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Digitalunterricht an Offenbacher Schule

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Von: Frank Sommer

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Der Mix macht's: Neben I-Pads kommen freilich auch noch Papier und Stift zum Einsatz, der Medienwechsel lockert den Unterricht auf.
Der Mix macht"s: Neben I-Pads kommen freilich auch noch Papier und Stift zum Einsatz, der Medienwechsel lockert den Unterricht auf. © Sommer

Mit Kreide und Schwamm wird in den Klassen nicht mehr gearbeitet, dafür aber mit Stiften oder Fingern: Die Klassenräume der Ludwig-Dern-Schule, einer Schule für Kinder mit Förderbedarf, sind mit Wlan, digitalen Tafeln und Koffern mit I-Pads ausgestattet, im Unterricht können die Lehrer auf einen pädagogisch sinnvollen Mix aus verschiedenen Medien und Arbeitsmethoden zurückgreifen.

Offenbach - So auch in der Mathestunde der Klasse 5/6 von Lisa-Marie Roggel, der Digitalbeauftragten der Schule: Mal müssen ihre Schüler Rechenaufgaben ganz konventionell mit Stift und Papier lösen, dann wieder kommen I-Pads zum Einsatz. Mittels QR-Code erhalten die Kinder individuelle Lernaufgaben und rechnen auf ihrem Tablet. Entweder werden die Zahlen auf der Tastatur angetippt oder ausgeschrieben. Stimmt die Lösung, wird ein kleines digitales Farbfeuerwerk zur Belohnung am Bildschirm abgebrannt. „Das motiviert, gleich eine Rückmeldung für die richtige Lösung zu erhalten“, sagt Roggel.

Sorgen, dass die Schüler nur noch mit Tastatur arbeiten und die Schreibschrift verlernen, muss niemand haben: Geschrieben wird immer noch, auch an der Tafel. Die bietet einen Mix aus analoger Tafel und digitalem Board: Die Flügel können mit einem Stift beschriftet werden, der Mittelteil ist ein Bildschirm, dessen Darstellung sich vergrößern oder umherschieben lässt. Und wie einst in den Schülerheften können mit dem digitalen Rotstift Fehler angestrichen werden – für alle sichtbar, denn die Schüler können ihre Arbeitsblätter abfotografieren und an der Digitaltafel anzeigen lassen.

„Die I-Pads und die Tafel bieten viele kreative Möglichkeiten“, sagt Lisa-Marie Roggel. Fast alle zehn Minuten kann eine andere Methode im Unterricht genutzt werden, was auch für mehr Aufmerksamkeit bei den Schülern sorgt.

Voraussetzung für diese Art von Unterricht ist aber, dass die Klassen nicht nur mit den entsprechenden Geräten ausgestattet sind, auch die Infrastruktur muss stimmen: Alle Räume benötigen Wlan und ausreichend Stromanschlüsse. „Früher gab es pro Klassenzimmer eine Steckdose– für den Overhead-Projektor“, sagt Norman Jahn vom Stadtschulamt, der die Schulen in Sachen Digitalisierung betreut. „Allein für die Digitaltafel haben wir drei Anschlüsse neu verlegen müssen, dazu weitere Steckdosen in den Klassenräumen.“

Dieses „Drumherum“ werde gern übersehen, wenn es um das Thema Digitalisierung gehe, sagt Schuldezernent Paul-Gerhard Weiß. Es reiche eben nicht, einfach nur Geräte anzuschaffen, die Infrastruktur müsse ebenso stimmen wie das pädagogische Konzept bei der Nutzung. An der Ludwig-Dern-Schule scheinen alle Voraussetzungen erfüllt, damit die Geräte sinnvoll im Schulalltag eingesetzt werden.

Digitalisierung der Schulen

Sämtliche Offenbacher Schulen in städtischer Trägerschaft sind bereits seit 2019 mit Glasfaser und schnellem Internet ausgestattet. Über Förderprojekte des Landes konnten ab 2020 3 884 digitale Endgeräte an den Schulen verteilt werden, die in den jeweiligen Klassen zum Einsatz kommen. Für Lehrer wurden 1 583 Tablets bereitgestellt. Bis Ende 2022 sollen an allen 28 Offenbacher Schulen insgesamt 892 Digitaltafeln installiert sein, fünf Schulen sind bereits komplett umgerüstet. Ebenfalls bis Jahresende sollen alle Schulen über Wlan in den Klassenräumen verfügen. Für die infrastrukturellen Arbeiten – das Stromnetz der Schulen muss mit über 1100 Kilometer Kabel ertüchtigt werden, 4 500 Steckdosen und 4 000 Datendosen sind neu zu installieren – hat die Stadt Kosten in Höhe von knapp 6,7 Millionen Euro veranschlagt.

Es habe einiges zu koordinieren gegeben, sagt Jahn, denn man wollte verhindern, dass eine Wand etwa dreimal aufgerissen werde, um Kabel zu verlegen. Auch für die Lehrer stellt die Digitalisierung eine Herausforderung dar, wie Schulleiterin Ulla Rühl einräumt. „Die grünen Tafeln waren von einem zum anderen Tag weg – da haben nicht alle im Kollegium begeistert ‘Hurra’ gerufen“, sagt sie, „die Schule hat sich in einem sehr kurzen Zeitraum sehr stark verändert.“

Fortbildungsangebote für den pädagogischen Einsatz der Digitalgeräte gebe es sehr viele, sagt Roggel, es liege freilich am Engagement der jeweiligen Lehrer, ob und wie intensiv sie diese nutzen. „Unser Kollegium ist sehr aufgeschlossen“, sagt sie, aber die Vorbereitungen des Digitalunterrichts seien keineswegs weniger zeitaufwendig als der frühere Unterricht. Eher koste es mehr Zeit, individuelle Aufgaben herauszusuchen, QR-Codes anzulegen oder Apps zu testen.

Dazu kommt, dass die Technik natürlich gewartet werden muss. „Wir mussten also auch neue Stellen schaffen, damit die Schulen rasch Hilfe bei technischen Fragen erhalten“, sagt Weiß. Bis Ende 2023 gibt es dank Landeshilfe 14 neue Stellen, sechs weitere sollen folgen. Dann müsse erneut mit dem Land wegen der Kosten verhandelt werden. Der Schuldezernent gibt sich aber gewiss, dass man mit dem Land eine Lösung finden werde.

Bei den Endgeräten habe man auf Einheitlichkeit geachtet, betont Jahn. Man habe auch das Gespräch mit der Mainarbeit gesucht, damit Kinder aus bedürftigen Familien Geräte erhielten, die zu denen der Schulen passten. Eine Situation wie in Berlin, wo unterschiedliche Systeme, die nicht miteinander interagieren können, im Einsatz sind, werde es in Offenbach nicht geben.

Von Frank Sommer

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