Neben administrativen Belangen, der Frage der Unterbringung sowie des Besuchs von Bildungseinrichtungen stellt die medizinische Versorgung der Geflüchteten ein eigenes Problemfeld dar: Zwar haben Flüchtlinge, sobald sie sich registriert haben, einen Anspruch auf medizinische Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Dieses umfasst aber nur die Behandlung akuter Krankheiten sowie Schwangerschaft, nicht aber von chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Krebs. Bleiben diese aber unbehandelt, können sich die Betroffenen schnell zu medizinischen Notfällen entwickeln – was letztlich noch höhere Kosten verursacht.
Um dem vorzubeugen, kümmert sich in Offenbach die Caritas sowie die Malteser Praxis für Menschen ohne Krankenversicherung im Ketteler-Krankenhaus um sie. Ohne die ehrenamtlichen Helfer und Spenden aus der Bevölkerung wäre dies nicht möglich, schon jetzt übersteigen der Zulauf und die Medikamentenkosten das Budget – weshalb die Stadt Offenbach ausdrücklich zu Spenden aufruft. Auch für die Offenbacher Tafel, die wiederum mit Lebensmitteln aushilft, bevor die Menschen offiziell Anspruch auf Sozialleistungen haben.
„Es entsteht eine dramatische Versorgungslücke“, sagt Sozialdezernent Martin Wilhelm über die fehlenden Mittel für chronisch Erkrankte. Die Gesetzgebung müsse schnellstens geändert werden. Man hoffe in diesem und weiteren Punkten auf die heutigen Gespräche von Bund und Ländern und damit verbundene Finanzierungszusagen.
Von weiteren medizinischen Aufgaben berichtet Gesundheitsdezernentin Sabine Groß. So seien nur 30 Prozent der Ankommenden gegen Corona geimpft, „und zwar mit dem chinesischen oder russischen Impfstoff“. Es gelte also, diese Menschen zu einer Impfung mit den hier zugelassenen Impfstoffen zu bewegen. Auch Tuberkulose müsse verstärkt in den Blick genommen werden, gehört die Ukraine doch zu den Ländern mit dem höchsten Aufkommen der gefährlichen Infektionskrankheit.
Viele Menschen haben ihre Haustiere mitgebracht. Auch bei Hund und Katze stehen Impfungen an – gegen Tollwut. „Zwei Tierärzte nehmen die Impfungen kostenlos vor“, ist Groß dankbar. Die Tiere müssen 21 Tage in Quarantäne bleiben. Aber neben der körperlichen Gesundheit der Geflüchteten zählt auch die seelische. Und für diese sind die vertrauten Fellnasen besonders wichtig.. (Veronika Schade)
Die Hilfsbereitschaft im Raum Offenbach ist groß. Eine Familie aus Langen hat gleich 14 Geflüchtete aus der Ukraine bei sich aufgenommen. Diese blicken mit unvorstellbarer Sorge auf den Krieg in ihrer Heimat.