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Offenbacher Büsingpalais wird zur Baustelle - Besonders eine Gruppe muss sich umorientieren

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Von: Frank Sommer

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Durch einen Luftangriff wurde das Büsingpalais 1943 zerstört, das Hauptgebäude war bis zum Wiederaufbau in den Jahren 1982 bis 1984 eine Ruine. Nun steht die erste große Sanierung an.
Durch einen Luftangriff wurde das Büsingpalais 1943 zerstört, das Hauptgebäude war bis zum Wiederaufbau in den Jahren 1982 bis 1984 eine Ruine. Nun steht die erste große Sanierung an. © Wegemann/Archiv

Bei der „guten Stube“ der Stadt Offenbach stehen große Arbeiten an: Ab dem kommenden Jahr muss das Büsingpalais saniert werden.

Offenbach - Auch wenn das Hauptgebäude inzwischen größtenteils von einem Hotel genutzt wird, das Büsingpalais in Offenbach ist im Besitz der Stadt. Und als Eigentümerin hat diese sich um den Erhalt zu kümmern. „Es gibt eine ganze Menge zu tun“, sagt Oberbürgermeister Felix Schwenke, „es gilt, Brandschutzauflagen zu erfüllen, dazu müssen Trinkwasser- und Löschwasserleitungen saniert oder erneuert werden“.

Die ersten Untersuchungen in Sachen Brandschutz für die Arbeiten im Büsingpalais liegen schon gut vier Jahre zurück. „Bei jeder Untersuchung wurde immer wieder etwas gefunden, was auch noch angepackt werden muss“, sagt Schwenke. Um die Kosten nach Möglichkeit niedrig zu halten, will die Stadt daher die Arbeiten bündeln.

Büsingpalais in Offenbach: Weitere Problemfelder könnten bei Bauarbeiten auftreten

Im ersten Quartal kommenden Jahres soll dann dem Magistrat vorgelegt werden, was alles zu tun ist, dazu soll ein Ablaufplan erarbeitet werden. „Der Projektbeschluss zur Sanierung soll auf jeden Fall im ersten Quartal erfolgen“, betont der Oberbürgermeister. Die Arbeiten sollen dann zügig beginnen: Wie umfangreich diese ausfallen werden, lässt sich momentan nicht abschätzen. Minimalinvasiv werden diese jedoch definitiv nicht ausfallen: Um etwa neue Leitungen zu verlegen, müssen Wände im gesamten Gebäude aufgestemmt werden – gut möglich, dass dabei noch weitere Problemfelder gefunden werden, die angegangen werden müssen. Denn außer Arbeiten am Dach oder an der Fassade seien seit 1984 keine Arbeiten am Innenleben des Gebäudes erfolgt.

5,7 Millionen Euro hat Kämmerer Martin Wilhelm im Haushalt für das kommende Jahr für die Sanierung eingeplant. Ob diese Summe ausreichen wird, ist noch offen: Sowohl der Umfang der Arbeiten sowie die inflationsbedingte Entwicklung der Preise sind unbekannte Variablen in der Rechnung.

Das Büsingpalais

Die Familien d’Orville und Bernard ließen sich um 1775 ein repräsentatives Stadtpalais samt Park errichten, das auch Geschäfts- und Lagerräume für das Familienunternehmen, eine Tabakfabrik, beherbergte. Adolph Freiherr von Büsing-Orville ließ in den Jahren 1896 und 1897 das Palais im Stil des Neo-Rokoko umbauen. 1920 erwarb die Stadt Gebäude und Park: Der Park wurde öffentlich zugänglich gemacht, das Stadtpalais als Rathaus genutzt, da der Erste Weltkrieg die Pläne für einen Rathaus-Neubau obsolet gemacht hatte. Während des Zweiten Weltkriegs, im Dezember 1943, wurde das Gebäude durch Luftangriffe zerstört. Während die Seitenflügel bereits 1953 wiederaufgebaut wurden und Stadtbibliothek sowie Klingspormuseum beherbergten, blieb das Hauptgebäude lange Ruine. Um den Wiederaufbau wurde heftig gestritten, erst ab 1977 wurde von der Stadtpolitik der Wunsch der Bürger nach Wiederaufbau anerkannt. Der spätere Ehrenbürger Bruno Knapp war einer der Hauptinitiatoren für die Wiedererrichtung des Hauptgebäudes. Am 30. Oktober 1981 konnte die Grundsteinlegung erfolgen, mit einem großen Fest für die Bürger wurde das für 28 Millionen D-Mark wiederaufgebaute Büsingpalais am 21. September 1984 wiedereröffnet.

Büsingpalais in Offenbach: „Gehen von einem Jahr Bauzeit aus“ - Hochzeitspaare bekommen Problem

„Wir gehen momentan von einem Jahr Bauzeit aus“, sagt Schwenke. Gleich, ob diese Planung einzuhalten ist: Die Arbeiten im laufenden Betrieb von Hotel, Museum und Stadtbücherei werden herausfordernd sein. Zumal der Oberbürgermeister bekanntlich das Ziel verfolgt, die Stadtbücherei in die Innenstadt zu verlegen, um diese zu beleben. Je nachdem, wie schnell diese Pläne umgesetzt werden können, ist durchaus denkbar, dass der Umzug in die Zeit der Sanierungsarbeiten fällt. Da das Büsingpalais gerade bei Hochzeitspaaren beliebt ist, werden diese für die Zeit der Arbeiten sich ebenfalls umorientieren müssen.

War der Wiederaufbau seinerzeit noch heftig umstritten, mancher Lokalpolitiker boykottierte die Eröffnungsfeier, so ist die Bedeutung des Gebäudes für Offenbach heute unstrittig. „Wir wissen, dass das Büsingpalais ein emotionaler Ort für die Offenbacher ist“, sagt Schwenke, das große Interesse der Bürger an der Zukunft des Hauses freue ihn. „Gerade deshalb wollen wir besonders sorgfältig mit diesem Stück Offenbacher Geschichte umgehen, um es für künftige Generationen zu bewahren.“ (Frank Sommer)

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