Ordnungsamt warnt

Gefährdung der öffentlichen Sicherheit: Trödelmarkt am Ringcenter vor dem Aus

Komplett verstopft war das Straßennetz rund ums Ringcenter am vergangenen Sonntag, sodass Anwohner nicht mal aus ihrer Einfahrt kamen.
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Komplett verstopft war das Straßennetz rund ums Ringcenter am vergangenen Sonntag, sodass Anwohner nicht mal aus ihrer Einfahrt kamen.

Nach einem neuerlichen Verkehrskollaps am Ringcenter am vergangenen Wochenende stellt die Stadt den Trödelmarkt auf den Prüfstand.

Offenbach – Es kommt nicht oft vor, dass Ordnungsamtsleiter Frank Weber von „Eskalation“, „Kollaps“ oder einer „Gefahr für Sicherheit und Ordnung“ spricht. „Aber das, was am Wochenende rund um den Trödelmarkt am Ringcenter geschehen ist, war brutal“, sagt Offenbachs oberster Ordnungshüter.

Aus bisher ungeklärter Ursache war die Verkehrssituation rund um den auch überregional beliebten Trödelmarkt am vergangenen Sonntag völlig aus dem Ruder gelaufen. Mit Auswirkungen für die Anwohner des angrenzenden Musikerviertels. Sie berichten der Redaktion von Problemen, mit dem eigenen Auto aus der Hofeinfahrt zu fahren. Von „eingesperrt sein“ im eigenen Viertel.

Verkehrsverstöße, Müll und Wildpinkler

Eine Anwohnerin berichtet von Verkehrsverstößen am laufenden Band. So seien Motorradfahrer auf dem Gehweg gefahren. Autofahrer hätten Abkürzungen über Privatgrundstücke genommen und dort ihren Müll hinterlassen oder ihre Blase erleichtert. Begleitet wurde alles von einem auf und abschwellenden Hupkonzert.

Frank Weber bestätigt die Schilderungen der Anwohner. Acht bis zehn Ordnungspolizisten seien vor Ort gewesen, um die Situation in den Griff zu bekommen. Sie hätten insgesamt 135 Ordnungswidrigkeiten geahndet. Zeitweise sei sogar eine Rechtsabbiegerspur gesperrt worden, um die Kreuzung zur Senefelderstraße zu entlasten, weil es nicht mehr vor noch zurück ging. „Aber wenn zehnmal so viele Autos wie eigentlich gedacht in ein solches Wohngebiet fahren, dann kann man noch so viel regeln, wie man will“, stellt Weber klar. Die Effekte seien dann nur noch minimal, weil sobald ein Falschparker weitergeschickt worden sei, stelle sich schon der nächste auf seinen Platz.

Unterstützung erhalten die Anwohner von Hugo Reinhardt. Er ist Teil des örtlichen runden Tisches im Präventionsrat der Stadt, redet Klartext: „Es kann nicht sein, dass von 23 bis fünf Uhr ein Nachtflugverbot besteht, hier aber an einem Sonntag hunderte Parkplatzsuchende in die Luft verunreinigen und Anwohner massivster Belästigungen ausgesetzt sind.“

Keine Denkverbote

Dass der Trödelmarkt am Ringcenter mit seiner besonderen Klientel, die oftmals von weither anreist, und rücksichtslos alles zuparkt, schon seit Jahren sowohl Anwohnern als auch der Stadt ein Ärgernis ist, ist nichts Neues. Offenbar hat die Eskalation am vergangenen Sonntag mit weit mehr als 2000 Trödelfans aber bei der Stadt das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht.

Frank Weber: „Der Markt hat mittlerweile eine Dimension erreicht, die die öffentliche Sicherheit und Ordnung in einem Maße gefährdet, das inakzeptabel ist. Nun werden wir analysieren, welche Maßnahmen wir ergreifen.“ Eine Situation wie am Sonntag dürfe nicht mehr entstehen. Denkverbote, sagt Weber, werde es deshalb ausdrücklich nicht geben.

Veranstalter beschreibt die Situation als Folge der Umstände

Der Veranstalter des Markts, die Firma Weiß Veranstaltungsservice sieht die Situation am Sonntag als Folge der Umstände. So würden einerseits viele Besucher immer weniger Rücksicht auf Ihre Mitmenschen nehmen, erklärt Veranstalter Sascha Weiß. „Der besagte Markt lag mitten im Fastenmonat Ramadan und war zudem auch noch ein verschobener Termin.“ Der Besucherandrang sei dadurch deutlich höher als üblich gewesen. Die vergangenen Märkte hätten mit deutlich weniger Stau stattgefunden und seien insgesamt viel ruhiger verlaufen. „Wir begrüßen den vermehrten Einsatz der Ordnungskräfte seit diesem Jahr“, sagt Weiß. „Wir sehen an dieser Stelle auch Optimierungsmöglichkeiten im Einsatz und in der Verkehrslenkung, welche wir gemeinsam mit der Stadt besprechen und weitere Maßnahmen ergreifen werden.“ Seine Firma hielte sich stets an alle Auflagen, „welche sich natürlich in den letzten Jahren auch immer weiter verschärft haben.“

Die Kreuzung Schubertstraße/Odenwaldring würde zudem seit Jahren durch einen privaten Parkplatzbetreiber versperrt, sagt Weiß. Fahrzeuge warteten hier auf der Straße und würden nicht weiter gewunken, was zu einem unvermeidlichen Rückstau führe, „auf den wir keinen Einfluss haben.“ Weiß stellt klar: „Wir sind natürlich immer bemüht, weitere Parkmöglichkeiten für unsere Besucher zu suchen und so mehr Parkraum zu schaffen, um die Verkehrssituation rund um unsere Märkte auch in Zukunft bestmöglich zu entschärfen.“

Chronik des Ärgers um den Trödelmarkt am Ringcenter

Bereits 2012 berichtet die Redaktion unter dem Titel „Immer diese Falschparker“ wie folgt: „Da kommt keine Freude auf: Pausenloses Gehupe stört die Sonntagsruhe im Viertel. Vorgärten werden zu Mülleimern. So schildert’s ein Offenbacher, der, ebenso wie einige Nachbarn, eigentlich nur noch genervt ist.“

Mitte 2014 wenden sich Bürger an die Politik. Der damalige Ordnungsdezernent und heutige Oberbürgermeister Felix Schwenke sagt vor Ort: „Jetzt haben mich Ihre Nöte wirklich erreicht. Ich werde dafür sorgen, dass der mit dem Markt beauftragte Sicherheitsdienst mehr und länger kontrolliert.“

Drei Monate später sammelt die Offenbacher SPD Unterschriften gegen den Trödelmarkt. Dazu werden Forderungen der CDU laut, die daran erinnert, dass die Union Schwenke schon vor einiger Zeit aufgefordert habe, ein Konzept vorzulegen, in dem auch ausreichend Parkflächen nachgewiesen werden.

2017 sorgt der „Schnäppchenmarkt am Ringcenter bei vielen Offenbachern stets für Unmut.“ Immerhin habe eine Reduzierung der Standflächen etwas Besserung gebracht, heißt es.

Das Thema kocht erneut bei einer Bürgersprechstunde des OB 2019 hoch. „Dieser Ramschmarkt macht nur Probleme, die Straßen sind vollkommen zugeparkt. Der Markt muss verkleinert werden“, schimpft ein Anwohner. Schwenke: „Wir machen da bereits, was wir tun können.“

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