Geschützte Optik am Offenbacher Maindeich bleibt erhalten

Im März ist es endlich so weit: Nach jahrelanger Diskussion und Planung wird der Maindeich bei Rumpenheim, in den Folgejahren auch entlang der Mainstraße saniert. Zumindest symbolisch haben am Dienstag Vertreter von Stadt und Regierungspräsidium mit den Arbeiten begonnen – auch wenn in den kommenden drei Wochen zunächst in Rumpenheim der Kampfmittelräumdienst nach Überbleibseln aus dem Zweiten Weltkrieg suchen muss.
Offenbach - Das Interesse der Anwohner an den Arbeiten ist groß. Schließlich wird die Bautätigkeit über Monate das Leben im Stadtteil beeinflussen, ehe die Baustelle ab 2024 in Richtung Innenstadt wandert. „Ein Jahrhundertvorhaben“ nennt Stadtrat Paul-Gerhard Weiß die Sanierung und erinnert daran, dass der alte Deich 130 Jahre gehalten hat. Die Hochwasserkatastrophe 1882 hatte die Stadt einst bewogen, den Maindeich zu errichten.
Und heute? Von zehn Jahren intensiver Vorplanung spricht Weiß, doch werden verschiedene Deichvarianten viel länger diskutiert. Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid legt denn auch den Finger in die Wunde, indem sie daran erinnert, dass ein Deich vor allem einen Zweck erfüllen muss – die Menschen vor Hochwasser schützen. Das Darmstädter Regierungspräsidium müsse manchmal als Spielverderber auftreten, wenn es um bestimmte Vorstellungen der Kommunen in Sachen Optik gehe, sagt sie. Bekanntlich gab es in Offenbach eine jahrelange Planung und Bürgerworkshops für Deichabriss und Installation mobiler Deichwände in Höhe des Isenburger Schlosses, bevor das RP die Planungen beendete und auf konventionelle Sanierung drängte.
„In Hessen gibt es etwa 400 000 Menschen, die von Hochwasser betroffen sein könnten, also geht es darum, dass die Deiche funktionieren und halten“, sagt sie. Für 167 Kilometer Deich ist das Regierungspräsidium Darmstadt zuständig, die Kommunen werden beraten und unterstützt.
Letzteres ist gerade angesichts der klammen Stadtkasse für Offenbach wichtig: Mit bis zu 85 Prozent für förderfähige Ausgaben im Hochwasserschutz wird die Stadt vom Land unterstützt, sagt Weiß. Und glücklicherweise ist die Fördersumme nicht gedeckelt. Denn schon jetzt ist bekannt, dass die derzeit als Gesamtsumme angesetzten 18,7 Millionen Euro – davon 12,9 Millionen Euro aus der Hessenkasse – nicht zu halten sind. Es gebe eine enorme Kostensteigerung, sagt Weiß. Allein für die Arbeiten in Rumpenheim rechnet die Stadt mit einer Erhöhung um 280 Prozent. Doch der Schutz vor Hochwasser sei wichtig wie der Blick auf die Geschehnisse im Ahrtal 2021 zeige, so Lindscheid.
Für den Deich in Verantwortung der Stadt – der des Landes ist schon seit Jahren saniert – geht es von März an im Westen Rumpenheims mit der Sanierung los: „Nach der Kampfmittelsondierung werden Spundwände bis zu acht Meter tief hydraulisch in die Erde gedrückt“, erläutert Projektleiter Markus Föller. Die Wände werden vor der bestehenden Mauer eingesetzt und später mit Sandstein verkleidet. Von der Optik her orientiert sich das am Bürgeler Deich.
Nur in Höhe des „Schiffchens“, der historischen Gaststätte, hat der Denkmalschutz diese Variante untersagt: Dort – und zwar nur dort– bleibt die alte steinerne Mauer erhalten. „Wir werden aber etwa einen Meter oben abtragen und einen Stahlbetonbalken draufsetzen“, führt Föller aus. Außerdem werde die Wand mit Stahlankern verstärkt. Anschließend wird das Mauerwerk oben wieder angebracht, die geschützte Optik bleibt also erhalten. „Bei Bedarf, also bei extremem Hochwasser, können etwa 70 Zentimeter hohe mobile Elemente angebracht werden“, betont Föller.
Der Fährbetrieb nach Maintal ist von den Arbeiten nicht betroffen, allerdings müssen in den nächsten Monaten immer wieder einzelne Gassen gesperrt werden. Der Radweg ist bereits mit rot-weißen Absperr-Elementen versehen. Die Sandsteintreppe in Höhe der Neugasse wird im Zuge der Arbeiten erneuert. An der Untergasse bleibt die Treppe erhalten.
Von Frank Sommer