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Die perfekte Diagonale üben

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Auch das Cocktail-Mixen gehörte zum Praxis-Programm im Sheraton. Bedingt durch die Corona-Pandemie fehlt vielen Auszubildenden im Hotel- und Gaststättengewerbe das praktische Rüstzeug für den künftigen Beruf.
Auch das Cocktail-Mixen gehörte zum Praxis-Programm im Sheraton. Bedingt durch die Corona-Pandemie fehlt vielen Auszubildenden im Hotel- und Gaststättengewerbe das praktische Rüstzeug für den künftigen Beruf. © scholze

Workshop für Azubis des Hotel- und Gaststättengewerbe im Sheraton

Offenbach – Sie sind in der Theorie gefangen und blicken sorgenvoll auf die bevorstehenden Prüfungen: Bedingt durch die Corona-Pandemie fehlt vielen Auszubildenden im Hotel- und Gaststättengewerbe das praktische Rüstzeug für den künftigen Beruf. Seit Beginn der Corona-Zeit mit ihren Lockdowns und Einschränkungen hat wenig anwendungsorientierte Ausbildung stattgefunden, Koch und Köchin konnten keine Gäste mit ihren Kreationen beeindrucken, Hotel- und Restaurantfachleute nicht durch perfekten Service bestechen.

Jetzt nahen für rund 1000 Nachwuchskräfte hessenweit die Abschlussprüfungen. Grund genug für eine gemeinsame Aktion des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Hessen (Dehoga) und der Industrie- und Handelskammer (IHK), die vom hessischen Wirtschaftsministerium gefördert wird. Für die Prüflinge haben die Verbände einen zwölftägigen Workshop zur Vorbereitung auf die Beine gestellt. Die authentische Umgebung samt den Dozenten bietet dabei das Sheraton-Hotel Offenbach. „Wir müssen die jungen Leute stärken für diesen tollen Beruf“, sagt Hotelmanagerin Julia Hellmann.

Und so sind in dem in der Innenstadt gelegenen Resort rund 50 junge Frauen und Männer aus Stadt und Kreis Offenbach, aus Hanau und einem Teil von Frankfurt zusammengekommen, um „am Gast“ zu üben. Während des Workshops sind sie von ihren Betrieben freigestellt, auch wenn das für manch kleineres Haus eine Herausforderung ist. „Wir helfen unseren Mitgliedern, die praktische Fähigkeiten der Auszubildenden zu stärken“, sagt Alexander Krebs von der IHK. Und so decken die künftigen Fachkräfte leere Tische ein, servieren, flambieren und tranchieren in einer fast gespenstischen Umgebung ohne Besucher. Aber das ist egal, Hauptsache, das Handwerkszeug sitzt für die Prüfung.

Stehen Teller und Gläser schön angeordnet auf dem Tisch und das Besteck ist ordentlich ausgelegt, kommt, ebenso wie im späteren Examen, die Endkontrolle. Die Dozentin im Restaurant zieht einen Faden aus der Tasche und misst die Diagonale zwischen den Gläsern der gegenüberliegenden Gästeplätze. „Diese Linie muss völlig gerade sein“, betont sie.

Das merkt sich auch die angehende Hotelfachfrau Svenja, eine Auszubildende des Sheraton. „Wir haben in der Schule viel Praxisbezogenes gelernt, aber vor Ort und im Alltag ist es doch etwas anderes“, stellt sie fest. Mithilfe des Workshops könnten die Teilnehmer die durch die Pandemie entstandenen Lücken gut schließen. „Viel zu kurz gekommen ist etwa die Organisation von großen Events wie Banketten oder Feiern“, erzählt Svenja. Dabei sei auch das ein wichtiger Bestandteil der Arbeit, vom Einkauf bis zum Ablauf in der Küche müsse alles sitzen.

Weiter geht es entsprechend mit dem perfekten Shake für den Cocktail, einer kompetenten Weinberatung und der Darbietung von Kaffee und Tee. In der Küche zeigt Sheraton-Küchenmeisterin Sonja Nährer, wie ein Stück Fleisch fachmännisch zerteilt wird. Gleich neben dem Eingang, am Empfang, geht es um Check-out und Check-in, aber auch um Konfliktgespräche. „Zu üben, wie ich reagiere, wenn ein Gast sich beschwert, gehört zum Grundlegenden“, sagt Hotelchefin Hellmann.

Die Suche nach Nachwuchs und die entsprechende Fürsorge für die Azubis sei wichtiger denn je, betonen Hellmann und Krebs unisono. Das habe sich bereits lange vor der Pandemie abgezeichnet. „Wir bemerken seit etwa zehn Jahren sinkende Bewerberzahlen“, so Krebs mit. Das hänge unter anderem mit den Arbeitszeiten und dem Einkommen zusammen. „In unserem Hause legen wir aber auch großen Wert auf Gemeinsamkeit“, sagt die Hotelchefin. Das immerhin habe man mit dem gesamten Team sogar während Corona geschafft.

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