1. Startseite
  2. Offenbach

Diplomanden der Offenbacher Hochschule für Gestaltung präsentieren ihre Arbeiten

Erstellt:

Von: Frank Sommer

Kommentare

Ein Wischen über den Bildschirm visualisiert, wie viele Datenspuren man hinterlässt.
Ein Wischen über den Bildschirm visualisiert, wie viele Datenspuren man hinterlässt. © Sommer

Wenn der Fachbereich Design der Hochschule für Gestaltung (HfG) zur Präsentation lädt, wissen Kenner, dass pfiffige Ideen zur Verbesserung von Arbeitswelt oder Alltag vorgestellt werden. Zehn Diplomanden haben nun ihre Arbeiten vorgestellt, dabei war ein deutlicher Trend hin zu Programmen für mobile digitale Endgeräte hin spürbar.

Offenbach - Seit den 1960er Jahren gibt es in Deutschland den Mutterpass, im Zuge der elektronischen Patientenakte soll dieser auch digital angeboten werden. Damit der Pass aber nicht nur für medizinische Fachleute, sondern auch für Eltern verständlich ist, hat Anita Bhuiyan eine Anwendung für Smartphones entwickelt, in der medizinische Informationen zur Schwangerschaft mit individueller Gesundheitsüberwachung verknüpft werden.

„Gelato Riding Club“ nennt Abdelkader Ouchéne seine Anwendung, die sich an Sportinteressierte wendet, die abseits der Vereinsstrukturen Kontakt zu Gleichgesinnten suchen. Dabei wird bei seiner Anwendung auf den Wettbewerbsgedanken verzichtet, Sport soll Freude bereiten und die Nutzer sich darüber austauschen. Gleichzeitig gibt es Informationen von Sportartikelherstellern zu neuen Produkten und Ausgehtipps für die Zeit nach dem Training.

Möbel für den öffentlichen Raum für Veranstaltungen – etwa kleine Konzerte, Theateraufführungen oder Diskussionen – hat Robin Weidner entworfen. Passend dazu gibt es eine digitale Plattform, auf der die Möbel gebucht und Veranstaltungen angekündigt werden können.

Angesichts all der Daten, die durch die vorgestellten Programme der anderen Absolventen gesammelt werden, erscheint es nur folgerichtig, dass Lukas Loscher sich in seiner Diplomarbeit mit Datensammlung beschäftigt. „2,5 Trillionen Daten werden pro Tag generiert, darunter 320 Milliarden E-Mails und fünf Milliarden Suchanfragen“, erläutert Loscher. Daten, die Rückschlüsse auf die Personen zulassen, ihr Verhalten vorhersehbar machen und die weltweit gehandelt werden. Mit seinem Projekt „Data Trials“ will er für die Problematik des Datenumgangs sensibilisieren. Durch ein Wischen über Bildschirme macht er mit seiner Diplomarbeit die Datensammelei sichtbar – so mancher Besucher nutze anschließend die Möglichkeit, dies auszuprobieren.

„Urban Design“ nennt sich die Arbeit, mit der sich Absolventin Cornelia Stehling beschäftigt hat: Sie hat die öffentliche Diskussion um die neue Nutzung des alten Stellwerkgeländes der Bahn an der Bismarckstraße begleitet und organisiert. Dazu hat sie eigens spezielle Möbel entwickelt, die aus Materialien der Baustelle bestehen, aber in der Beschaffenheit an Sitzgelegenheiten in Privaträumen erinnern.

Futuristisch kommen zwei Arbeiten daher: „Corpus novum“ von Homa Soleimani und Lukas Porstners „Teemto“. Soleimani hat mit dem „neuen Körper“ ein System zur Unterstützung der menschlichen Motorik durch intelligentes Material entwickelt, das etwa Menschen mit Bewegungsstörungen unterstützen kann. „Teemto“ ist dagegen ein individuell einstellbares Arbeitsmöbel: Wie eine aufgerichtete Kabeltrommel wirkt das Möbel, in dem die Nutzer mittels verschiedener Polster nicht im Stehen oder Sitzen, sondern im Anlehnen arbeiten können. „Bequem ist es“, sagt ein Besucher, nachdem er es ausprobiert hat. Mit Blick auf den Platzbedarf fügt er aber an, dass wohl nicht jedes Büro oder Zuhause dafür geeignet sei.

Mit intelligenter Beleuchtung hat Robin Wenzel sich in seiner Diplomarbeit beschäftigt. „Avio“ nennt sich das von ihm entwickelte System aus zwei Leuchten, die sich 360 Grad um die eigene Achse und 45 Grad nach rechts und links drehen lassen. Eine Künstliche Intelligenz sorgt für die passende Beleuchtung je nach Situation – Wenzel hat dabei nicht nur Arbeitssituationen im Blick, sondern auch neuartige Beleuchtungskonzepte für Ausstellungen, die sich den Besuchern anpassen.

Mit der Küche als Mittelpunkt des Zuhauses haben sich gleich zwei Absolventinnen auseinandergesetzt: Drei Gegenstände rund ums Kochen hat Maria Isenia Spatola entwickelt. Das „neue Messer“, das an eine Kombination aus Beil und Wiegemesser erinnert, ermöglicht Schneiden ohne großen Kraftaufwand, das modular aufgebaute „neue Brett“ lässt sich nach Bedarf vergrößern und die „neue Presse“ ist leicht bedienbar und auseinandernehmbar.

Jasmin Pompetzki hat mit „Fermentar“ ein einfaches System zur Haltbarmachung von Obst und Gemüse mittels Salzlake entwickelt. Wie Spatolas Entwurf wirkt auch der ihrige schick: In Gläsern an einem Wandregal werden die Lebensmittel durch Fermentierung haltbar gemacht. Tondeckel beschweren Obst und Gemüse in den Behältern, die an einem Holzregal befestigt sind. „38 Kilo Lebensmittel werden pro Kopf und Jahr weggeworfen, das muss sich ändern“, sagt Pompetzki.

Eine Sympathiebekundung via Live-Stream an die Frauen im Iran hielt Absolventin Soleimani zum Ende: „Als iranische Frau, die vor drei Jahren die Heimat verlassen hat, ist meine Sympathie bei allen, die gerade auf der Straße für die Freiheit kämpfen.“

Von Frank Sommer

Auch interessant

Kommentare