Eine Stimme für unvergessliche Tage: Birgit Kröcker ist Hochzeits- und Trauersängerin

Mit ihrem Gesang trifft sie immer den richtigen Ton – ob bei Hochzeiten oder bei Trauerfeiern. Die Offenbacherin Birgit Kröcker machte ihr Talent zum Beruf.
Offenbach – Die Haarbürste als Mikrofon und dann vor dem Spiegel losgeträllert: „Das habe ich als Kind ständig gemacht. Hat natürlich keiner ernst genommen, ich auch nicht“, erzählt Birgit Kröcker lächelnd. Doch als sie mal vor einer Freundin „Leuchtturm“ von Nena singt, ist diese total begeistert von ihrer Stimme. Mit 17 Jahren gibt sie ihr erstes Konzert mit moderner Kirchenmusik in ihrer Gemeinde – und wird kurz darauf zu ihrer ersten Hochzeit gebucht. „In Speyer“, erinnert sie sich. Dank Mundpropaganda folgen immer wieder weitere Aufträge.
Doch der Gesang bleibt vorerst ein Nebenerwerb. „Ich habe ganz solide eine Ausbildung zur Groß- und Einzelhandelskauffrau abgeschlossen, arbeitete zwölf Jahre in der Verwaltung der Frankfurter Uniklinik“, berichtet die Offenbacherin. Doch sie schult ihre Stimme weiter, absolviert eine klassische Gesangsausbildung bei einer „alternden Schweizer Operndiva“, die äußerst streng war. „Sie hat das Maximum aus mir rausgeholt, mir beigebracht, in allen Lebenslagen zu singen. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Ich schaffte damals sogar vier Oktaven.“ Anschließend bildet sie sich drei Jahre lang in den Genres Pop, Rock, Jazz und Blues weiter.
Sängerin aus Offenbach: Der Mut hat Birgit Kröcker belohnt
Nach ihrer Elternzeit ermutigt ihr Mann sie, einen beruflichen Neuanfang zu wagen – und sich ganz dem Singen zu widmen. „2004 habe ich meine Arbeit gekündigt, hatte viele schlaflose Nächte, bin ich doch ein sicherheitsliebender Mensch.“ Der Mut sollte belohnt werden. Es vergeht kaum ein Wochenende, an dem sie nicht zu Hochzeiten, Taufen, privaten Festen, Geburtstagen, Messen oder Trauerfeiern gebucht wird.
Das Repertoire der 52-Jährigen ist schier unerschöpflich, ständig kommen neue Lieder dazu. „Ich versuche, immer aktuell zu sein. Und wenn ich einen Song mal nicht im Repertoire habe, der aber gewünscht wird, dann studiere ich ihn ein.“ So wünschte sich etwa ein Brautpaar einen Titel der dänischen Band Volbeat – auf dänisch. Ein anderes Paar liebte Mallorca-Hits, wünschte sich „Für die Ewigkeit“ von Mickie Krause, das sich in seiner Ursprungsfassung kaum für die Kirche eignet. „Mit meinem Pianisten habe ich eine eigene, ruhige Version daraus gemacht, damit waren alle glücklich.“
Hochzeits- und Trauersängerin aus Offenbach: Diese Songs sind besonders beliebt
Dass es bei kirchlichen Trauungen oft strenger zugeht, was die Auswahl der Musik betrifft, kann sie als Katholikin nachvollziehen. „Doch manchmal werden zu viele Vorschriften gemacht, die es dem Brautpaar wirklich erschweren“, moniert sie. „Dabei hat niemand unverschämte Vorstellungen, sondern möchte einfach einen unvergesslichen Tag erleben.“ Bei manchen Liedern werde aus ihrer Sicht ungerechtfertigt Veto eingelegt, während andere ganz selbstverständlich gespielt werden.
Wie „Hallelujah“ von Leonard Cohen. „Wer sich mit dem Text beschäftigt, merkt, dass es der kirchenfernste Song überhaupt ist“, sagt Birgit Kröcker schmunzelnd. Ist es doch das Lied, das am allerhäufigsten auf Hochzeiten gespielt wird – und auch auf ihrer Liste der meistgesungenen Lieder den ersten Platz belegt, gefolgt von „Unser Tag“ von Helene Fischer und „All Of Me“, von John Legend.
Infos auf der Internetseite
www.birgit-kroecker.de
„Hallelujah“ ist sowohl auf Hochzeiten als auch auf Beerdigungen sehr beliebt
Auf Beerdigungen ist „Hallelujah“ ebenfalls ungeschlagen. Aber auch „Ave Maria“ gehört zu den wichtigsten Liedern bei diesem Anlass, der ihr ein besonderes Anliegen ist. „Wenn die Trauernden mir danach sagen, dass mein Gesang ihnen Trost gespendet hat, bedeutet es mir viel.“ Doch habe es schon Trauerfeiern gegeben, die ihr zu schaffen gemacht hätten: „Besonders, wenn jemand Junges gestorben ist.“
Gute Menschenkenntnis ist für sie das Wichtigste bei ihrer Arbeit, mit dem Wissen, was in welcher Situation angemessen ist – von der Song-Auswahl über die Kleidung bis zum Auftritt. „Wenn mich Kunden mehrfach zu verschiedenen Anlässen buchen, ist das die beste Bestätigung.“ Dabei ist sie im ganzen Rhein-Main-Gebiet und darüber hinaus unterwegs, mit Pianisten oder ohne – je nach gebuchtem Paket.
So kam sie recht gut durch die Corona-Zeit. „Dann stand ich singend vor dem Fenster, auch das geht.“ Zugleich entdeckte sie ihre zweite große Leidenschaft und hilft seitdem regelmäßig bei der Wildtierhilfe Schäfer aus. Mag sie eigentlich alle Lieder, die sie singt? „Nein“, gesteht sie, „als Dienstleisterin muss ich aber professionell sein.“ Auch privat höre sie kaum noch Musik. „Außer Ed Sheeran...“ (Veronika Schade)
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