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„Lohwald wird nicht überleben“: Widerstand gegen B448-Verlängerung in Offenbach

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Von: Matthias Dahmer

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Noch ist es zum Teil nur ein schmaler Rad- und Fußweg zwischen Bahnlinie und ehemaliger Mülldeponie. Die Pläne zur Verlängerung der B 448 sehen eine zweispurige, insgesamt 16 Meter breite Trasse vor.
Noch ist es zum Teil nur ein schmaler Rad- und Fußweg zwischen Bahnlinie und ehemaliger Mülldeponie. Die Pläne zur Verlängerung der B 448 sehen eine zweispurige, insgesamt 16 Meter breite Trasse vor. © georg

Die Stadt Offenbach möchte die B448 über den Bieberer Berg hinweg verlängern. Dafür gibt es jedoch eine Menge Kritik.

Offenbach - Das städtische Vorhaben, die Bundesstraße 448 über den Bieberer Berg hinweg zur Mühlheimer Straße zu verlängern, um den künftigen Innovationscampus (ehemaliges Clariant-Gelände) ans überörtliche Straßennetz anzubinden, bekommt den erwarteten Gegenwind: Die Initiative „Stadtfieber“, die sich für ein lebenswertes Offenbach einsetzt, will sich mit einer Beschwerde beim Regierungspräsidium Darmstadt gegen die Trasse wehren und fordert einen Aufschub der Pläne.

Zugleich setze man auf Gespräche mit der Stadtregierung und den Firmen, die sich auf dem Clariant-Gelände ansiedeln wollten, teilten Vertreter der Initiative gestern bei einem Pressegespräch mit.

Aufgeschreckt wurden die Gegner der B448-Verlängerung dadurch, dass die Stadt mit Blick auf die Ansiedlungen der Unternehmen Samson und Biospring (wir berichteten) nun Druck bei Planung und Bau der aus ihrer Sicht unerlässlichen Verbindungsstraße machen will.

Offenbach: Entscheidung zur Trasse soll noch einmal überprüft werden

„Wir begrüßen ausdrücklich die Ansiedlung der Unternehmen“, sagt Harry Ness vom Stadtfieber-Leitungsteam. Jedoch basiere die Entscheidung für die Verbindungsstraße auf mittlerweile nicht mehr haltbaren Voraussetzungen. Kernpunkt der Kritik: Die 2018 angeschobene und mittlerweile vorliegende Machbarkeitsstudie zu der Trasse, die auf dem städtischen Masterplan fußt, stelle diese Verbindungsstraße als alternativlos dar. Andere Verkehrsträger zur Andienung des Innovationscampus, wie etwa die Bahn oder die Wasserstraße Main, seien bei der Prüfung ebenso wenig in Betracht gezogen worden, wie eine Verkehrsführung etwa über die Daimlerstraße und den Lämmerspieler Weg. Zudem hätten die mittlerweile bedeutsam gewordenen ökologischen und klimatischen Aspekte im Masterplan überhaupt keine und in der Machbarkeitsstudie nur eine untergeordnete Rolle gespielt.

Auf die ökologische Bedeutung des Waldes, der von der 16 Meter breiten Asphaltschneise betroffen wäre, weist Anwohnerin Marina Koll hin: „Es handelt sich hier um einen 600 Jahre alten, sehr artenreichen Wald mit hoher Klima-Resistenz.“ Im insgesamt 137 Hektar umfassenden Lohwald seien zum Beispiel neun verschiedene Fledermausarten, Reptilien und zahlreiche auf der Roten Liste stehende Brutvögel heimisch. Bezeichnenderweise, so Marina Koll, sei der Revierförster bei der Machbarkeitsstudie nicht hinzugezogen worden. Sie schätzt, dass der neuen Trasse rund 10 000 Bäume zum Opfer fallen würden. „Auch wenn die Straße nur knapp 5,5 Hektar in Anspruch nimmt – der Lohwald wird das nicht überleben“, befürchtet die Anwohnerin.

Offenbach: Stadtfieber sieht kaum Entlastungswirkung der geplanten B448

Günther Eufinger vom Stadtfieber-Leitungsteam sieht zudem kaum eine Entlastungswirkung der geplanten B448-Verlängerung für Bieberer Straße und Untere Grenzstraße. Der Verkehr reduziere sich insbesondere auf Letzterer laut Machbarkeitsstudie um nur etwa 13 Prozent oder 3400 Autos täglich, die Schadstoffemissionen (Kohlendioxid, Stickstoffoxid) um 9 Prozent. Die Bieberer würde verkehrlich um rund 8000 Fahrzeuge pro Tag entlastet, die Schadstoffe würden um rund 20 Prozent zurückgehen. Für Eufinger steht fest: „Die neue Trasse entlastet nur ein sehr schmales Segment des Verkehrsstroms.“ Eine solche Entlastungswirkung könne möglicherweise ebenso durch attraktivere ÖPNV-Angebote und die Anbindung über Fernradwege erzielt werden.

Die Kosten für das Bauvorhaben, die man mangels konkreter Zahlen von der Stadt nur schätzen könne, stünden in keinem Verhältnis. Die Initiative Stadtfieber beziffert sie auf rund 50 Millionen Euro; die ökologischen Kosten seien da nicht eingerechnet. (Matthias Dahmer)

*Redaktioneller Hinweis: In einer vorigen Version dieses Artikels ist uns ein Fehler in der Überschrift unterlaufen. Statt von der B448 war dort von der B488 die Rede. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten, diesen zu entschuldigen.

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