jugendliche zum Mitmachen beim Müllsammeln animieren kann.

Die zentrale Botschaft der bekennenden Nordendler an ihre Mitbewohner im Viertel lautet nach wie vor: „Macht alle mit!“ (Von Matthias Dahmer)

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