Mieter sollen freiwillige Umlagen-Vorauszahlung leisten: „Schock am Jahresbeginn vermeiden“
Wegen der absehbaren Preiserhöhungen bei den Umlagen greift die Gemeinnützige Baugesellschaft Offenbach zu einer ungewöhnlichen Methode. Sie bittet ihre Mieter um eine freiwillige Vorauszahlung.
Offenbach - Die steigenden Energiekosten bereiten vielen Bürgern Sorge, ob und wie die Energiehilfsmaßnahmen des Bundes wirksam sein werden, ist noch ungewiss. Die Gemeinnützige Baugesellschaft GBO hat bereits vor einigen Wochen begonnen, gezielt Mieter anzuschreiben und auf die höheren Kosten hinzuweisen.
„Idee war es, den großen Schock zu Jahresbeginn zu vermeiden, wenn dann die Rechnungen kommen“, sagt Kämmerer Martin Wilhelm, der die Aktion angeregt hat. Da nur einmal im Jahr eine Preisanpassung bei den Umlagen vorgenommen werden kann, muss die GBO jedoch auf die Zusammenarbeit der Mieter setzen. „Wir haben alle Mieter, die eine Gaszentralheizung haben, angeschrieben und gebeten, schon jetzt freiwillig mehr zu zahlen – damit wird die Nachzahlung abgemildert“, sagt Wilhelm. Die GBO schlägt vor, die Umlagen um einen Euro pro Quadratmeter zu erhöhen.
Offenbach: Haushalte der GBO mit Gasheizung haben Verständnis
Unter den knapp 1100 Haushalte mit Gaszentralheizung herrscht für diese Initiative ganz offenkundig Verständnis: Lediglich fünf Prozent haben die freiwillige Vorauszahlung abgelehnt. Wie hoch die Steigerung der Energiepreise zu Jahresbeginn ausfallen wird, lässt sich jetzt noch nicht vorhersagen. Allerdings könnte es in Verbund mit den inflationsbedingten Preissteigerungen für so manchen Mieter finanziell eng werden.
„Vielleicht werden auch die Maßnahmen des Bundes helfen, die Wucht zu mindern“, sagt Wilhelm, „aber das wissen wir nicht, da es bisher nur Ankündigungen des Bundes gibt und keine konkrete Ausgestaltung.“

Energiespartipps für Offenbach: „Der Schuldenfalle entgegen“
Auch die knapp 1600 Haushalte mit Fernwärmeanschluss haben Post von der GBO bekommen und wurden auf die Preiserhöhung hingewiesen – in diesem Fall handelt es sich aber nicht um freiwillige Vorauszahlungen, sondern um sofort gültige Erhöhungen. Sämtliche GBO-Mieter, gleich welches Heizsystem sie besitzen, haben außerdem einen Flyer zum Energiesparen erhalten. „Das sind keine Waschlappen-Tipps, sondern Empfehlungen für den Alltag, um der Schuldenfalle zu entgegen“, betont Wilhelm in Anspielung auf die umstrittenen Ratschläge des baden-württembergischen Ministerpräsidenten in Sachen Energiesparen.
GBO-Energiespartipps
„Nebenkosten zu hoch?“ nennt sich der Flyer der GBVO, in dem unter anderem darauf hingewiesen wird, dass zur Energieersparnis nachts die Heizung herunterreguliert oder verbrauchte Heizungsluft durch Stoßlüften ausgetauscht werden sollte. Laut GBO sei im Schlafzimmer eine Wärmflasche im Bett billiger als eine aufgedrehte Heizung, außerdem wird der Austausch alter Geräte gegen neue, energiesparende Modelle empfohlen.
Die GBO sei eine sozial ausgerichtete Wohnungsbaugesellschaft, betont Wilhelm, doch das bedeute nicht, dass Strom und Wärme verschenkt werden könne. „Wir brauchen die Einnahmen, damit weitere Wohnungen finanziert werden können.“
Eindringlich appelliert er an Mieter, dass diese sich umgehend mit der Baugesellschaft in Verbindung setzen sollen, wenn sie merken, dass diese der gestiegenen Kosten wegen in finanzielle Schieflage geraten. „Wenn man sich frühzeitig meldet, lässt sich etwa eine Ratenzahlung vereinbaren“, sagt Wilhelm. (Frank Sommer)
Der Gemeinnützigen Baugesellschaft Offenbach gehören auch 32 geförderte Mietwohnungen auf dem Gelände der ehemaligen Seifen-Firma Kappus. Diese wurden nun fertiggestellt.