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Trotz guter Corona-Bilanz: Nächstes Traditionsgeschäft in Offenbach schließt

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Von: Lena Jochum

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Zwischen Knöpfen, Garnen und Schulterpolstern: In einigen Wochen gibt Klaus Enders sein Nähmaschinen-Geschäft an der Frankfurter Straße nach 42 Jahren aus Altersgründen auf.
Zwischen Knöpfen, Garnen und Schulterpolstern: In einigen Wochen gibt Klaus Enders sein Nähmaschinen-Geschäft an der Frankfurter Straße nach 42 Jahren aus Altersgründen auf. © Jochum

Nach 42 Jahren schließt mit Nähmaschinen Enders ein weiteres Traditionsgeschäft in Offenbach. Die Kunden sind traurig.

Offenbach – Schnäppchenpreise. Rabatte bis zu 50 Prozent. Totalausverkauf. Für Klaus Enders sind es die letzten Wochen in der Frankfurter Straße 29. Nach 42 Jahren gibt er sein Geschäft für Nähmaschinen und Handarbeitsbedarf auf. „Aus Altersgründen“, sagt Enders. Mit 67 Jahren will er sich zur Ruhe setzen. Wann genau er die Tür des Ladenlokals auf Offenbachs Einkaufsmeile zum letzten Mal abschließt, steht noch nicht final fest.

Das macht der Einzelhandelskaufmann davon abhängig, wie der Ausverkauf läuft, wann alles weg ist, was da noch in den Regalen liegt. „Ich gehe etwa von Mai aus.“ Auch wenn die Geschäftsaufgabe der Abschluss eines wichtigen Kapitels in Klaus Enders Leben ist, freut er sich darauf, wenn alles abgewickelt ist, er endlich wieder mehr Zeit hat.

Offenbach: Nähmaschinen Enders einer der letzten Fachhändler in der Stadt

1980 übernahm Enders die damalige Filiale des Nähmaschinen-Herstellers Singer, nahm mit der Zeit auch andere Hersteller ins Sortiment auf. Beschränkte sich sein Angebot in den ersten Jahren auf Nähmaschinen und Kurzwaren, kamen später unter anderem Stoffe, Wolle, Stickgarn und Aufnäher hinzu. Noch heute ist bei Nähmaschinen Enders von Schulterpolstern bis zur Strickanleitung alles zu finden, was es für verschiedene Handarbeiten braucht.

Für Offenbach bedeutet Klaus Enders Entschluss, in Ruhestand zu gehen, den Verlust eines weiteren inhabergeführten Geschäftes. Zwischen großen Ketten und Schnäppchenläden war er seit Jahren einer der letzten Fachhändler in der Stadt. Er erinnert sich noch gut an eine Zeit, als das ganz anders aussah. „Früher waren hier 80 Prozent Fachgeschäfte.“

Traditionsgeschäft in Offenbach: Kunden von Nähmaschinen Enders „sind traurig“

Damals, als da etwa noch Elektro Rösler oder Eisen Schneider waren, da habe es die Kundschaft der guten Auswahl wegen nach Offenbach gezogen. „Alleine wegen eines Knopfes kommt natürlich niemand extra her“, sagt Klaus Enders. Er habe dennoch immer seine Umsätze gemacht, trotz des Wandels. Vor allem sein Nähmaschinen-Angebot und der Reparatur-Service locken nach wie vor Kunden aus dem gesamten Umland. „Auch aus dem Taunus und dem Vogelsberg“, sagt Enders. So konnte er immer gut leben von seinem Geschäft. „Wirtschaftliche Gründe fürs Aufhören gibt es darum nicht“, betont der Einzelhändler.

Seine Kunden wird das wenig trösten. „Die sind traurig.“ Einen Nachfolger hat Klaus Enders bislang nicht, hat auch nicht aktiv danach gesucht. „Aber ich wäre offen dafür“, sagt er. Für Offenbach wäre es ein Gewinn, würde jemand Junges mit Elan und Engagement übernehmen, davon ist der erfahrene Einzelhändler überzeugt. „Vielleicht kommt ja jemand vorbei, der Lust darauf hätte.“ Auch vonseiten des Vermieters spricht nichts dagegen.

Schmackhaft macht Klaus Enders seinen Laden zusätzlich damit: Während viele andere Geschäftsleute in der Corona-Pandemie hart zu kämpfen hatten, machte er in der Krise die besten Umsätze. „Während Corona habe ich in einem Monat 150 Nähmaschinen verkauft“, erzählt er. Viele hätten in der Zeit, in der vor allem zuhause bleiben angesagt war, angefangen, sich mit Handarbeiten wie Nähen oder Stricken zu beschäftigen. Hinter Klaus Enders liegen also – anders als bei vielen Einzelhändlern – zwei erfolgreiche Jahre. Trotzdem soll nun Schluss sein. Die Entscheidung steht. „Ich habe mich ziemlich spontan entschieden, das war nicht einfach. Aber das Richtige.“ (Lena Jochum)

Einer der wenigen verbliebenen Fachhandel in Offenbach beschäftigt sich mit Uhren.

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