Genervt von Corona-Regeln

„Wir sind nicht der Einzelhandel!“ Viel Geduld mussten die Mitwirkenden des Teams um Manfred Reißmann am Einlass des samstäglichen Flohmarkts am Mainufer aufbringen. In den hessischen Geschäften und Läden ist seit dem vergangenen Montag die 2G plus-Regel aufgehoben. Dass diese Regel aber nach wie vor bei einer Open-Air-Veranstaltung wie dem Flohmarkt gilt, sorgte bei vielen Besuchern für Stirnrunzeln - und teils auch für Ärger.
Offenbach - „Die ganze Zeit erforderte der Einlass 2G“, erklärt Manfred Reißmann, der den Flohmarkt auf dem Parkplatz unterhalb der Carl-Ulrich-Brücke organisiert. Ausgelastet werden durfte das Gelände in der letzten Zeit mit bis zu 1000 Besuchern. „Dann hat Bouffier Lockerungen versprochen: Die Lockerung ist die, dass bei Veranstaltungen je nach Kapazität des Geländes die Auslastung bis zu 10000 Leuten angehoben werden darf.“ Das klinge super, meint Reißmann, „aber diese Erweiterung ist gekoppelt an 2G plus.“
Eben diese Regel ist am 7. Februar für den Einzelhandel weggefallen: Jetzt dürfen nicht nur Genesene und voll Geimpfte mit Boosterimpfung oder alternativ einem tagesaktuellen Schnelltest die Läden betreten, sondern jeder – lediglich das Tragen einer FFP2-Maske ist erforderlich. Den Flohmarkt, der an frischer Luft auf einem weitläufigen Gelände stattfindet, dürfen Besucher allerdings nur unter eben dieser Auflage betreten.
Auch wenn sich Manfred Reißmann über die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bewusst ist: „Das ist für mich nicht so richtig zu kapieren.“ Im Gegensatz zum Einzelhandel zählt der Flohmarkt zur Kategorie Veranstaltungen und fällt so automatisch unter die Verordnung. Für ihn und seine Mitarbeiter bedeutet das großen zusätzlichen Aufwand, durch die Kontrollen bilden sich lange Schlangen vor dem Einlass. Trotzdem stellt sich Manfred Reißmann mit seinem Team der Verantwortung gewissenhaft, um den reibungslosen Ablauf und auch den Fortbestand des Flohmarktes zu gewährleisten.
Die Regelung stößt auf Unverständnis: „Die Leute sagen, ich habe doch eine FFP2-Maske, da darf ich doch rein“, schildert Manfred Reißmann da noch die harmloseren Diskussionen, die am Eingang stattfinden. Andere Besucher, denen der Einlass verwehrt wird, reagieren schon mal harscher und gehen schimpfend von dannen. Wieder andere versuchen es mit teils seltsamer Argumentation, wenn etwa ein Besucher glaubt, die vollständigen Unterlagen seiner Frau gewähren auch für ihm den Zutritt. Aber auch bei verbalen Aussetzern lässt sich das Team nicht beirren: „Wenn jemand pampig wird, werden wir auch pampig.“ So wird vom Hausrecht Gebrauch gemacht. Manchmal rutscht auch buchstäblich jemand durch, wie eine Frau am Samstagmorgen, die ohne Kontrolle und auch ohne auf dem Flohmarkt obligatorische Maske durch den Einlass gerannt ist. Ein etwas drastischerer Fall liegt schon einige Zeit zurück, als eine ältere Dame nur einen einzelnen Impfeintrag vorweisen konnte und diesem dem Sicherheitspersonal als Boosterimpfung verkaufen wollte: Sie versperrte kurzerhand den Eingang mit ihrem Rollkoffer und rief die 110 an - aber auch die angerückte Polizei konnte ihr den Zugang zum Flohmarkt nicht ermöglichen. „Stattdessen blockiert die noch den Notruf“, ärgert sich Reißmann über eine derartige Rücksichtslosigkeit.
„Natürlich ist es gerade alles ein bisschen durcheinander“, erzählt eine Besucherin nach der Kontrolle, die zwar geboostert, aber überrascht über die Zugangsbeschränkung des Flohmarkts ist, „man verliert den Überblick. Ganz einheitliche Regeln wären einfach besser“ Viele Aussteller und ein großer Teil der Besucher des Flohmarkts arrangieren sich aber positiv mit der Regelung. „Ist ja auch weiter nicht schwer“, erklärt ein älterer Herr, den den Flohmarkt regelmäßig besucht, „impfen lassen und gut ist es.“
Von Jan Schuba
