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Abkürzung über Aral-Tankstelle: Dafür hagelt es jetzt Bußgelder

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Von: Christian Reinartz

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Eine Tankstelle als Abkürzung? In Offenbach für viele eine willkommene Alternative, ganz zum Ärgernis des Aral-Betreibers.

Offenbach – Tankstellenpächter engagiert Überwachungsfirma, weil dreiste Fahrer im Berufsverkehr über seine Tankstelle abkürzen. Zwar gibt es jetzt dafür Knöllchen, aber die Erwischten haben alle dieselbe Ausrede parat.

Ab 16 Uhr wird‘s an der Tankstelle von Marcello Ferrara in Offenbach gefährlich. Wenn sich der Berufsverkehr staut, treten genervte Fahrer aufs Gaspedal und brettern durch die Tankstelle, um ohne Ampelwarterei von der Rhönstraße auf die Bieberer Straße zu gelangen. „Das sind jeden Tag mindestens 30 oder 40 Fahrer“, sagt Ferrara. „Und das sind nur die Raser.“

Kämpft seit Jahren gegen Autofahrer, die seine Tankstelle an der Ecke Bieberer Straße / Rhönstraße im Berufsverkehr als Abkürzung nutzen: Pächter Marcello Ferrara.
Kämpft seit Jahren gegen Autofahrer, die seine Tankstelle an der Ecke Bieberer Straße / Rhönstraße im Berufsverkehr als Abkürzung nutzen: Pächter Marcello Ferrara auf Offenbach. © Reinartz

Problem in Offenbach: „Die Leute kennen da nichts“

Das Problem an der Ecke gibt es seit Ferrara die Tankstelle vor 15 Jahren gepachtet hat. Und auch davor sei das schon ein Problem gewesen, sagt er. „Die Leute kennen da nichts. Wenn sie glauben, ein paar Sekunden sparen zu können, vergessen sie jede Vorsicht.“ Dieses Verhalten sei nicht folgenlos geblieben. „Wir hatten hier schon eine Situation, bei der beinahe ein kleines Mädchen überfahren worden ist.“ Immer wieder würden Kunden zudem beim Aussteigen geschnitten oder Türen fast abgefahren.

Ferrara versucht, Hilfe von der Stadt zu erhalten. Doch das Ordnungsamt habe ihn mehrmals abgewiesen. „Die sagten, sie seien nicht zuständig und könnten nichts machen, weil das hier Privatgelände sei“, erinnert sich der Pächter.

Irgendwann Anfang des Jahres reicht es ihm. Er beauftragt die Überwachungsfirma Parkvision. Die scannt ab sofort mit Kameras jedes einzelne Fahrzeug, das auf die Tankstelle fährt und dokumentiert, ob die Fahrer den Laden betreten oder nicht. Ferrara ist wichtig: „Wer hier ganz normal tankt oder einkauft, der braucht natürlich keinen Strafzettel fürchten.“ Wer allerdings einfach nur durchfährt, erhält umgehend ein Knöllchen.

Offenbach: Wütend und mit 25 Strafzetteln

Soweit die Theorie. In der Praxis zeigt sich jedoch: Die Fahrer sind viel dreister als gedacht. „Ich hatte hier schon ein paar, die standen wütend mit 25 Strafzetteln bei mir in der Tankstelle“, sagt Ferrara. „Die sind allen Ernstes jeden Tag durch meine Tankstelle geheizt, als wenn es ganz selbstverständlich wäre, und haben für jeden Tag ein Knöllchen kassiert.“ Zwar habe er ihnen erklärt, dass sie sich mit Parkvision auseinandersetzen müssten.

„Aber das hat nur die wenigsten interessiert. Die wollten ihrem Ärger Luft machen.“ Manch einer habe ihm sogar gedroht. Dennoch: Die Knöllchen-Kur scheint Wirkung zu zeigen. „Mittlerweile wird es etwas besser, und es sind nicht mehr ganz so viele“, sagt der Zapfsäulenbetreiber. Es spreche sich bei den Leuten eben rum. Dennoch hat er den Vertrag mit Parkvision zum Januar wieder gekündigt.

Fadenscheinige Begründungen in Offenbach: Häufig dieselbe Ausrede

„Ich habe hier täglich mit fünf, sechs aufgebrachten Leuten zu tun, die ihren Strafzettel nicht zahlen wollen“, sagt Ferrara. Bezeichnend ist, dass die meisten ertappten Abkürzer fadenscheinige Begründungen vorschieben, um nicht zahlen zu müssen. „Ich höre bis zu 30 Mal am Tag dieselbe Ausrede“, sagt Ferrara. 90 Prozent behaupteten, sie hätten ihren Geldbeutel vergessen und seien deswegen weitergefahren. Ein paar wenige begründeten die Durchfahrt damit, dass sie erst dann die Preistafel hätten sehen können und billiger tanken wollten. Für Ferrara sind diese Gespräche ein Zeitfresser. Jedes Mal müsse er eine halbe Stunde diskutieren. „Das schaffe ich einfach nicht mehr im normalen Betrieb“, stellt er klar.

Doch sollten die illegalen Aral-Querer sich nicht zu früh freuen. Den Abkürzungsverkehr will Ferrara keinesfalls wieder gewähren lassen. „Da bin ich gerade mit Aral in Gesprächen, um eine Möglichkeit zu finden, die das Passieren der Tankstelle unattraktiv macht.“ Große Hinweisschilder und Schwellen, die dafür sorgen, dass man nicht einfach durchfahren kann, könnten laut Marcello Ferrara eine Option sein. „Aber da sind wir noch in der Abstimmung.“ (Christian Reinatz)

Zuletzt ging es in Offenbach auch darum, ob eine ganze Buslinie planmäßig über das Aral-Areal fahren soll.

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