Verkehrsberuhigung in Offenbach – Stadt muss wegen Corona umdenken

In Offenbach kollidieren Verkehrspolitik und wirtschaftliche Interessen am Wilhelmsplatz – Besonders wegen Corona ist die Situation kompliziert.
Offenbach – Das wird eng und Ärger ist programmiert. Die Stadt gibt bereits am Montag, 18. Oktober, die Seitenstraßen des Wilhelmsplatzes wieder für den Autoverkehr frei. Grund: Sie sind Teil des Umleitungskonzeptes in der zweiten Bauphase des Marktplatzes. Dabei ist die Einfahrt in die Bieberer Straße von der Waldstraße (ehemals Kleider-Frei) ab voraussichtlich Mitte November für vier Monate gesperrt.
Das langfristige Ziel der Verkehrsberuhigung am Wilhelmsplatz in Offenbach ist damit nicht aus den Augen verloren. Aktuell wird in den Amtsstuben eine Poller-Lösung zur Einfahrt-Beschränkung geprüft. Der Verkehr auf der Waldstraße (aus Richtung Stadthalle kommend) wird stattdessen über die Geleits- zur Kaiserstraße und Berliner Straße geführt. Alle Ziele am Wilhelmsplatz, so auch der Wochenmarkt und die Parkplätze, sind über die Bleichstraße erreichbar. Die Umleitungsbeschilderung wird entsprechend ergänzt.
Aufhebung der Verkehrsberuhigung in Offenbach: Corona verschärft die Situation
„Einige Kunden und Besucher, die nicht mit dem Bus oder dem Fahrrad kommen, haben uns die zugegebenermaßen wenig überraschende Rückmeldung gegeben, dass der Wilhelmsplatz durch den Marktplatz-Umbau und die Verkehrsberuhigung auf den Seitenstraßen schlechter erreichbar ist“, sagt Stadtrat Paul-Gerhard Weiß.
Zudem leide durch die Bauarbeiten die Aufenthaltsqualität. „Viele der Gewerbetreibenden beklagen Umsatzeinbußen und sorgen sich vor einem schlechten Weihnachtsgeschäft, das für alle Unternehmer das wichtigste des Jahres ist. Dass die Phase des Umbaus eine schwierige Zeit wird, war allen klar. Die Situation hat sich aber durch die Corona-Auswirkungen deutlich verschärft. Dafür kann niemand etwas, aber wir nehmen die Sorgen der Gewerbetreibenden ernst“, so der Verkehrsdezernent.
Heißt: Die frühere Aufhebung der Verkehrsberuhigung noch vor Beginn der zweiten Bauphase am Marktplatz war eine dringende Bitte, die die Gewerbetreibenden bei einer Gesprächsrunde am Wilhelmsplatz äußerten. Oberbürgermeister Felix Schwenke hatte in Absprache mit Weiß zur Runde eingeladen, um sich die Sorgen der Händler anzuhören. Mit dabei: Straßenverkehrsbehörde, Stadtpolizei, Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und IHK.
Verkehrspolitik in Offenbach sucht Corona-Kompromiss
„Ich bin überzeugt, dass Corona schrittweise an Bedeutung verliert und die Situation nach dem Marktplatz-Umbau deutlich besser wird. Bis dahin ist es aber für alle eine sehr schwierige Zeit. Wo die Stadt unterstützen kann, wird sie das tun“, versprach Schwenke. „Wir prüfen aktuell, wie wir durch eine weitere Bewerbung des Wochenmarktes und der Angebote am Wilhelmsplatz möglichst viele Menschen erreichen können.“ Die klare Botschaft von Schwenke und Weiß: „Der Wilhelmsplatz, der Wochenmarkt und die Innenstadt sind mitsamt ihrem Parkplatzangebot erreichbar, auch wenn dies im Moment auf ungewohnten Wegen geschehen muss: Das schöne Ziel lohnt den Umweg.“
Schwenke erinnerte außerdem an die große solidarische Unterstützung der Menschen im vergangenen Corona-Jahr unter dem Motto „Offenbach United“: „Diese Solidarität sollten wir wiederbeleben und unsere Offenbacher Einzelhändler, Gastronomen und Marktbeschicker weiterhin unterstützen, auch wenn durch Corona und den Marktplatz-Umbau das Einkaufen und Ausgehen eine Zeit lang umständlicher ist als sonst.“ (mk/pso)
Infos im Internet: t1p.de/509h