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Hüpfen bis der Bauch brennt

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Von: Lisa Mariella Löw

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Die Trainer Miki (links) und Jörg beim  „Jumping“ bei der TSG Bürgel.
Die Trainer Miki (links) und Jörg im Fokus: Volontärin Lisa Mariella Löw (am Auslöser) hat den Selbstversuch im „Jumping“ bei der TSG Bürgel gewagt. © L. Löw

Offenbach: So schweißtreibend ist „Jumping“ bei der TSG Bürgel

Montagabend, 20 Uhr. Ein anstrengender Tag neigt sich dem Ende zu. Die Couch, Chips und Netflix rufen. Und jetzt wirklich noch eine Runde auf dem Trampolin? Der Schweinhund knurrt fürchterlich. Dennoch geht’s direkt zur TSG Bürgel.

Die Jumpingkurse dort sind Woche für Woche ausgebucht. Schon in der ersten Sekunde, in der ich die Halle betrete, empfangen mich Jumpingtrainer Jörg und Miki mit einem breiten Lächeln. Die beiden „jumpen“ seit 20 Jahren. Voller Vorfreude erzählen sie mir und den anderen 28 Teilnehmern, dass heute die Highlights Bizepcurls und Liegestützen dran sind. Doch erstmal lässt das Trainerduo den Mallorca-Hit „Vamos a la playa“ aus den Lautsprecherboxen dröhnen. Dann geht’s auf die Trampoline.

Sogleich spüren meine Füße die Härte der federnden Trampolinmatte. Meine Beine beugen und strecken sich im Rhythmus der Musik. Auf und ab. Hoch und runter. Schnell merke ich, dass Jumping keinerlei Vorkenntnisse erfordert. Ohne groß nachzudenken heben sich meine Fußspitzen für den sogenannten Fersenschritt an. Erst auf die eine Ferse stellen, dann im Sprung auf die andere wechseln. Dann kommt der „Scherenschritt“ – immer schön fest in die Matte hinein. Hört sich kompliziert an. Jörg und Miki machen es aber so vor, dass es kinderleicht erscheint.

Nach zehn Minuten Hüpfen ist keine Kraft mehr zum Reden da, ich bin außer Puste.. Dass ich nicht leicht und schwerelos nach oben hüpfe, sondern meinen ganzen Körper anspanne, um meine Füße entgegen der Hüpfbewegung nach unten zu stemmen, ist mindestens so anstrengend wie der morgendliche Sprint zur Bahn. und genau darin liegt auch das sportliche Geheimnis des „Jumping“.

Schon geht’s weiter. Und zwar nicht auf dem Trampolin, sondern mit den angekündigten „Bizepcurls“, „Mountain Climbern“ und Liegestützen auf der danebenliegenden Matte. Mit je einer gefühlten Tonne an Stahl-Gewichtscheiben in meinen Händen, strecke und beuge ich meine Unterarme. Dann kommen die Liegestützen und auch die Verlockung, sich einfach auf die Matte plumpsen zu lassen, wird riesig. Doch Jörg und Miki lassen den Teilnehmer keine Chance. Beide laufen durch die Mattenreihen feuern an. Meine Arme brennen, doch mit der Unterstützung der beiden Drill-Profis hole ich das Maximum aus meinen Muskeln heraus.

Das Schöne: Hier spielen anders als in vielen Fitness-Studios weder Alter, Aussehen noch Geschlecht eine Rolle. Alle hüpfen und schwitzen wir uns durch die Feel-Good-Playlist. Meine Gesichtsfarbe ähnelt immer mehr einer Tomate. Die Beine werden mit jedem Sprung schwerer. Irgendwann frage ich mich, ob sich jemand heimlich an meinen Knöcheln festhält und mich nach unten zieht. Doch auch die Anspannung und der Stress des Tages fließen aus meinem Körper heraus. Ich merke, wie mich Gedanken und Sorgen loslassen.

Bei Michael Jacksons „Beat it“ spüre ich plötzlich ein Stechen in meiner Bauchgegend. Da, wo hoffentlich mal irgendwann ein Sixpack zum Vorschein kommen wird. Zwar stehe ich aufrecht auf dem Trampolin, doch meine Muskeln sind weiter im Jump-Modus. Miki beobachtet leicht schadenfroh, wie ich mir an meinen Bauch fasse. Er fühlt sich nämlich an wie glühende Lava. Jetzt wird mir klar, warum Miki sagt, dass Jumping die Bauchmuskeln extrem fordert.

Schließlich ruft Jörg zum Endspurt auf und jeder gibt nochmal alles. Erst wird im Ponyschritt gehüpft, dann auf der Matte geschwommen. Dabei wird der Oberkörper mit aller Muskelkraft aufrecht gehalten und man paddelt mit Armen und Beinen. Die Stunde endet mit dem nächsten Jumping-Fachbegriff, dem „Power Basic“. So fest es geht, stampfe ich meine Fußsohlen für die letzten Wiederholungen in das Trampolin hinein – bis zur völligen Erschöpfung.

Nach einer Stunde Training ist mein Pferdeschwanz klitschnass. Rinnsale laufen mir am Rücken herunter. Miki erklärt, dass gerade 500 meiner Muskeln effektiv trainiert wurden. Ich fühle mich einfach nur platt. Dennoch: Die Zeit ist im Nu verflogen, auch durch die abwechslungsreiche Musik und Choreographie. Den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern geht es offensichtlich ähnlich. Überall rote, erschöpfte, aber zufriedene und glückselige Gesichter.

Information

Wer seinen Körper auch mal an seine sportlichen Grenzen bringen möchte, der ist eingeladen, die Jumpingkurse der TSG Bürgel auszuprobieren. Gejumpt wird montags um 20 Uhr sowie mittwochs und donnerstags um 19.30 Uhr im Mainzer Ring 150 in Offenbach.

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