„Eine Art Landmarke“: Bürgeler Leuchtturm-Kiosk erfrischt Kunden seit 2009

Seit nunmehr 13 Jahren sorgt der Offenbacher Unternehmer Roland Lösel mit seinem Leuchtturm-Kiosk am Bürgeler Mainufer für Erfrischung - auch Wassersport hat er im Programm.
Offenbach – Offenbach und der Main sind untrennbar miteinander verknüpft. Der Fluss und seine Ufer bieten neben Freizeitmöglichkeiten auch Arbeitsplätze. In loser Reihenfolge streift die Redaktion von Osten nach Westen und stellt verschiedene Orte und Personen am Main vor. Heute gönnen wir uns am Kiosk Main Turm eine wohlverdiente Erfrischung.
Später Nachmittag, gerade haben sich ein paar Wolken vor die ansonsten erbarmungslos niederbrennende Sonne geschoben und sorgen für Schatten am Mainufer in Bürgel. Schon von Weitem lässt sich ein rot-weiß-gestreifter Leuchtturm direkt am Wasser erspähen, um den herum zahlreiche Strandstühle zum Verweilen am kühlen Nass einladen.
Offenbach: 15. Saison für Bürgeler Leuchtturm-Kiosk
Bei dem auffälligen Gebäude handelt es sich jedoch nicht etwa um einen Wegweiser für Schiffe, sondern um den beliebten Kiosk Mainturm. Gerade kommt ein Radfahrer vorbei, bleibt vor dem Kiosk stehen. „Ein Eistee bitte“, sagt er und lässt sich schon wenig später erschöpft und mit einer Flasche in der Hand, in einen der Stühle sinken. „Im Sommer kommen natürlich viele Fahrradfahrer vorbei – einige radeln sogar gezielt aus Frankfurt her, machen ihre Pause hier und fahren dann wieder zurück“, sagt Roland Lösel, der mit seinem Turm mittlerweile in die 15. Saison am Standort in Bürgel geht.
Ursprünglich als Nebeneinnahmequelle im Jahr 2009 eröffnet, entwickelt sich der Kiosk für den heute 41-Jährigen schnell zum hauptberuflichen Dauerprojekt. „Mir macht es einfach Spaß, den ganzen Tag im Freien zu arbeiten und dabei mit Menschen in Kontakt zu kommen“, berichtet er. „Damals gab es hier in Bürgel am Mainufer nichts, außer die Gaststätten der Rudervereine – das wollte ich ändern.“

Leuchtturm in Bürgel: Offenbacher Unternehmer baut Kiosk größtenteils selbst
Und so entsteht kurzerhand die Idee für den ungewöhnlichen Kiosk, den Lösel sogar größtenteils selbst baut. „Ich wollte etwas schaffen, dass sowohl heraussticht, aber auch in das Gesamtbild vor Ort passt“, erläutert der gebürtige Bürgeler, der als Enkel eines Offenbacher Schiffsbauers schon früh großen Bezug zum Wasser- und Bootssport entwickelt hat. „Daher auch das Leuchtturm-Design.“
Mit seiner Idee rennt der Unternehmer bei der Stadt schon damals offene Türen ein, seitdem sind Lösel und sein Turm aus Bürgel nicht mehr wegzudenken: „Wir sind schon zu einer Art Landmarke geworden. Jedes Mal, wenn wir den Kiosk nach der Winterpause wieder aufbauen, freuen sich die Leute, dass der Sommer endlich losgeht.“ Just in diesem Moment steuert eine fünfköpfige Gruppe junger Männer den Kiosk an. Nach kurzem Gespräch mit der Verkäuferin wandern Eis und Bier über die Theke.
Wassersport: Kanu- und Kajak-Touren am Mainturm in Bürgel und am Offenbacher Hafen
„Wir haben immer wieder mal versucht, dass Sortiment über Eis und Getränke hinweg zu erweitern, aber da wir kein fließendes Wasser haben, war das auf Dauer zu kompliziert“, sagt Lösel. An seinem Zweitstandort im Offenbacher Hafen, wo seit 2013 ein Pendant zum Leuchtturm in Bürgel steht, hat der Familienvater anfangs auch versucht, sein gastronomisches Angebot aufzurüsten. „Aber auch das hat nicht den Anklang gefunden, den wir uns erhofft haben.“
Während der Kiosk in Bürgel ab Frühjahr bis Ende September sieben Tage die Woche bis 20 Uhr geöffnet ist, wird der Turm am Hafen derzeit nur an Wochenenden genutzt. „Dort haben wir uns mittlerweile verstärkt auf den Wassersport fokussiert“, sagt Lösel und deutet dabei auf ein Plakat, dass hinter ihm am Kiosk hängt. Darauf zu sehen sind glückliche Familien, wie sie bei einem Kanuausflug über den Main schippern.
Seit Mai 2016 bietet der Bürgeler „Leuchtturmwärter“ im Hafen Stand-Up-Paddling an – zwei Jahre später erweitert er sein Angebot mit Kanu- und Kajak-Touren, die es mittlerweile auch am Standort in Bürgel gibt. Damit hat sich Lösel nicht nur ein zweites Standbein aufgebaut, sondern konnte während der Corona-Pandemie auch ausbleibende Einnahmen abfedern.

Mainturm-Kiosk in Offenbach: Preise für Waren steigen
„Gerade an unserem Standort im Hafen haben wir die Auswirkungen deutlich gespürt, da wir aufgrund der Abstandsregelungen nur etwa 17 von 50 Stühlen besetzen konnten.“ Künftig möchte der 41-Jährige sein Wassersportangebot noch weiter ausbauen – auch wenn es ihm derzeit noch an Personal mangelt. „Es ist nicht leicht, Fachpersonal für die Bootstouren zu finden, und alles kann ich alleine auch nicht stemmen“, gibt Lösel zu bedenken und ergänzt: „Im Verkauf ist es deutlich einfacher, Personal zu bekommen.“ Dort setzt er hauptsächlich auf studentische Aushilfen.
Mit dem Wassersportangebot, das mittlerweile zu einem „eigenen Unternehmen im Unternehmen“ geworden sei, hofft der Unternehmer zudem, die steigenden Einkaufspreise für seine Waren auffangen zu können. „Leider haben meine Zulieferer für einige Produkte die Preise erhöht, was ich dann wiederum auf die Kunden umlegen muss. Wir nehmen aber immer noch weniger, als wir eigentlich könnten.“ Denn Lösel ist es wichtig, insbesondere für Familien, die mit ihren Kindern am Wochenende einen Ausflug machen, erschwinglich zu bleiben.
Während in Bürgel zunächst keine größeren Veränderungen anstehen, könnte es den Leuchtturm im Hafen bald an einen neuen Standort verschlagen. „Wir hätten gerne etwas mehr Platz und wollen schon länger näher ans Wasser, um besseren Zugriff auf unsere Boote zu bekommen – ob das klappt, wird sich zeigen“, sagt Lösel mit Blick auf die Zukunft. (Jan Lucas Frenger)