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Ehemaliger Karstadt in Offenbach vor neuer Nutzung

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Von: Frank Sommer

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Nach monatelanger Prüfung hat nun der Magistrat entschieden: Das ehemalige Karstadt-Gebäude ist der Favorit für das Vorhaben, in der Innenstadt die Station Mitte mit der Stadtbücherei als Anziehungspunkt einzurichten.

Offenbach - Nach monatelanger Prüfung hat nun der Magistrat in Offenbach entschieden: Das ehemalige Karstadt-Gebäude ist der Favorit für das Vorhaben, in der Innenstadt die Station Mitte mit der Stadtbücherei als Anziehungspunkt einzurichten. Kommende Woche sollen die Stadtverordneten den Magistrat beauftragen, entsprechende Verhandlungen über eine Anmietung oder den Kauf des Objektes zu führen.

Drei Standorte wurden in einer zweiten Stufe des Machbarkeitskonzeptes in die engere Wahl genommen: Das Einkaufscenter KOMM, das C&A-Gebäude und der ehemalige Karstadt. Der Vorteil des ehemaligen Kaufhauses, in dem aktuell weite Teile ungenutzt sind: Durch den Umzug der Stadtbücherei würde auch der Hugenottenplatz mehr bespielt werden, ein weiteres Sorgenkind in der Innenstadt.

Offenbach: Auch Theatersaal und Gastronomie im ehemaligen Karstadt-Gebäude

Der Eingang zur Stadtbibliothek würde über die Herrnstraße erfolgen, für einen im Dachgeschoss geplanten Theatersaal ist der Zugang über den Hugenottenplatz vorgesehen, dort soll auch Gastronomie angesiedelt werden. Der bisherige Einzelhandel würde im Haus innerhalb des Erdgeschosses bleiben. Außerdem bietet das Gebäude mit rund 8 000 Quadratmetern die üppigste Fläche und würde der Stadtbibliothek auf Jahre genug Raum bieten.

Tristesse am Hugenottenplatz: Durch die Einrichtung der Station Mitte soll sich das ändern.
Tristesse am Hugenottenplatz: Durch die Einrichtung der Station Mitte soll sich das ändern. © Sommer

„Im Büsingpalais platzen wir aus allen Nähten“, sagt Stadtbibliotheksleiterin Nicole Köster, „wir haben 1 100 Quadratmeter Publikumsfläche und weitere 500 Quadratmeter Nebenflächen.“ Schon vor zehn Jahren hat die Bücherei 4 500 Quadratmeter Platzbedarf formuliert, inzwischen werden 6 500 veranschlagt.

Offenbach: Karstadt höchste Miete für Station Mitte

Bei diesem Raumbedarf, der auch Arbeitsplätze für Studenten oder Workshops für den Maker-Space abdeckt, hat der Ex-Karstadt eindeutig die Nase vorn, auch das C&A-Gebäude ist mit 7 000 Quadratmetern zukunftsfähig. Das KOMM bietet mit 6 000 Quadratmetern die kleinste Fläche, dafür aber die günstigste Miete: Auf 25 Jahre gerechnet nach grober Schätzung der Stadt rund 40 Millionen Euro, bei Karstadt sind es 56 Millionen Euro, bei C&A 50 Millionen Euro. Karstadt wie C&A bieten für die Stadt zudem die Option, die Immobilie zu erwerben.

Standorte für die Station Mitte

In einer Machbarkeitsstudie wurden sechs mögliche Standorte geprüft: Das Einkaufscenter KOMM, das Karstadt- und das C&A-Gebäude, die Walter-Passage, der City-Tower und das Postgebäude am Aliceplatz. Letzteres wurde noch während der Studie verkauft, sodass keine genauere Prüfung möglich war. Der Magistrat soll im Nachgang noch einmal Verhandlungen führen, doch dürfte allein die fehlende Barrierefreiheit in dem denkmalgeschützten Gebäude sich als problematisch erweisen. Alle Immobilien wurden auf Strahlkraft hinsichtlich der Innenstadt-Belebung, Anbindung und Erreichbarkeit, Sichtbarkeit oder der Kooperation mit dem Eigentümer geprüft. In den drei Objekten, die nun in der engeren Wahl sind, würde die Stadt für knapp zehn Millionen Euro den Innenausbau für eine moderne Bücherei mit Veranstaltungsräumlichkeiten zahlen, dafür werden Fördermöglichkeiten gesucht. 

Da aus planerischer Sicht kein Standort in der Machbarkeit in sämtlichen Belangen als Sieger hervorging, sei die Entscheidung politisch gefallen, sagt Stadtrat Paul-Gerhard Weiß. Ob es gelinge, dass nach Umbauten Mitte 2026 die Station Mitte eröffnet, entscheide sich in den Verhandlungen.

Sollte sich der Eigentümer in Sachen Miete nicht auf die Stadt zubewegen, sei auch eine Ansiedlung im KOMM oder im C&A-Gebäude denkbar. Im KOMM könnte bereits zu Jahresbeginn 2026 eröffnet werden, doch stünde gerade ausreichend Platz zur Verfügung und die Auswirkungen auf Hugenottenplatz und Frankfurter Straße wären nicht vorhanden. Im C&A-Gebäude könnte gar erst Mitte 2029 der Umzug abgeschlossen werden, da dort auf Jahre eine Baustelle zur Errichtung eines Wohnturms wäre.

Offenbach: Stadtbücherei soll umziehen - Ehemaliges Karstadt-Gebäude als Favorit

Der Plan, die Stadtbücherei zu verlagern, betont Weiß, sei wesentlich älter als das von der Agentur Urbanista erstellte Konzept der Station Mitte. „Die Innenstadt wird nie wieder so werden, wie sie einst war. Deshalb müssen wir verschiedene Nutzungen wie Bildung, Kultur oder Freizeit mischen und die Bücherei als Dienstleister ansiedeln“, sagt der Stadtrat. Das Beispiel Hanau habe gezeigt, dass durch den Umzug der Bücherei in das Forum nicht nur die Ausleihe, die Bibliothek einen deutlichen Aufschwung erlebt habe. „Nicht nur bei der Ausleihe, auch in der Frequenz“, sagt Weiß.

Dass die Stadtverordneten angesichts der Mehrheitsverhältnisse dem Magistratsvorschlag zustimmen, darf als sicher gelten. Ungewiss bleibt dagegen die Zukunft für den bisherigen Bibliotheksstandort: Sowohl Oberbürgermeister Felix Schwenke als auch Weiß betonen, dass der Bücherturm weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich sein soll nach einem Auszug der Bücherei. Was in die sonstigen Räume kommt, muss aber noch erarbeitet werden. „Sicher ist, dass wir auch Einnahmen am Standort brauchen“, sagt Weiß. (Frank Sommer)

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