„Eine spannende Fläche“

Einblicke in ein weitgehend unbekanntes Stück Offenbach und in die Zukunftspläne für das, was von 150 Jahren Industriegeschichte übrig ist, erhielten die Teilnehmer eines hoch interessanten Rundgangs über das ehemalige Allessa-Gelände im Osten der Stadt.
Offenbach Zur Begrüßung der etwa 15 Teilnehmer an der Führung im Zuge der Masterplan-Touren sparen am Freitagnachmittag Frank Achenbach vom IHK-Verein „Offenbach offensiv“ und Daniela Matha von der Stadtwerke-Tochter Inno GmbH, nicht mit Superlativen: So seien die 36 Hektar die größte innerstädtische Entwicklungsfläche im Rhein-Main-Gebiet. Zugleich erinnert Matha daran, dass die zur Entwicklung der Flächen gegründete Inno-GmbH das Areal erst im Frühjahr 2020 von Clariant erworben habe. Mit der mittlerweile vertraglich festgezurrten Ansiedlung des Frankfurter Ventile-Herstellers Samson sei ein Wunschpartner gefunden. „Samson mit seinen rund 2000 Mitarbeitern wird im Südosten des Geländes etwa 14,3 Hektar und damit rund 40 Prozent der vermarktbaren Fläche belegen“, so die Inno-Chefin.
Eine Hürde für die Infrastruktur- und Vermarktungspläne des einstigen Chemiestandorts zwischen Mühlheimer- und Mainstraße ist das im Westen angesiedelte Pelletwerk der EVO auf einem Streifen von vier Hektar. Klar ist schon jetzt: Dessen Anbindung erfolgt künftig über Untere Grenzstraße/Mühlheimer Straße, Ein- und Ausfahrt über die Kettelerstraße im Osten bleibt allein Samson vorbehalten.
Eine komplexe und langwierige Angelegenheit ist die Grundwasser- und Bodensanierung. „Im Erdreich finden sich alle Schadstoffe, die man sich vorstellen kann“, sagt Daniela Matha. Allein die Grundwassersanierung ist auf 50 Jahre angelegt. Völlig unklar ist zudem, was mit der auf den ersten Blick idyllischen und baumbewachsenen Grünfläche entlang der Friedhofstraße am westlichen Rand passiert. Das Gelände diente den Chemiefirmen einst als Müllkippe. „Wir haben die Schadstoff--Hot-Spots identifiziert, Ende des Jahres ist der Rahmen-Sanierungsplan fertig“, erläutert Matha. Ideen werden auch bei der künftigen Nutzung der noch vorhandenen Gebäude gefragt sein. Während zahlreiche Erd- und Schutthügel auf dem Areal vom Abriss der meisten Bauten zeugen, sind vier denkmalgeschützte Gemäuer potenziell verwendbar. So etwa die Immobilie entlang der Mainstraße. Das grüne Gebäude, mit seinen reich verzierten Fenstern im Treppenhaus beherbergte einst Verwaltung und Lohnbüro. Eine Zwischennutzung ist wegen gekappter Versorgungsleitungen nicht möglich. Noch schwieriger wird es mit dem einstigen Badehaus an der Friedhofstraße mit seinen zahlreichen Duschkabinen, das außen und innen unter Denkmalschutz steht.
Nach zwei Stunden Rundgang können die Teilnehmer den einführenden Worten von Frank Achenbach nur zustimmen: „Das ist eine spannende Fläche.“
Von Matthias Dahmer

