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Finanzierung der Caritas-Straßenambulanz in Offenbach für zwei weitere Jahre gesichert

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Von: Lena Jochum

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Vor dem Ambulanzbus: Projektleiterin Edith Heilos, Caritasdirektorin Christiane Leonhardt-Içten, die Krankenpfleger Magret Schenck und Bernhard Ott, Hansjörg Koroschetz, Dr. Marschner Stiftung, und Anette Bacher, Bereichsleiterin Caritashaus.
Vor dem Ambulanzbus: Projektleiterin Edith Heilos, Caritasdirektorin Christiane Leonhardt-Içten, die Krankenpfleger Magret Schenck und Bernhard Ott, Hansjörg Koroschetz, Dr. Marschner Stiftung, und Anette Bacher, Bereichsleiterin Caritashaus. © Jochum

Mit Husten und Schnupfen, einer Verletzung am Fuß oder Herz-Kreislaufproblemen geht‘s zum Arzt. Was für die meisten normal und selbstverständlich ist, ist für manch andere schlicht undenkbar. Sie sind aus welchen Gründen auch immer durch das Raster des Gesundheits- und Sozialsystems gefallen, haben keine Krankenversicherung, sind wohnungslos, ihr Aufenthaltsstatus ist ungeklärt, leben weit unter der Armutsgrenze.

Offenbach – Nicht selten spielen Suchterkrankungen und psychische Probleme eine Rolle. Einige hält die fehlende Krankenversicherung vom Arztbesuch ab, andere die Scham.

Seit 2018 kümmert sich das Team der Caritas-Straßenambulanz, bestehend aus zwei Krankenpflegern, einer Sozialpädagogin und sieben Ehrenamtlichen, um ebendiese Menschen. „Die Arbeit ist sehr wichtig“, sagt Anette Bacher, die zuständige Bereichsleiterin beim Caritasverband Offenbach. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Tag für Tag mit dem roten Ambulanzbus im Stadtgebiet unterwegs, zusätzlich im Caritashaus St. Josef anzutreffen. Wunden werden versorgt, Blutdruck gemessen, Medikamente verabreicht, Patienten, wenn nötig, an Ärzte vermittelt. Außerdem verteilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Getränke und frische Kleidung, unterstützen bei der Körperhygiene, informieren über Beratungsangebote.

Dennoch müssen sich die Verantwortlichen immer wieder aufs Neue darum bemühen, dass das Projekt Straßenambulanz weitergeführt werden kann. Gelder von Stadt und Land gibt es nicht, die Arbeit ist rein spendenfinanziert. Die jährlichen Kosten belaufen sich auf rund 177 000 Euro, vor allem für Personal, aber auch für Material und den Unterhalt des Busses. „Wir fordern dringend, dass künftig Stadt und Land die Finanzierung übernehmen“, betont Anette Bacher. Vorerst aber ist nun der Fortbestand der Straßenambulanz gesichert. Seit einigen Monaten steht fest: Die Dr. Marschner-Stiftung, die auf Wunsch des ehemaligen Hauptgesellschafters des Kaufhauses M.Schneider, Dr. Jürgen Marschner, nach dessen Tod ins Leben gerufen wurde und kulturelle, wissenschaftliche und soziale Projekte in Frankfurt und Offenbach fördert, hat für zwei Jahre ihre Unterstützung zugesagt. Mit mehr als 100 000 Euro finanziert die Stiftung für diesen Zeitraum eine der beiden Krankenpfleger-Stellen. „Wir wollen die Arbeit unbedingt unterstützen“, sagt Hansjörg Koroschetz vom Stiftungsvorstand. Außerdem solle auf diese Weise auch Druck in Richtung Politik gemacht werden.

Dass von dort nicht mehr Unterstützung kommt, können die Verantwortlichen nicht nachvollziehen. „Die Straßenambulanz hat sich enorm weiterentwickelt, der Zulauf wird immer größer.“ Diese Bilanz zieht Sozialpädagogin und Projektleiterin Edith Heilos nach gut drei Jahren. Wurden 2018/19 noch 61 Patienten versorgt, kümmerte sich das Straßenambulanz-Team im Jahr darauf um 83 und im vergangenen Jahr um 98 Hilfsbedürftige. Noch deutlicher zeigt sich der steigende Bedarf an der Gesamtzahl der jährlichen Patientenkontakte. Denn die stiegen von anfangs 343 auf 1869 im vergangenen Jahr. „Zum einen gibt es immer mehr Menschen, die auf die Hilfe der Straßenambulanz angewiesen sind, zum anderen ist das Angebot auch bekannter geworden“, erläutert Edith Heilos. Unter Betroffenen, die sich gegenseitig darüber informieren, aber auch bei den Bürgern, die Bescheid geben, wenn sie Hilfsbedürftige entdecken.

Bis die jedoch Vertrauen zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fassen, Hilfe annehmen, vergeht häufig viel Zeit. Die Arbeit ist langwierig, aber sie bewegt etwas. „Wir haben einen Patienten, schon lange, nachdem er anfangs zu allem Nein sagte, kümmert er sich mittlerweile sogar richtig gut um sich selbst, hat ein ganz neues Körpergefühl“, sagt Krankenpfleger Bernhard Ott. Der Mann sei derzeit das Paradebeispiel der Straßenambulanz. (Von Lena Jochum)

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