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Fitter als im Berufsleben

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Von: Matthias Dahmer

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Wird am morgigen Sonntag 70 Jahre alt: Horst Schneider.
Wird am morgigen Sonntag 70 Jahre alt: Horst Schneider. © p

Wenn unerschütterlicher Optimismus und die Lust auf Neues zusammenkommen, dann ist das wohl eine Rezeptur, die zufrieden durchs Leben trägt. Horst Schneider, Offenbachs Oberbürgermeister von 2006 bis 2018, hat dieses Rezept offensichtlich gefunden. Weshalb ihn auch ein Datum nicht wirklich schreckt, bei dem andere schon mal ins Grübeln kommen: Am morgigen Sonntag feiert er seinen 70. Geburtstag.

Offenbach – Beim Gespräch am späten Vormittag, bei dem Horst Schneider so gut aufgelegt ist wie eh und je, wird schnell deutlich: Das Sofa ist seine Sache nicht. Er kommt gerade aus dem Keller – fünf Kilometer auf dem Crosswalker, danach Krafttraining, die künstlichen Knie, ein „medizinischer Segen“, danken es ihm. Eigentlich, sagt er, sei er fitter als in seinem Berufsleben. Dabei hat der passionierte Radler Horst Schneider, der zu offiziellen OB-Terminen auch schon mal mit dem Birdy von Riese & Müller anreiste, eine neue Leidenschaft entdeckt, die ihn regelmäßig in den Spessart führt: das Golfen. Beinahe schon ein Klischee möchte man meinen. Doch Schneider reiht sich ein, in die wachsende Schar jener, die glaubhaft ins Schwärmen geraten, wenn’s um Golf geht: Er habe einige Ballsportarten betrieben, aber von der mentalen, körperlichen und technischen Herausforderung sei Golfen unerreicht. Und mit Handicap 29 gehört der Ex-OB nicht zu den Schlechtesten.

Kein Drang, sich in die aktuelle Kommunalpolitik einzumischen

Um eine musikalische „Lücke“ in seinem Leben zu schließen, hat das Geburtstagkind vor zweieinhalb schon angefangen, das Saxofonspielen zu erlernen. Für die Bühne des Wiener Hofs reicht es zwar noch nicht, das ist aber auch nicht angestrebt. „Das ist einfach für mich selbst. Es geht darum, dass man im reifen Alter sein motorisches Gedächtnis auf etwas völlig Neues ausrichtet. Das erfüllt einen mit Genugtuung.“

Der Unruhestands-Terminkalender des Horst Schneider, den er sonntagabends mit der nicht minder aktiven Gattin Konstanze abstimmen muss, ist auch sonst gut gefüllt. Enkelin Lili, die Älteste von insgesamt fünf, wird montags von der Schule abgeholt und bleibt dann bei Opa und Oma, Enkelin Marie ist donnerstags dran.

Ein „illustre Truppe von elf Männern“ managt OFC-Fan Horst Schneider als Verwaltungsratsvorsitzender des Klubs. Seine Versuche, auch mal eine Frau für das Gremium zu finden seien bisher gescheitert, bedauert er.

Weil das Thema Stadtentwicklung und Bauen den Ur-Offenbacher nicht loslässt, hat er einen Beratervertrag mit einer Projektentwicklungsgesellschaft. „Einen Tag haben die Anrecht auf mein Know-how und meine Kontakte“, schmunzelt er.

Den Drang, sich in die aktuelle Kommunalpolitik einzumischen, verspürt Horst Schneider, der 1972 als 20-Jähriger den Weg zur SPD fand, nicht mehr. Er verfolge das noch und habe mit seinem „tollen Nachfolger“ Felix Schwenke sowie dem ein oder anderen ehemaligen Mitarbeiter regelmäßig Kontakt. „Das bewegt sich alles nur noch auf der kommunikativ menschlichen Ebene.“

Vor vier Jahren, Mitte Januar 2018, hat Horst Schneider die Amtskette abgelegt. Dass sein Nachfolger nun die Früchte seiner Arbeit insbesondere in Sachen Stadtentwicklung erntet, gehört für ihn zum politischen Geschäft dazu. Bei allen Erfolgen will Schneider aber auch nicht die bitteren Stunden vergessen. An erster Stelle zählt für ihn dazu das Trauerspiel um den Verkauf des Offenbacher Klinikums.

Coronabedingt keine große Sause zum 70.

Corona ist es geschuldet, dass die große Sause zum 70. im Golfclub im Spessart ausfallen muss. Und auch das Essen im engeren Kreis mit den beiden Söhnen und deren Familien in einem Bürgeler Lokal ist der Pandemie zum Opfer gefallen. Der älteste Sohn befindet sich in Quarantäne. So geht’s für die Schneiders heute mit Freunden zum Feiern in die Pfalz.

Via Pressemitteilung meldeten sich gestern auch die Offenbacher Sozialdemokraten, die ihrem „Genossen und Alt-OB Horst Schneider ganz herzlich sowohl zum 70. Geburtstag als auch zu 50 Jahren Mitgliedschaft in der SPD“ gratulieren. „Persönlich schätze ich an Horst Schneider seinen fröhlichen Optimismus, seine Fähigkeit Menschen zu verbinden und seine Leidenschaft, für Offenbach zu wirken. Wir wünschen ihm noch viel Kraft und Freude an seinen verschiedenen Projekten im wohlverdienten (Un-)Ruhestand“, sagt Parteichef Christian Grünewald. (Matthias Dahmer)

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