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Offenbach: Gastronomen berichten, was sie von der 2G-Regel halten

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Von: Lena Jochum

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Markthaus-Betreiber Eric Münch setzt innen voll auf 2G. Draußen dürfen neben Geimpften und Genesenen derzeit auch noch getestete Gäste Platz nehmen. Für ihn ist die neue Regelung die einzige Möglichkeit, wieder Normalität einkehren zu lassen.
Markthaus-Betreiber Eric Münch setzt innen voll auf 2G. Draußen dürfen neben Geimpften und Genesenen derzeit auch noch getestete Gäste Platz nehmen. Für ihn ist die neue Regelung die einzige Möglichkeit, wieder Normalität einkehren zu lassen. © JOCHUM

In Offenbach dürfen Gastronomen selbst entscheiden, ob sie die 2G- oder 3G-Regel anwenden. Das denken die Restaurantbetreiber über die 2G-Formel.

Offenbach – Mittlerweile dürfen Gastronomen selbst entscheiden, wen sie in ihren Lokalen bewirten: Dürfen nur Geimpfte und Genesene rein oder zusätzlich auch Corona-Getestete? Ob sie 2G- und 3G-Regelung anwenden, das liegt bei Betreibern selbst. Der Vorteil, wenn der Zutritt ausschließlich mit Impf- oder Genesenenzertifikat gestattet ist, liegt klar auf der Hand: Alle weiteren Sicherheitsmaßnahmen entfallen dann, keine Maskenpflicht, keine Abstands- und Hygienekonzepte, volle Auslastung.

Nun allerdings machte der Gaststättenverband DEHOGA darauf aufmerksam, dass viele Gastronomiebetriebe sich scheuen, die 2G-Regelung anzuwenden, weil es immer wieder zu heftigen Anfeindungen von Nicht-Impfwilligen kommt. Hitzige Diskussionen am Eingang wollen viele vermeiden.

Restaurantbesitzer Eric Münch beharrt auf Impf- oder Genesenennachweis

Eric Münch, Betreiber des Markthauses am Wilhelmsplatz. zeigt diesbezüglich klare Kante: „Ich scheue diese Diskussionen nicht“, sagt er. Für ihn sei es ohnehin nicht zu verstehen, dass noch immer nicht alle, die Möglichkeit haben, geimpft seien. „Das ist schon schwach.“ Die meisten seiner Gäste seien allerdings geimpft, das sei bereits deutlich geworden, als noch 3G galt. „Gut 95 Prozent“, schätzt Münch. Er kann darum guten Gewissens ab sofort nur noch diejenigen ins Markthäuschen lassen, Impf- oder Genesenennachweis vorlegen können. Draußen dürfen derzeit auch noch Getestete Platz nehmen. „Eigentlich haben wir aber auch gar keine andere Wahl“, sagt der Gastwirt. Nur so sei es schließlich möglich wieder normal zu arbeiten, ohne Einschränkungen für Mitarbeiter und Gäste.

Ganz so strikt wie der Markthaus-Betreiber können oder wollen einige seiner Kollegen in der Branche nicht sein. Im Gasthaus Obermühle in Bieber bleibt es etwa dabei, dass auch Getestete dort essen und trinken dürfen. Für Betreiberin Sieglinde Schäfer sprechen dafür gleich mehrere Gründe. „Wir wurden auch so schon in den sozialen Medien angegriffen“, sagt sie. Derlei Diskussionen wolle sie nicht noch mit 2G befeuern. „Die, die sich nicht impfen wollen, denen kommt man eh nicht bei.“ Außerdem wolle man auch niemanden ausschließen. „Wenn etwa Familien bei uns essen wollen, sollen sie das gemeinsam tun können.“ Sieglinde Schäfer hat ohnehin den Eindruck, dass ihre Gäste sich nach wie vor wohler fühlen, wenn das Restaurant nicht voll besetzt ist.

Gaststättenbesitzer Stefano Motta entscheidet je nach Auslastung über 2G-Regel

Letzten Endes bleibt die Entscheidung für die Gastronomen, die allesamt harte Monate hinter sich haben, auch und vor allem eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Stefano Motta, der erst vor einigen Monaten die Vereinsgaststätte der SG Rosenhöhe übernommen hat und seitdem unter dem Namen „Wald & Wiese“ führt, macht seine Vorgehensweise davon abhängig, wie es an den einzelnen Tagen um die Auslastung seines Lokals steht. Auch das erlaubt das Land Hessen. „Habe ich für einen Abend sehr viele Anfragen, gilt 2G, ist der Andrang, etwa unter der Woche, nicht so groß, bleibt es weiterhin bei der 3G-Regel“, erläutert er.

Trotzdem sei es natürlich eine sehr schwierige Situation. „Weil wir den Ärger der Leute abkriegen“, sagt Motta. Erst kürzlich habe sich eine Dame fürchterlich aufgeregt, als sie – weil weder geimpft noch genesenen – nicht ins Lokal durfte. „Die sagte, sie kommt nie wieder her.“ Auch wenn es der Gastronom bedauert, in solchen Fällen manche seiner Gäste außen vor zu lassen, eine andere Wahl sieht er für sich selbst nicht. „Hier geht es tatsächlich ums Überleben.“

Betreiberin Nicole Werth will am liebsten bei der 2G-Regel bleiben

Ähnlich geht es Nicole Werth, Betreiberin des Filmklubbs am Isenburgring. Gestern Abend fand dort die erste Veranstaltung nur für Geimpfte und Genesene statt. „Ich war zunächst unsicher“, erzählt sie. Aber eigentlich will sie am liebsten bei 2G bleiben, auch weil es für ihren Betrieb ein Stück weit Normalität bedeuten würde. Trotzdem müsse sie sich nun zunächst anschauen, wie es laufe. „Eine Absage wegen der neuen Regelung gab es bereits“, sagt Werth. „Das macht aber nix.“ Bleibt der Filmklubb künftig aber leer, macht das schon etwas. Letztlich geht es auch für Nicole Werth darum, ihren Laden am Laufen zu halten. Vor Diskussionen mit Impfverweigerern hat sie indes keine Angst. „Da bin ich Frau genug, das durchzustehen.“ (Lena Jochum)

Einige Gastronomien nutzen die 2G-Regel nicht, aus Angst vor Anfeindungen.

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