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Diskussion um neue Öffnungszeiten des Offenbacher Wochenmarkts: Neue Marktsatzung kommt

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Von: Christian Reinartz

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Dunkle Wolken über dem Wochenmarkt spiegeln die Stimmung wider, die bei vielen Marktbeschickern derzeit herrscht.
Dunkle Wolken über dem Wochenmarkt spiegeln die Stimmung wider, die bei vielen Marktbeschickern derzeit herrscht. © P

Die alte Marktordnung des Offenbacher Wochenmarktes auf dem Wilhelmsplatz stammt aus dem Jahr 1971 und soll nun neu geschrieben werden. Dabei stehen laut Stadt auch die Öffnungszeiten auf dem Prüfstand.

Offenbach – Sinkende Umsätze, zu viele Fresstouristen statt echter Kunden und der Vorschlag, am schwachen Dienstag einen Spätmarkt zu installieren: Der Wirbel um den Wochenmarkt geht unvermindert weiter.

Die Idee, die Öffnungszeiten dienstags auf 11 bis 19 Uhr zu verschieben, um der arbeitenden Bevölkerung eine Einkaufsmöglichkeit unter der Woche zu bieten, klingt zwar erst mal vielversprechend. Doch aus rechtlicher Sicht ist das zumindest aktuell gar nicht möglich. „Die Marktordnung der Stadt ist mehr als 50 Jahre alt und wird in vielen Punkten gar nicht angewendet“, sagt eine Standbetreiberin, die ihren Namen nicht nennen will. Sie befürchtet, es sich mit dem für die Standvergabe zuständigen Liegenschaftsamt zu verscherzen.

In der Tat stammt das Regelwerk, auf der städtischen Internetseite frei abzurufen, vom 19. November 1971 und wurde seitdem offensichtlich nicht mehr angepasst. Die Folge: Was Woche für Woche auf dem Wilhelmsplatz vor sich geht, deckt sich nur noch in Teilen mit dem, was in der Marktordnung vorgeschrieben wird.

„Wir dürfen zum Beispiel offiziell erst ab 6 Uhr morgens aufbauen“, erklärt die Beschickerin. „In Wirklichkeit fangen aber alle schon um 4.30 Uhr an.“ Im Lauf der vergangenen 50 Jahre seien sowohl die Auslagen als auch die Stände selbst gewachsen. „Anders ist das zeitlich gar nicht zu schaffen, wenn der Verkauf wie vorgeschrieben um 7 Uhr starten soll.“ Das Ordnungsamt wisse von dem Dauerverstoß und dulde diese Praxis „auf Geheiß von ganz oben“.

Während Auswirkungen der veralteten Wochenmarktsatzung durch großzügige Auslegung der Ordnungshüter bisher wenig zu spüren waren, könnte diese dem Ansinnen, einen Spätmarkt einzuführen, einen Strich durch die Rechnung machen. Denn eine komplette Verschiebung der Kernöffnungszeiten wäre mit diesem Regelwerk kaum durchsetzbar und auch rechtlich angreifbar.

Schon das zu frühe Aufbauen sorgt nach Aussagen mehrer Beschicker immer wieder für Ärger mit neuzugezogenen Anwohnern. „Die fühlen sich durch den Lärm gestört, schlagen in der Marktsatzung nach und sehen, dass sie im Recht sind“, erklärt ein Beschicker, der seit Jahrzehnten zum Inventar des Marktes gehört. Zwar habe es bisher keine rechtliche Auseinandersetzung gegeben, aber das sei für ihn nur eine Frage der Zeit. „Einen Spätmarkt halte ich mit dieser Satzung nicht für machbar.“

Damit konfrontiert räumt Stadtsprecher Fabian El Cheikh ein: „Wir wissen, dass die Marktordnung in ihrer derzeitigen Fassung nicht mehr dem aktuellen Geschehen auf dem Wochenmarkt entspricht.“ Deshalb sei bereits mit der Überarbeitung der Marktordnung begonnen worden.

Schnell wird es indes nicht gehen. Da es sich laut Stadtsprecher um eine grundlegende Neufassung handelt, die die Belange von Beschickern, Anwohnern und Kunden beachten soll, ist eine „gründliche Vorbereitung notwendig“.

Und offenbar will die Stadt auch konkret auf die Vorschläge aus der Bevölkerung reagieren. „In den Abstimmungen ist eine Verlagerung der Marktzeiten am Dienstag auf möglicherweise den Nachmittag im Gespräch“, berichtet El Cheikh. Dies sei von der Stadt in jüngerer Zeit bereits erwogen worden, für die Standbetreiber aber schwierig umsetzbar gewesen. Denn die typischen Waren eines Erzeugermarkts mit frischem Obst und Gemüse würden an heißen Sommertagen rasch verderben.

Einen konsumlastigeren Markt will die Verwaltung aber auch nicht schaffen. Schließlich sei es ja gerade die Wechselwirkung zwischen dem Erzeugermarkt und der Gastronomie rund um den Wilhelmsplatz, die den Markt so besonders mache, heißt es aus dem Rathaus.

Ein Treffen zum Thema fand bereits am vergangenen Sonntag zwischen Oberbürgermeister Felix Schwenke und der Vorsitzenden des Vereins der Marktbeschicker, Petra Heckelmann, statt. Der OB verspricht: „Wir werden im Rahmen der neuen Marktordnung weitere Gespräche mit den Beteiligten führen, um zu prüfen, wie auch der Dienstag als Markttag wieder gestärkt werden kann.“ Diese Stärkung sei aber nicht im Hauruckverfahren und erst recht nicht ohne die Beteiligten lösbar. Beschickerverein und Liegenschaftsamt stünden deshalb bereits im Austausch.

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