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Hilfe für Berufseinsteiger

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Hilfe beim Übergang: Katrina Blindow, Susan Kazda, Astrid Braun-Hubert, Katja Müller, Ralph Kersten, Kai Uwe Vogel und Brigitte Kümbel (von links) kümmern sich in den Räumen auf dem Hassia-Fabrikgelände um junge Menschen, die ins Arbeitsleben starten.
Hilfe beim Übergang: Katrina Blindow, Susan Kazda, Astrid Braun-Hubert, Katja Müller, Ralph Kersten, Kai Uwe Vogel und Brigitte Kümbel (von links) kümmern sich in den Räumen auf dem Hassia-Fabrikgelände um junge Menschen, die ins Arbeitsleben starten. © wac

Offenbach - Für viele Schulabgänger beginnt bald eine aufregende Zeit: Sie fangen an zu arbeiten. Hilfe bei der Suche nach einem Arbeitsplatz oder bei Problemen in der Ausbildung gibt es beim Übergangsmanagement der Stadt. Von Christian Wachter

In den kommenden Wochen werden wir in loser Reihenfolge junge Menschen vorstellen, die diese Angebote nutzen und auch die Ausbilder zu Wort kommen lassen. Ralph Kersten ist sich sicher. „Wir sind keine Eintagsfliege“, so der Leiter des Übergangsmanagements Schule-Beruf Offenbach. Kersten und seine elf Mitarbeiter haben es sich zur Aufgabe gemacht, junge Menschen dabei zu unterstützen, in der Berufswelt anzukommen – und das kostenlos. Dafür ist seit 2008 ein Geflecht an Projekten gewachsen: „Rein in die Ausbildung“ (RIA) etwa gewinnt Betriebe für die Ausbildung und bietet Schülern eine spezielle Berufsvorbereitung, während „Zukunft gestalten“ (ZUG) junge Erwerbslose zwischen 18 und 27 Jahren bei der Jobsuche begleitet. So bürokratisch sich das auch anhören mag, so eng und persönlich ist der Kontakt mit den Schützlingen, die im sozialen Bereich auch auch Klienten genannt werden.

Astrid Braun-Hubert beispielsweise arbeitet im Projekt ZUG und trifft manch einen Klienten zum ersten Mal bei einem Gang zum Jobcenter Mainarbeit, bei dem sie ihn begleitet. Im ersten Gespräch, erzählt sie, mache sie den Teilnehmern dann noch einmal klar, dass der Besuch bei ihr im Gegensatz zu dem beim Amt freiwillig sei. „Dann versuche ich herauszufinden, was für Kompetenzen sie haben und wo ihre Interessen liegen, dafür lasse ich sie über ihren Alltag, ihre Freizeitgestaltung erzählen“, so Braun-Hubert.

Damit die Klienten sich wertgeschätzt fühlen, hat sie einige Tricks auf Lager: Wer zum ersten Mal bei ihr ist, denn lässt sie einige Minuten in einer gemütlichen Sofaecke warten, um sich dann kurz darauf genau dafür zu entschuldigen. Die Klienten seien davon meist überrascht, weil sie das nicht gewohnt seien. Danach hilft sie ihren jungen Besuchern beim Schreiben von Bewerbungen, aber auch bei andere Problemen. „Manche haben Schulden oder Strafverfahren am Hals, ich sage nicht ‘das ist ja furchtbar’, sondern zeige, wie man dieser Spirale entkommen kann.“

Aber auch jene, die es in eine Ausbildung schaffen, haben häufig Probleme und finden ebenfalls Hilfe in den Räumen auf dem Hassia-Gelände. Das Projekt „Qualifizierte Ausbildungsbegleitung“ (QuABB) unterstützt Azubis, bei denen es im Betrieb oder in der Schule nicht so läuft. Dafür, erklärt die Mitarbeiterin Katrina Blindow, sei sie an zwei Tagen in der Woche in Berufsschulen und halte engen Kontakt mit den Lehrern. Die Lehrer wiederum kommen auf sie zu, wenn sie merken, dass es irgendwo hakt – die Noten schlechter werden oder es viele Fehlzeiten gibt – und empfehlen den Azubis, einen Termin zu vereinbaren.

Die Probleme auf der Arbeit, weiß die studierte Soziologin mit Zusatzqualifikation in systemischer Beratung, können vielfältig sein: „Das reicht von Abmahnungen über persönliche Konflikte bis hin zur sexuellen Belästigung.“ Die Azubis, so Blindow, könnten mit allem zu ihr kommen, schließlich müssten sich viele der jungen Menschen ohnehin an neue Situationen gewöhnen, etwa an die erste eigene Wohnung.

Das Übergangsmanagement geht mit RIA daneben auch direkt auf die Ausbildungsbetriebe zu. Die Projektmitarbeiterin Katja Müller erklärt: „Wir laden Betriebe in die Schulen ein, wo sie sich vorstellen und potenzielle Azubis kennenlernen können.“ Gerade für kleinere Unternehmen, für die sich die großen Jobmessen nicht lohnten, sei das eine gute Gelegenheit, unkompliziert mit Schülern ins Gespräch zu kommen.

Mit dem Netzwerk OloV (Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule-Beruf) kooperieren die Projekte darüber hinaus mit zahlreichen weiteren Institutionen, etwa mit der Mainarbeit, den Kammern, dem staatlichen Schulamt und der IHK. Die Strategie OloV gibt es hessenweit, immer mit dem Ziel, innerhalb der Kommunen Prozesse im Übergang Schule-Beruf zu sichern und zu bündeln, und so Parallelstrukturen zu vermeiden. Der Leiter der städtischen Einrichtung, Ralph Kersten, erzählt: „Ein Vertrauensverhältnis mit den Kooperationspartnern aufzubauen, das kann eine gewisse Zeit dauern.“ Deshalb sei es wichtig, dass alle Partner sich vertreten fühlten und von der Langfristigkeit der Projekte überzeugt seien. „Darum treffen wir uns auch mit allen Beteiligten circa sechsmal im Jahr zu Steuerungsrunden.“

Überzeugt von der Arbeit von Kersten und seinen Kollegen ist Dr. Matthias Schulze-Böing, Leiter des Amtes für Arbeitsförderung, Statistik und Integration, bei dem das Übergangsmanagement angesiedelt ist: „Eine berufliche Ausbildung ist der Schlüssel für eine gute Zukunft junger Menschen. Dabei unterstützen wir sie, wo immer notwendig.“ Bei manchen liefen die Wege im Übergang schließlich nicht immer geradlinig und glatt, so Schulze-Böing. „Deshalb bieten wir eine Vielzahl von Beratungs- und Förderangeboten, um auch diesen jungen Menschen eine gute Zukunft mit Beruf zu eröffnen.“

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