Jazz-Trompeter-Enkelin führt Chiropraxis für Pferde in Offenbach

Tierärztin Jasmin Jackel führt eine Chiropraxis für Pferde in Offenbach. Vor allem die Liebe zu Tieren und ihre Verbundenheit zur musikalischen Familie prägt sie.
Offenbach – Im Leben kommt es oft auf Einfühlungsvermögen und Geduld an, erzwingen lässt sich vieles nicht. Davon kann auch die 25 Jahre junge Offenbacher Tierärztin Jasmin Jackel ein Lied singen, die sich im Bereich chiropraktischer Heilmethoden für Pferde profiliert hat. Ihr Hengst Quidano (Rufname Quitschi), den sie mit 19 Jahren gekauft hat, hat ihr dabei wichtige Wege gewiesen.
Auf ihren Familiennamen ist sie stolz: Der unvergessene Offenbacher Jazztrompeter Conny Jackel, einst mit Größen wie Miles Davis, Chet Baker oder Dizzi Gillespie auf der Bühne, ist ihr Großvater. Mit elf Jahren hat sie ihn verloren, erinnert sich aber lebhaft an vieles: „Vom Opa haben wir in der Familie die Ausstrahlung und Energie übernommen, wir lachen viel und sehen das Leben positiv.“
Chiropraxis für Pferde in Offenbach: Immer optimistisch durchs Leben
Menschen zugewandtes Denken und Fühlen hat Jackel mit ihren sechs Geschwistern durchs Leben getragen. Voller Optimismus kaufte sich die Abiturientin der Marienschule ein Sportpferd, den 10-jährigen rötlich-braunen „Fuchs“ von selbst erarbeitetem Geld, auch mit Hintergedanken. Von Offenbacher Kindergartenjahren an wollte sie schon Tierärztin werden. Nun konnte sie sich beweisen, denn Qutischi war alles andere als ein pflegeleichtes Pferd: „Quitschi war ein typisches Spring- und Sportpferd, das nie im Gelände herumkam. Er war unruhig, hat gebissen, war total unausgeglichen, bewegte sich verkehrt. Das wollte ich ändern.“
Das Rüstzeug dazu erwarb sich Bewegungstyp Jackel an der veterinärmedizinischen Abteilung der Uni Gießen, wo sie schon nach 11 Semestern den Abschluss als Tierärztin in der Tasche hatte. Dazu qualifizierte sie sich als „Veterinärchiropraktorin“ und wurde Mitglied im internationalen Verband der „Treating Veterinarian“ (FEI), was sie berechtigt auch als Turnierärztin zu arbeiten.
Jasmin Jackel führt Chiropraxis für Pferde: Viel Aufmerksamkeit und Geduld gefragt
In der Auseinandersetzung mit ihrem Pferd lernte sie dabei sehr viel, das ihr im Studium weiterhalf – und das auch Quitschi bei wöchentlichen Untersuchungen zugute kommt. Jackel dazu: „Ich sorgte für Haltungsänderungen, widmete meinem Pferd viel Aufmerksamkeit, lernte große Geduld im Umgang. Dabei musste ich auch an mir selber arbeiten, denn Pferde spiegeln wie kaum ein Tier sonst die Befindlichkeit des Halters. Sie ermöglichen Menschen mehr Zugang zu eigenen Emotionen.“
Pferde freilich sind anders als menschenzugewandte Hunde. Jackel vergleicht: „Hunde kommen auf einem zu, Pferde weichen erst mal aus. Wenn sie nicht mehr ausweichen können, beginnt die eigentliche Kommunikation. Ich bin aber keine Pferdeflüsterin. Mit Einfühlungsvermögen und Beharrlichkeit komme ich dem Tier näher, untersuche dann die Gliedmaßen, den Rücken und anderes – ohne Hektik. Aber bei Pferden hat alle Zuwendung eine zeitliche Grenze, die bei höchstens einer Stunde liegt. Dann wollen sie weg.“
Nun kommt die aufstrebende Medinizerin zum Grundsätzlichen: „Ich arbeite einerseits auf der Basis der Tierschulmedizin, andererseits ganzheitlich. Das heißt, dass ich mir einen Rundumblick und Einblick verschaffen muss, Symptome im Gesamtzusammenhang sehe, alles Denkbare in Betracht ziehe. Und dabei natürlich auf Selbstheilungskräften des Tieres aufbaue. Kurzbehandlungen sind bei mir verpönt. Ich fühle mich in die Grundspannung nervöser Tiere ein und baue diese dann Schritt für Schritt ab, was nicht so einfach ist.
Offenbach: Auch ein Ohr für den Besitzer
Auch kann man nicht nur da nachforschen, wo es dem Patienten wehtut, der Zusammenhang muss klar werden.“ Jackel spricht bei kranken Pferden immer von „Patienten“ und deren Energiehaushalt. In die Behandlung bezieht sie selbstverständlich die Pferdehalter ein, die oft verzweifelt sind, wenn ihre Haustiere lahmen, sich herumwälzen, am Bauch beißen, die Ohren anlegen oder mit dem Schweif schlagen. Da herrscht oft schon Alarmstufe. Jackel dazu: „Wie für das Tier muss ich auch ein Gefühl für die Besitzer entwickeln und diesen gut zuhören. Auch die Tierhalter sollen sich bei mir gut aufgehoben fühlen.“
Jackel ist mit ihrer Weiterqualifikation keineswegs zu Ende, vor allem Akupunktur will sie noch besser lernen. Und ihre diagnostischen wie therapeutischen Möglichkeiten erweitern. Mittelfristig will sie ihre aufreibende Mitarbeit in einer Frankfurter Tierarztpraxis zurückfahren, um mehr Zeit zu haben für ihre Chiropraxis, in der sie nach eigenen Methoden arbeitet. Um für ihre Patienten fit zu sein, achtet sie sehr auf ihre Ernährung und Körperschulung.
Zur inneren Ausgeglichenheit trägt auch ihr Volleyballtraining bei der TGS Bieber bei und das zu seltene Klavierspielen. Vieles ist ihrem großen Ziel untergeordnet, das heißt: „Ich möchte eine ausgezeichnete Tierärztin werden, die selbstkritisch bleibt.“ Der in seinem Jazz ebenso ehrgeizige wie begabte Großvater Conny wäre jedenfalls stolz auf diese Enkelin. (Reinhold Grieß)